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Beschimpft von Rivalen - wie gefährlich ist Vettels neuer Teamkollege?

Beschimpft von Rivalen - wie gefährlich ist Vettels neuer Teamkollege?

Nach sechs Jahren bei Ferrari stehen die Zeichen für Sebastian Vettel auf Veränderung. Der Ex-Weltmeister wird 2021 - auch dank kräftiger Mithilfe von Bernie Ecclestone - für Aston Martin (aktuell noch Racing Point) in der Königsklasse des Motorsports am Steuer setzen.

Der 33-Jährige wird sich auf ein komplett neues Umfeld, Ingenieure, Mitarbeiter und natürlich auch auf einen neuen Teamkollegen einstellen müssen. Bei diesem handelt es sich um Lance Stroll, um den es seit seinem Formel-1-Einstieg im Jahr 2017 aus diversen Gründen nie wirklich leise geworden ist - und das trotz meist überschaubarer Resultate. Wie gefährlich ist Stroll für Vettel als Kontrahent oder die Formel 1 mit seinem Fahrstil?

Stroll nach Crash von Norris beleidigt

Am vergangenen Rennwochenende in Portimao geriet der 22 Jahre alte Kanadier auf der Strecke mehrfach mit Konkurrenten aneinander. Diese machten sich darüber öffentlich Luft und sparten nicht mit Kritik und sogar Beleidigungen an Strolls Fahrstil.

"Was zur Hölle macht das Arschloch da. Mistkerl", war am Sonntag während des Rennens aus dem Boxenfunk von McLaren-Pilot Lando Norris zu hören. Dieser kollidierte in Runde 18 mit Stroll, der aus Norris' Sicht "einfach reingezogen" ist. Dies sahen offenbar auch die Rennkommissare so und bestraften Stroll mit fünf Strafsekunden und einem Strafpunkt - was vor allem Norris nichts einbrachte. Sein Frontflügel war kaputt, die Reifen beschädigt. Nach dem fälligen zusätzlichen Boxenstopp war sein Rennen schon dahin. Am Ende wurde er 13.

Stroll wurde im Rennverlauf wegen mehrmaligen Überfahrens der Track Limits zu einer weiteren Fünf-Sekunden-Strafe verdonnert. In Runde 54 nahm ihn sein Team wegen Schäden am Unterboden gar aus dem Rennen.

"Er hat aus Freitag nichts gelernt, aber er scheint nie etwas zu lernen", ärgerte sich Norris nach dem Rennen immer noch heftig über Strolls verhängnisvolles Überholmanöver.

Verstappen sauer nach Kollision

Mit "Freitag" spielte er auf auf eine Kollision zwischen Stroll und Max Verstappen (Red Bull) im 2. freien Training an. "Ist dieser verdammte Kerl blind? Was zur Hölle stimmt nicht mit dem? Jesus! Was für ein behinderter Vollidiot. Mein Auto ist beschädigt. Was für ein Mongo, ich schwöre es euch", schrie der Niederländer erbost in den Boxenfunk.

Was war passiert: Verstappen und Stroll hatten sich in Kurve 1 ein überhartes Duell geliefert, das zwei kaputte Autos zur Folge hatte, bei dem keiner nachgeben wollte. Während die Schuldfrage für Verstappen und das Red-Bull-Team geklärt war, sprachen die Rennkommissare keine Strafen aus.

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Die zwei Szenen beschreiben gut, mit welchen Problemen Stroll auch in seinem vierten Jahr in der Formel 1 noch zu kämpfen hat. Er gilt auf der Strecke als ungehalten und ungeduldig. Seine Manöver sind oft grenzwertig und unkontrollierbar.

Stroll hat Image des Paydrivers

Noch mehr haftet dem Pasta-Liebhaber der Ruf an, dass er nur wegen seines sehr reichen Vaters in der Formel 1 fährt, ein sogenannter "Paydriver" ist.

Vater Lawrence Stroll, dessen Vermögen laut Forbes auf 2,6 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, ist ein riesiger Autonarr mit einer Vorliebe für Ferrari, von denen er zahllose besitzt.

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Nach seinem Ausstieg aus dem Aktionärpool bei Modelabel Michael Kors widmete er sich der geplanten Rennsport-Karriere seines Sohnes. Als es mit dem Kauf von Sauber nicht klappte, suchte er einen neuen Weg, um seinen Sohn in die Formel 1 zu bringen. Stroll jr. sollte sich über die Formel 3 empfehlen, weshalb der Vater sich bei Prema in den besten Formel-3-Rennstall einkaufte. Nach Anlaufschwierigkeiten gewann Stroll jr. im zweiten Jahr souverän die Formel-3-Europameisterschaft.

Mit etlichen Millionen sicherte der Unternehmer seinem Sohn bereits den Formel-1-Einstieg beim Traditionsteam Williams. 2018 kaufte Vater Stroll gleich ein ganzes Team: Eine Investorengruppe mit dem Kanadier an der Spitze übernahm Force India und rettete den Rennstall so vor der Insolvenz. Was nicht überraschte war, dass Lance Stroll seit der Saison 2019 für das Team unter dem neuen Namen Racing Point fährt.

Racing Point wird ab 2021 Werksteam von Aston Martin. An diesem Deal war Lawrence Stroll maßgeblich beteiligt, fungiert bei Aston Martin jetzt als geschäftsführenden Aufsichtsrat.

Jede Menge Speed

Trotz der andauernden Debatte um die Hilfe seines Vaters bei seiner Formel-1-Karriere und seiner noch immer oft fehlerhaften Fahrweise darf nicht vergessen werden, dass Lance Stroll ein talentierter Rennfahrer ist.

Experten und Teamkollegen bescheinigen ihm jede Menge Speed. In Zukunft gilt es, diese mit noch mehr fahrerischer Klasse zu vereinen. Dann ist Stroll ein Mann für vordere Platzierungen.

Dass er auf das Podium fahren kann, hat er bereits zwei Mal bewiesen: 2017 in Aserbaidschan und in diesem Jahr in Monza (jeweils Platz 3).

Stroll freut sich jedenfalls, im kommenden Jahr gemeinsam mit Vettel zu fahren. "Er hat unglaublich viel Erfahrung ist ein sehr erfolgreicher Fahrer. Ich freue mich darauf", sagte er.