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Der Euro-Magier will die NBA aufmischen

Der Euro-Magier will die NBA aufmischen

"Es gibt keine jungen und alten Spieler, nur gute und schlechte!"

Schon Otto Rehhagel wusste, dass das Alter im Sport nur eine untergeordnete Rolle spielt. Bewiesen hat er das bei der Europameisterschaft 2004, als er Griechenland mit einer der ältesten Mannschaften des Turniers sensationell zum Titel führte und seit dem als "Rehakles" zum griechischen Nationalhelden aufgestiegen ist.

Das aktuellste Beispiel dieser alten Rehhagel-Weisheit ist Facundo Campazzo. Der Argentinier wagt im doch schon reifen Basketball-Alter von 29 Jahren erstmals den Sprung in die NBA. (Alles zur NBA)

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Dass "Facu" Basketball spielen kann, das beweist er bereits seit Jahren im europäischen Basketball. Seit 2014 läuft er im Trikot von Real Madrid auf und hat mit den Königlichen zweimal die EuroLeague gewonnen. Dazu kommen noch drei spanische Meisterschaften und zwei Pokalsiege.

Campazzo mit großen Erfolgen bei Real Madrid

Zwar benötigte der Guard etwas Anlaufzeit in der spanischen Hauptstadt, weswegen er zwischen 2015 und 2017 an UCAM Murcia verliehen wurde. Nach seiner Rückkehr platzte dann der Knoten und Campazzo übernahm eine tragende Rolle bei Real.

Dementsprechend herzlich fielen die Abschiedsworte des Vereins aus, als sein Wechsel zu den Denver Nuggets offiziell bekannt gegeben wurde. "Real Madrid möchte seine Dankbarkeit und Zuneigung für sein vorbildliches Verhalten und seine Hingabe während der ganzen Zeit, in der er unser Trikot verteidigt hat, zum Ausdruck bringen."

In seinem letzten Spiel im weißen Trikot zeigte er den Fans nochmal, was für einen Spieler sie verlieren. Beim 100:78-Erfolg gegen Manresa erzielte er 20 Punkte und steuerte noch zwei Rebounds und vier Assists bei. Danach wurde auch er fast nochmal melancholisch: "Die Zeit ist gekommen. Heute war mein letztes Spiel bei Real Madrid, und die Wahrheit ist, dass ich eine sehr große Mischung von Gefühlen habe. Ich fühle mich schon seit einigen Tagen nostalgisch."

Auf den Spuren von Luka Doncic

Dennoch fühlt er sich nach diesen Jahren in Europa bereit für die beste Liga der Welt. Dass der Sprung von einem europäischen Top-Verein in die NBA klappen kann, hat vor ihm niemand Geringeres als Luka Doncic bewiesen. Der Slowene wechselte ebenfalls von Real Madrid über den großen Teich und gehört mittlerweile zu den größten Attraktionen der NBA.

Allerdings war der Superstar der Dallas Mavericks bei seinem Wechsel 19 Jahre jung und damit in einer völlig anderen Phase seiner Karriere als "Facu". Aber in der Geschichte der NBA gibt es einige Beispiele dafür, dass auch ältere Spieler in der NBA ihren Platz finden können.

Zwei bekannte Landsleute

Immerhin ist Campazzo bereits der 45. Spieler, der 29 oder älter ist in seinem Rookie-Jahr. Aber auch wenn der Argentinier in diesem Jahr der älteste Rookie der Liga ist, kommt er dem Altersrekord nicht mal ansatzweise nahe. Campazzos Landsmann Pablo Prigioni wechselte im Jahr 2012 mit 35 aus Spanien in die NBA.

Nach einer mäßigen Zeit bei den New York Knicks wurde er im Februar 2015 zu den Houston Rockets getauscht. Im Sommer desselben Jahres wurde er von den Los Angeles Clippers unter Vertrag genommen. 2016 kehrte er nach Spanien zurück und erklärte Anfang 2017 sein Karriereende.

