Corona traf ihn böser als alle anderen - jetzt ist er zurück!

468 Tage konnte er nicht spielen - und was er an dieser Zeit erlebte, war blanker Horror.

Eine Corona-Infektion mit schwerem Krankheitsverlauf, eine Herzmuskelentzündung und zweimonatiges Sportverbot: Rune Jarstein, der 37 Jahre alte Keeper von Hertha BSC, durchlitt ein Martyrium, konnte sich vor Erschöpfung zeitweise nur im Rollstuhl fortbewegen. Eine Knieoperation, die ihn weitere Spielzeit kostete, war da im Vergleich nur eine Kleinigkeit. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Nun hat der Norweger, zuletzt am 21. März 2021 im Einsatz, das schönste Comeback des Bundesliga-Sommers gegeben.

Rune Jarstein zurück: „Ein geiles Gefühl“

In einem Testspiel beim Regionalligisten SV Babelsberg wechselte der neue Trainer Sandro Schwarz Jarstein in der zweiten Hälfte für Oliver Christensen ein. Der 1:0-Sieg, den ein frühes Tor von Marco Richter sicherstellte, war am Ende Nebensache. Hauptsache war: Rune Jarstein kann endlich wieder spielen.

Die mitgereisten Berliner Fans feierten den Routinier, der zeigte sich danach beseelt über seinen sportlich ereignisarmen Auftritt.

„Ich bin total froh über diesen Tag. Es ist einfach ein geiles Gefühl, dazu noch unsere Fans im Rücken“, zitiert ihn der Berliner Kurier: „Ich fühle mich körperlich wieder fit. Natürlich fehlt mir jetzt noch Spielpraxis. Aber ich habe noch ein Jahr Vertrag bei Hertha und möchte auch so lange spielen.“

„Konnte nicht einmal Fußball auf dem iPad schauen“

Jarstein spielt seit 2014 in Berlin, war jahrelang Stammkeeper, hatte sich den zwischenzeitlich verlorenen Platz im Kasten auch gerade von Alexander Schwolow zurückerkämpft, als im Frühjahr 2021 das Virus zuschlug, bevor Jarstein sich hätte impfen lassen können - und es traf ihn härter als jeden anderen Bundesliga-Spieler.

„An den ersten zwei Tagen dachte ich, ich kann vielleicht ein bisschen aufräumen, meine Schuhe sortieren. Aber am dritten Tag hatte ich überall Schmerzen“, berichtete Jarstein im Oktober der Bild-Zeitung: „Die erste Woche war schlimm. Ich konnte das Bett nicht verlassen, hatte hohes Fieber. Der Arzt hat dann entschieden, einen Krankenwagen zu rufen.“

Jarstein landete im Krankenhaus, konnte „nicht einmal Fußball auf dem iPad schauen. Ich war in der Zeit zweimal an der frischen Luft, musste dabei im Rollstuhl sitzen.“ Die Klinik konnte er zwar nach einer Woche wieder verlassen, dann aber folgte die Diagnose eines gestörten Herzrhythmus. Jarstein musste aufpassen, sich nicht in Lebensgefahr zu bringen. „Du darfst nichts machen, vor allem keinen hohen Puls haben. Sonst kann es schiefgehen“, hätten ihn die Ärzte eindringlich gewarnt.

Christensen neue Nummer 1 - Jarstein als Backup gefragt

Jarstein kämpfte sich zurück - an ein Karriere-Ende dachte er nach eigenen Angaben nie -, steht nun aber wieder vor einer veränderten Situation.

Der frühere Konkurrenz Schwolow ist weg, verliehen an Aufsteiger Schalke 04, Nummer 1 ist jetzt der bei der Relegation gegen den HSV ins kalte Wasser geworfene Christensen: Der 23 Jahre alte Däne - im vorigen Sommer für 3 Millionen Euro von Odense BK gekommen - ist vorerst gesetzt.

Man habe ein „sehr gutes Gefühl“ bei Christensen, verdeutlichte Geschäftsführer Fredi Bobic bei der Schwarz-Vorstellung die Position der sportliche Führung. Jarstein wird als erfahrener Backup aber weiter gebraucht: „Bei Rune wird das Entscheidende sein: Ist er fit? Und kann er einer sein, der den jungen Spielern Halt gibt? Wenn er das kann, ist er herzlich eingeladen.“

Die langjährige Nummer 1 auf einer letzten Mission als Brückenbauer für die Zukunft: Es wäre ein würdiger, selbstbestimmter Abschied.

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