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Die brandgefährliche Doppelmoral des FC Bayern

Unfassbarer Auftritt – auch von ihm: Bayern-Präsident Uli Hoeneß auf der Pressekonferenz. Bild: Getty
Unfassbarer Auftritt – auch von ihm: Bayern-Präsident Uli Hoeneß auf der Pressekonferenz. Bild: Getty

Die Führungsetage des FC Bayern hat auf einer denkwürdigen Pressekonferenz mit den Medien und ihrer Berichterstattung über den Club abgerechnet. Die Doppelmoral, die die Münchner dabei an den Tag legten, ließ die Presserunde zu einer gefährlichen und grotesken Realsatire werden.

Ein Kommentar von David Kreisl

Vielleicht wusste Niko Kovac, was auf die vor ihm sitzenden Reporter zurollte, als er am Freitag gegen halb zwölf Uhr mit einem breiten Grinsen und einem „Viel Spaß!“ die Spieltagspressekonferenz im Mediencenter der Münchner an der Säbener Straße verließ. Eine halbe Stunde später, um 12.03 Uhr, betraten Karl-Heinz Rummenigge, Hasan Salihamidzic und Uli Hoeneß das Podium. Letzter warf noch einmal einen strengen Blick in die Runde der Anwesenden, ehe er Platz nahm. Hoeneß wusste genau, was gleich kommen würde.

Es war eine denkwürdige Pressekonferenz des bayerischen Führungstrios, wie es sie in der Geschichte der Vereins noch nie gegeben hat – und auf der abgerechnet wurde: mit den Medien und deren Praktiken, mit der Berichterstattung, mit Experten. Denkwürdig war sie, und gefährlich und lausig auch. Denn wo die Bayern im Kern ihres Anliegens nicht einmal Unrecht hatten, da entlarvten sie sich mit ihrer Doppelmoral selbst.

Rummenigge war schnell mit Artikel 1 des Grundgesetzes zur Hand; „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ stellte er einer „hämischen, herabwürdigenden Berichterstattung“ entgegen. Wenn man jetzt aber weiter liest im Grundgesetz, dann kommt da recht schnell Artikel 5, und da geht es um Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung. Als großer Verein wie der FC Bayern der Presse juristisch zu drohen, mit Unterlassungsklagen und Gegendarstellungen, sich, wie im Falle von SportBild und n-tv, Journalisten namentlich herauszugreifen und öffentlich zu attackieren, das ist weitaus bedenklicher als ein Artikel, der sich im Ton vergriffen hat. Das hat beinahe autoritäre Züge.

Hoeneß patzig

„Respektlos“, „polemisch“ und ohne „Anstand“ sei die Berichterstattung, die man sich nicht mehr bieten lassen wolle, sagte Rummenigge. Als es dann darum ging, dass ein Reporter am Beispiel des verkauften Juan Bernat die mangelhafte Kaderplanung der Münchner beklagte, da schimpfte Hoeneß: “Als wir in Sevilla gespielt haben, war er alleine dafür verantwortlich, dass wir fast aus der Champions League ausgeschieden waren. Und an dem Tag ist entschieden worden, dass wir ihn abgeben.” Und: „Da hätte ich gerne deinen Kommentar gehört, was der für einen Scheißdreck gespielt hat.“ Man könnte sagen: Einem ehemaligen Spieler gegenüber respektlos und polemisch.

Angesprochen darauf, dass Hoeneß selbst in jüngster Vergangenheit krachende Sprache nicht scheute – Mesut Özil habe seit Jahren „einen Dreck“ gespielt, Karim Bellarabis Foul im Spiel gegen die Bayern sei „geisteskrank“ gewesen – da antwortete Hoeneß patzig: Dreck hätte er nicht sagen sollen, lieber „Mist“. Die Aussage zu Bellarabi sei aus der Emotion direkt nach Spielende entstanden, das könne man mit einem in Ruhe geschriebenen Artikel doch gar nicht vergleichen.

Und doch kann man es, und wird man es, vor allem nach dieser Pressekonferenz, nach der man sicherlich nicht vorsichtiger umspringen wird mit den Bayern, mit der sich der FCB vor allem keinen Gefallen getan hat. Wenn die Pressekonferenz nämlich eines deutlich gemacht hat, dann, wie angespannt die Lage gerade ist an der Säbener Straße.

Trainer Kovac übrigens hatte auf „seiner“ Pressekonferenz noch gesagt, er habe die letzten Wochen überhaupt nichts gelesen. Das wäre vielleicht ein guter Rat an seine Vorgesetzten.