"Er denkt nur an seine Tore"

"Er denkt nur an seine Tore"

Sechs Spiele, fünf Tore: Die Bilanz von Cristiano Ronaldo seit seiner Rückkehr klingt wie ein absoluter Traumstart.

CR7 entschied zwei Spiele für Manchester United im Alleingang. Bei seinem Debüt gegen Newcastle traf er beim 3:1 doppelt, in der Champions League war er gegen Villarreal der gefeierte Held, als er die Red Devils in der letzten Sekunde zum Sieg schoss.

Die Fans feiern ihn. Für sie ist die Welt wieder Ordnung, seitdem ihr Held CR7 zurück ist.

Doch es mehren sich auch die Stimmen, die Ronaldo für Manchester United nicht als Lösung, sondern eher als Problem sehen.

Das liegt auch an den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen. 1:2 in Bern, 0:1 gegen Aston Villa und zuletzt nur 1:1 gegen Everton: Die Red Devils sind in eine Ergebniskrise geschlittert.

Für Blind ist Ronaldo ein Problem

Einer der Kritiker ist Danny Blind, ehemaliger niederländischer Nationalspieler und Vater von Ex-United-Spieler Davey Blind. Für ihn ist Ronaldo einer der Hauptgründe für Uniteds Misserfolg der vergangenen Spiele. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Premier League)

„Normal presst ein Spieler und provoziert so Fehler beim Gegner. Ronaldo macht das aber nicht. Er denkt nur an seine Tore und denkt, dass seine Mitspieler den Ball schon für ihn erobern werden“, sagte Blind bei Sportnieuws.

Er hätte beim Spiel gegen Everton beobachtet, wie Paul Pogba versucht hätte, dass Team im Pressing zu dirigieren, um so Fehler beim Gegner zu provozieren. Alle hätten mitgemacht, nur Ronaldo wäre einfach stehen geblieben. So war der Pressing-Ertrag gleich null.

Aber auch mit Ball sieht Blind Ronaldo als Problem, weil sich seine Mitspieler zu sehr auf einen magischen Ronaldo-Moment verlassen würden. „In schwierigen Momenten schauen die Spieler meist alle Ronaldo fragend an: Wie lösen wir das Problem denn nun?“

Ronaldo wütet bei Misserfolgen

Fakt ist: In den vergangenen Spielen hatte Ronaldo keine Antwort bei Widerständen. Der magische Ronaldo-Moment blieb aus. Ronaldo verlor sein Strahlen. Viel schlimmer, er wurde extrem wütend.

Denn gerade, wenn die Ergebnisse nicht stimmen, wird der stolze und manchmal überehrgeizige Ronaldo schnell bockig. Seine Körpersprache verrät immer, wie er sich fühlt. Im Erfolg wirkt er stolz, grinst fast schon arrogant lässig. Läuft es aber nicht, verfinstert sich die Miene von CR7 schnell.

Sowohl nach der Niederlage gegen Aston Villa als auch nach dem Unentschieden gegen Everton stapfte Ronaldo direkt nach dem Abpfiff wutentbrannt in die Kabine. Es gab keinen Gruß an die Fans, schon Sekunden nach dem Abpfiff war er als Erster in den Katakomben verschwunden.

Die Fans nehmen ihrem Helden das noch nicht übel. Für sie ist Ronaldo der unantastbare Held. Unklar bleibt, wie seine Teamkollegen und Trainer Ole Gunnar Solskjaer diese Ego-Show finden.

United wird zur One-Man-Show

Eins ist klar: Egal was passiert, es dreht sich alles um Ronaldo. Manchester United hat sich zu einer One-Man-Show entwickelt. Das zeigte auch das Spiel gegen Everton am Wochenende.

Solskjaer schonte Ronaldo und brachte ihn erst nach einer knappen Stunde. Vor dem Spiel drehte sich nichts um das Spiel. Einziges Gesprächsthema: Warum spielt CR7 nicht?

Auch anschließend hatte das Haupt-Gesprächsthema mit Ronaldo zu tun. Dieses Mal ging es darum, dass Evertons Andrews Townsend Ronaldos Jubel veräppelte.

Als Townsend ihn nachmachte, stand Ronaldo bedient an der Mittellinie. Er lieferte nach dem Ausgleich keinen spektakulären Moment mehr und so gab es für die Red Devils erneut keinen Dreier.

Ronaldo ist sicher nicht das Hauptproblem für den aktuellen Misserfolg der Red Devils. Sie sollten aber schauen, dass sie sich nicht nur auf Ronaldo verlassen. Dieser ist zwar noch immer für den ein oder anderen magischen Moment gut, aber mit seinen mittlerweile fast 37 Jahren auch nicht mehr der Spieler, der jedes Spiel im Alleingang entscheiden kann. (DATEN: Tabelle der Premier League)

Gerade sein Auftreten bei Misserfolgen kann schnell das Klima innerhalb einer Mannschaft gefährden.

Wenn es nicht gelingt, Ronaldos Stärken zu nutzen und der Superstar noch öfter bockig vom Platz marschiert, könnte sich die Rückkehr von CR7 in das Old Trafford schnell von einem Traum in einen sportlichen Albtraum entwickeln.