Rudi Völler ist der neue Uli Hoeneß

Von Moritz Piehler

Rudi Völler ist der neue Uli Hoeneß

Meckern und Toben wie Rumpelstilzchen: Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler motzt wie Uli Hoeneß zu seinen besten Zeiten. Das soll der Ablenkung von der sportlichen Krise seines Teams dienen, wirkt aber nur noch grob und unbeholfen.

Rudi, Rudi, was ist nur aus Dir geworden? Eigentlich gehörtest Du doch zu den "Neunzigern", die es relativ unbeschadet vom ewigen Weltmeister hinein in eine Karriere nach dem Profikicker geschafft hatten, ohne dabei den Heldenstatus einzubüßen. Ich erinnere mich noch so gut, wie empört ich war, als Dir Frank Rijkaard in die Haare spuckte. Ausgerechnet die Haare, die definierende Lockenpracht, die so schön im Wind wehte und beim Kopfball nach links und rechts stob. So schön, dass sich mein älterer Bruder in den späten Achtzigern gar neben Minipli mit Nackenwelle auch noch den dazugehörigen Rudi-Schnauzer stehen ließ.

Früher Rudi Nationale und dann...
Es gibt ein Kinderfoto von mir, wo er mich auf dem Arm hält, wenn man da die Augen zusammen kneift, dann könnte man fast meinen, dass Du es bist. Das käme heute nicht mehr vor, irgendwie ist der Glanz von einst weg. Den ersten Knacks gab es schon, als wir uns mal nach einer Pressekonferenz der Nationalmannschaft begegneten. Das haben ja viele schon wieder vergessen durch Sommermärchen und Jogis Jungs, die Zeit als Völler Rudi Nationale war, einen guten Kahn-Tag entfernt vom zweiten WM-Titel. Der Völlersche Händedruck nach der PK war erstaunlich lasch, eher in Richtung toter Fisch tendierend.

Jedenfalls nicht so, wie man es sich bei einem Idol vorstellt. Dass da auch nach dem Karriereende noch etwas von dem heißblütigen Stürmer in ihm brodelt, das konnte ganz Fußballdeutschland bei der berühmten Weißbierwutrede begutachten. Aber die hatte damals noch was Trappatonieskes, was irgendwie rührend ehrliches. Das konnte man dem Ruuuudi nicht übelnehmen. Was gerade geschieht fühlt sich eher nach Kalkül an, nach Hoeneß (Prä-Rufminimierung natürlich) in klein. Sportlich könnte es besser laufen in Leverkusen, Vizekusen hört sich dort momentan nach unerreichbarem Ziel und nicht nach Stigma an.

Klassische Hoeneß-Schule: Giftpfeile und Rauchbomben
Ein guter Sportdirektor stellt sich in der Situation auch mal vor die Mannschaft und streut ein paar Rauchbomben, das ist klassische Hoeneß-Schule. Aber dafür muss man das passende Standing und Timing haben und nicht nur giftig in beliebige Richtungen um sich beißen.

Schiedsrichterentscheidungen muss man als Sportdirektor ein bisschen profesioneller hinnehmen, als Völler beim Spiel in Wolfsburg. Und dann auch noch dieser pawlosche „Schweinchen Schlau“ Reflex in Richtung St. Pauli Manager Andreas Rettig, als er es wagte, die 50 plus 1 Regel in Frage zu stellen, der ja doch eher der anderen Seite nutzt. Das wirkt alles ein bisschen wirr und tut dem Rudi Mythos nicht gut. Also, liebe Tante Käthe, Tee trinken und Ruhe bewahren!