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Wenn es nach Campazzo geht, würde er aber wohl lieber einem anderen Landsmann nacheifern. Fabricio Oberto kam 2005 mit 30 Jahren zu den San Antonio Spurs. Bereits in seiner zweiten Saison stürmte er mit den Texanern ins Finale, wo man den Cleveland Cavaliers um LeBron James eine schmerzhafte 4:0-Klatsche verpasste.

Oberto war dabei mit knapp 21 Minuten Spielzeit, 5,6 Punkten und knapp 5 Rebounds pro Spiel in den Playoffs ein wichtiger Rollenspieler und ist damit der einzige Spieler, der erst mit 29 Jahren oder älter in die NBA gewechselt ist und einen Meisterring gewinnen konnte.

Jasikevicius als Nowitzki-Schreck

Gleichzeitig mit Oberto kam auch Sarunas Jasikevicius mit 29 Jahren in die NBA. Nach einer guten Rookie-Saison mit 7,3 Punkten pro Spiel wurde er in seinem zweiten Jahr an die Golden State Warriors abgegeben. Dort konnte er zwar nicht an seine Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen, wurde so aber zum Teil der legendären "We-Believe-Warriors".

Die heutige Top-Franchise war damals zum ersten Mal seit 1994 wieder für die Playoffs qualifiziert, mit lediglich 42 Siegen in der Regular Season aber beileibe kein Über-Team. Dennoch sorgte das Team für eine Sensation. Gleich in der ersten Runde traf man als Nummer acht auf die Dallas Mavericks.

Die Texaner waren im Jahr zuvor erst im Finale an den Miami Heat gescheitert und erneut ein Titelanwärter. Dennoch verlor das Team um Dirk Nowitzki mit 2:4. Jasikevicius kam in der Serie allerdings nur auf fünf Minuten Spielzeit.

Point Guard ist die Ü29-Rookie-Position

Neben seinen Landsleuten führt Campazzo auch eine weitere Tradition fort. Von den bisher 44 Rookies seiner Altersklasse spielten 14 auf der Point-Guard-Position. "Facu" ist nun der 15. Point Guard in dieser Liste. Was durchaus Sinn macht, schließlich ist eine gewisse Erfahrung als Spielmacher durchaus hilfreich.

Bereits der erste Spieler, der im reiferen Alter sein NBA-Debüt feierte, lief auf dieser Position auf. Dave Minor spielte 1942 an der University of Toledo (Ohio) Basketball, wurde aber 1943 in die US Army eingezogen und diente während des 2. Weltkriegs. Nach seiner Rückkehr setzte er seine Universitäts-Karriere bei den UCLA Bruins fort und schaffte es 1951 mit 29 Jahren zu den Baltimore Bullets.

Dave Minor machte es vor

Insgesamt war er nur gut zwei Jahre in der NBA, bleibt neben seinem Rookie-Alter aber auch als einer der ersten schwarzen Spieler der Liga in Erinnerung. 2020 wurde er in die Indiana Basketball Hall of Fame aufgenommen, da er als einer der ersten Spieler überhaupt in den Ligen um die Great Lakes den Sprungwurf zeigte. Von den Sportjournalisten der Region bekam er den Spitznamen "The Wheelhorse of Steel City" verliehen.

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Auch wenn die Erfolge der Ü29-Rookies überschaubar sind, zeigen diese Beispiele doch, dass auch ältere Einsteiger Fußspuren in der NBA hinterlassen können.

Und sollte der späte Durchbruch in Übersee doch nicht gelingen, wird für den Argentinier immer eine Tür offen sein bei Real Madrid. Seine Bereitschaft zur Rückkehr hat "Facu" bereits zum Ausdruck gebracht: "Ich hoffe, dass sich unsere Wege in Zukunft wieder treffen werden."