"Saarländisches Geschenk" an Pflegekräfte sorgt für Empörung

Die Saarländische Landesregierung hat sich bei Pflegekräften für ihre Arbeit in der Corona-Pandemie mit einem besonderen Paket bedankt. Die Freude der Beschenkten hält sich jedoch in Grenzen.

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Für Pflegekräfte sind nette Gesten nicht genug. (Symbolbild: Getty Images)

Die Pflegekräfte kriegen allseits und immer wieder Dankesworte zu hören für ihren Einsatz in der Corona-Pandemie. In besseren Arbeitsbedingungen und einer besseren Entlohnung hat die Dankbarkeit allerdings noch keinen nennenswerten Ausdruck gefunden. Wenn die Pfleger stattdessen ein paar Tüten mit Fleischwurst "geschenkt" bekommen, dann hält sich ihre Freude darüber verständlicherweise in Grenzen.

Aufstrich aufs Brot, statt Geld aufs Konto

So geschehen in den SHG Kliniken in Völklingen, Saarland. Dort hat das Pflegepersonal der Corona-Intensivstation von der Landesregierung ein "saarländisches Dankeschön" erhalten. Der Inhalt des Pakets: Lyoner-Aufstrich und vegetarischer Aufstrich.

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Die Reaktion der Beschenkten lässt sich dem Facebook-Eintrag von Michael Quetting entnehmen, des Pflegebeauftragten der Gewerkschaft ver.di. Auf der Seite "Pflegestreik Südwest", die sich eigenen Angaben zufolge für die "Entlastung" und "Aufwertung" des Pflegepersonals einsetzt, zeigt er sich empört über das "Geschenk".

"Das Pflegepersonal, das in der Coronazeit aktiv war, erhielt eine Tasche mit einem „saarländischen Dankeschön“. Inhalt: Taschen mit je einem Lyoner Aufstrich und einem vegetarischen Aufstrich", schreibt Quetting. "So erhielt die Corona Intensivstation der SHG Kliniken in Völklingen für etwa 40 Kolleginnen genau drei Tüten. Die können sich nun wahrlich den Magen vollschlagen."

Wie sich herausstellte, hatte jedoch nicht das für die Pflege zuständige Gesundheitsministerium, sondern das Ministerium für Finanzen und Europa das Paket geschickt. Und die Behörde versteht die Geste nicht als Corona-Geschenk, wie die Nachrichtenwebsite Watson in Erfahrung gebracht hat. Vielmehr sei sie als Extra-Dankeschön an die Pflegeteams gedacht gewesen, die sich um Corona-Patienten aus der französischen Region Grand Est gekümmert haben.

Forderungen nicht vom Tisch

Quetting stimmen die neuen Erkenntnisse allerdings nicht milde. "Soeben höre ich, dass die Tüte aus dem Finanzministerium kam und als Dankeschön für die Grenzgänger gedacht ist", schreibt er. "Das entlastet zwar das Gesundheitsministerium, macht die Sache aber nicht besser." Und weiter: "Unsere Forderungen zur Aufwertung und Entlastung sind bekannt. Und die heißen eben nicht Lavendel oder Lyonerstreichwurst."

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Mit dem Begriff "Lavendel" spielt Quetting auf das so genannte Lavendelgate an. Im Juni hatte der rheinland-pfälzische Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Denis Alt, der Uni-Klinik Mainz einen Lavendel-Strauch geschenkt, um sich für ihren Einsatz in der Corona-Pandemie zu bedanken. Mit seiner Aktion löste der Politiker wütende Reaktionen aus. Auf Twitter schrieb ein Nutzer: "Was soll das alles? Es wird einfach konsequent nichts getan, um unsere Lage zu verbessern. Dafür wird gesungen, geklatscht und Lavendel gepflanzt."

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