Ein T-Rex mischt die NBA auf

Die Memphis Grizzlies stehen nach sieben Siegen und vier Niederlagen auf dem sechsten Platz der Western Conference. Neben Franchise-Player Ja Morant macht in dieser Spielzeit vor allem ein Spieler auf sich aufmerksam: Desmond Bane. (DATEN: Alle Tabellen der NBA).

Der Shooting Guard überzeugt mit herausragenden Leistungen und zaubert ein High-Scoring-Game nach dem anderen auf das Parkett. Neben neuen Bestmarken in der Offensive überzeugt der 24-Jährige aber auch durch knüppelharte Defense.

Beim ersten Blick auf Banes Karriere erscheint diese Leistungsexplosion überraschend.

SPORT1 nimmt den aufstrebenden Star-Spieler der Grizzlies genauer unter die Lupe, um seinen persönlichen Aufschwung zu erklären. Dabei wird auch geklärt, wie es zu seinem außergewöhnlichen Spitznamen kam.

Zu alt? Bane rutschte im Draft weit nach unten

Bane kam vor zwei Jahren in die NBA. An erst dreißigster Stelle zogen ihn die Boston Celtics, die ihn nach einer zuvor getroffenen Vereinbarung direkt an die Grizzlies weiterreichten. Bane hatte zuvor vier Jahre für die Texas Christian University (TCU) gespielt und mit 22 Jahren relativ spät seine Profi-Karriere gestartet.

Der in Richmond im Bundesstaat Indiana geborene Bane war bereits in der High School für seinen Körper bekannt. Mit seinem bulligen Körper erinnerte er schon damals eher an einen Football-Spieler als an einen Basketballer. Doch seine muskelbepackten Arme standen ihm nie im Weg und Bane fand schon in jungen Jahren seine große Stärke: Den Dreipunktwurf.

Mit einem filigranen Wurf setzte der Guard sich an die Spitze der TCU-Dreierliste. Insgesamt 249-mal war Bane in seiner College-Zeit von Downtown erfolgreich. Dabei steigerte er sich kontinuierlich und wurde von einem Rollenspieler zur wichtigsten Stütze seines Teams.

Der heute 24-Jährige führte in seiner letzten Saison für die TCU die Mannschaft als bester Scorer (16,6 Punkte), bester Vorlagengeber (3,9 Assists) und zweitbester Rebounder (6,3 Rebounds) an.

Und dennoch landete Bane weit hinten im Draft, da sein Alter bei den Klubs für Skepsis sorgte. 29 Picks vergingen und keiner griff beim bulligen Guard zu - viele Franchises werden sich über diese Entscheidung wohl ärgern.

Die Saison seines Lebens

Denn aktuell spielt Bane den besten Basketball seines Lebens.

Sein Potenzial in der NBA mehr als nur ein Rollenspieler zu werden, deutete er spätestens in seiner Sophmore-Saison an. Mit knapp 18 Punkten und drei verwandelten Dreier pro Spiel verdoppelte Bane in der vergangenen Saison seinen Rookie-Schnitt. In dieser Spielzeit steht er bereits bei 24,6 Punkten pro Spiel und legt noch einen weiteren Dreier oben drauf.

Beachtlich ist dabei die Quote. Zwar war schon vor seinem NBA-Start klar, dass der 24-Jährige ein Dreierspezialist ist - mit knapp 46 Prozent bei fast neun Versuchen von jenseits der Dreipunktelinie übertrifft er aber jegliche Erwartungen.

Zudem läuft nur Stephen Curry, der von vielen Seiten als bester Werfer aller Zeiten betitelt werden, Bane in der Kategorie der getroffenen Dreier den Rang ab. Bislang traf Bane in zehn Spielen 37-mal aus der Distanz, Curry nach neun Spielen schon 46-mal.

Gegen die Brooklyn Nets traf er acht Dreier in einem Spiel - persönlicher NBA-Rekord - und erzielte mit 38 Punkten sogar einen Karriere-Bestwert. Doch nicht nur der Dreier fällt in dieser Spielzeit in dieser Menge exorbitant oft. Bane kann noch viel mehr als das. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA).

Was macht Bane so stark?

Bane schafft es in dieser Saison immer besser seinen kräftigen Körper zu nutzen. Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Er nutzt immer häufiger die Gelegenheit zum Korb zu ziehen. Dadurch, dass er seine Kraft besser einsetzt, schafft er es oft, auch gegen größere und schwerere Gegner zu scoren. Auch sein Finish am Ring verbesserte sich.

Zudem fügte er eine weitere Charakteristik seinem Spiel hinzu. Bane wurde ein deutlich bessere Ballhandler und schafft es, dieses in der Spielzeit effizienter einzusetzen.

Zum einen kreiert er besser seinen eigenen Wurf, zum anderen kann er auch seine Mitspieler besser in Szene setzen. Dies lässt sich an seinen Assists pro Spiel erkennen, die sich im Vergleich zur Vorsaison von 2,7 auf 4,6 erhöhten.

Insbesondere beim Pick and Roll gelingt ihm das zunehmend besser. Bane wird von US-amerikanischen Experten als smarter Spieler bezeichnet, der weiß, wann er den richtigen Pass spielen muss.

Bane weiß aber auch, wo er auf dem Feld zu stehen hat - und passt deshalb perfekt in die florierende Grizzlies-Offensive. Zudem ist Bane da, wenn es drauf ankommt, und führt die NBA bei den erzielten Punkten im vierten Viertel an.

Woher kommt der T-Rex-Vergleich?

Bane hat mit 1,98 Meter die optimale Größe für einen Shooting Guard. Immerhin hatten NBA-Legenden wie Michael Jordan oder Kobe Bryant auf seiner Position dieselbe Größe vorzuweisen. Besonders auffallend ist jedoch die Armspannweite von Bane.

Im Normalfall entspricht diese der Körpergröße. Beim Großteil der NBA überragt die Armspanne die eigene Körpergröße jedoch um viele Zentimeter. Ein körperlicher Vorteil, der im Basketball nicht unbedeutend ist. Beim Fangen von Rebounds, in der Verteidigung oder auch beim eigenen Wurf sind lange Arme von Vorteil.

Banes Armspannweite liegt aber bei gerade mal bei 1,96m und somit unter seiner eigenen Körpergröße. Damit ist der Guard einer der wenigen NBA-Profis, die darunter leiden.

Bereits in seinem Draft-Profil aus dem Jahr 2020 wurde dies moniert. Es hieß unter anderem, dass Banes defensives Potenzial dadurch limitiert wird und er Schwierigkeiten habe, gegen schnellere Guards zu bestehen.

Grizzlies-Star überzeugt auch defensiv

Aber auch wenn ihm mögliche defensive Schwächen prognostiziert wurden, kommt er auf ein Defensive Rating von knapp 109. Zum Vergleich: Der aktuelle Defensive Player of the Year und Shooting Guard der Boston Celtics Marcus Smart liegt bei 107.

Jrue Holiday, der auf dieser Position für die Milwaukee Bucks aufläuft und als einer der besten Defensivakteure der Liga gilt, steht derzeit bei 111. Somit hält ihn seine kurze Armspannweite nicht davon ab auch in der Defensive abzuliefern. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)

Deshalb wurde Bane schon in seiner College-Zeit mit einem T-Rex verglichen, denn wie der Grizzlies-Spieler soll auch der Dinosaurier über einen muskulösen Körper mit kurzen Armen verfügt haben. Vor allem in den sozialen Medien werden deswegen Scherze über ihn gemacht.

So wie Bane momentan performt, scheinen ihm die kurzen Arme jedoch nicht davon abzuhalten, derzeit einer der besten auf seiner Position zu sein.

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