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Schachgenie Carlsen und sein wilder Bluff

Der norwegische Schachweltmeister Magnus Carlsen ist immer wieder am Pokertisch zu sehen. Als strategischer Mastermind passt das Spiel perfekt zu ihm.

Schachgenie Carlsen und sein wilder Bluff
Schachgenie Carlsen und sein wilder Bluff

Unter den Schachprofis grassiert seit einiger Zeit ein Pokerboom. So hat der estnische Großmeister Ottomar Ladva im letzten Jahr weit über $1 Mio bei Online-Pokerturnieren abgegriffen. Die zweifache US-Meisterin Jennifer Shahade ist mittlerweile Pokerprofi. Und Pokerspieler lieben Schach: GGPoker Botschafter Daniel Negreanu zeigt auf seinem Kanal ständig irgendwelche kühnen Schachstellungen.

Und nun hat sich auch der vielleicht beste Schachspieler aller Zeiten an den Pokertisch gesetzt und ein sehr ordentliches Resultat eingefahren. Bei der Norwegian Poker Championship 2022, einem NL Holdem Turnier mit $880 Buy-In, landete Carlsen am Ende auf Rang 25 von insgesamt 1050 Teilnehmern. Besondere Aufmerksamkeit erregte sein Bluff mit Assen, den unser SPORT1-Pokerexperte Michael Körner analysiert.

Die Hand von Carlsen verläuft anfangs gemäß den geläufigen Standards. Der Norweger ist mit der bestmöglichen Starthand ausgestattet, Pocket Aces, zwei Asse. Und üblicherweise drückt man mit so einem Pfund mächtig auf die Tube. Zum Zeitpunkt der Hand verfügt Carlsen noch über einen mittelgroßen Chipstack von ca. 60 Big Blinds. Die Blinds liegen bei 2500/5000. Er erhöht aus der Hijack Position mit A♣️A♥️ auf 11000 und bekommt drei Caller. Wir konzentrieren uns nur auf den Big Blind, den Norweger Dagslott, der vermutlich nur aufgrund günstiger Odds callt mit J♦️7♠️. Der Flop kommt mit Toppaar und drei Pik sehr freundlich für Dagslott: J♠️8♠️3♠️.

Die Action hier auch erstmal Standard. Check zu Carlsen, der 21000 anspielt und mit Dagslott den erwarteten Call bekommt.

Hier muss Carlsen nun einige Dinge beachten. Die Bandbreite an Händen, die sein Gegner haben kann, ist schier unendlich. Ein Big Blind, der nur 6000 nachbezahlen musste in einen Pott von 43000. Da sind so viele Kombinationen möglich. Aber vermutlich nicht unbedingt ein Ass. Sicherlich keine starke Kombination aus Ass/König oder Ass/Dame, da hier der Spieler vermutlich ein weiteres Mal vor dem Flop erhöht hätte. Das ist entscheidend für den weiteren Verlauf der Hand.

Die Karte auf dem Turn: 5♠️. Dagslott hat dank seiner 7♠️ den Flush und checkt.

Die Hand in einen Bluff verwandeln

Und hier beginnt bereits Teil 1 des Bluffs. Carlsen setzt 30000, obwohl er kein Pik hält. Aber er signalisiert damit, dass ihn die vier Pik auf dem Tisch nicht stören. Und es wäre ja durchaus legitim, dass er vor dem Flop mit Karten wie AK, AQ, AJ, KK, QQ, JJ etc. erhöht hat und da mindestens ein hohes Pik dabei war.

Dagslott bezahlt, allerdings mit sichtlichem Unbehagen.

Die Q♣️ auf dem River verändert die Situation nicht. Dagslott hat die nicht ungeschickte Idee 30000 anzuspielen, eine kleine sogenannte Blocking Bet, die verhindern soll, dass er nach einem Check mit einer großen Bet des Gegner konfrontiert wird und seine Entscheidung sehr schwer macht.

Doch Carlsen zeigt hier wie weit seine strategischen Pokerkünste schon gediehen sind. Er ahnt, dass sein Gegner vermutlich auf einem kleinen Pik sitzt und muss ihm weiter die Geschichte vom eigenen hohen Pik auf der Hand erzählen. Also den Einsatz erhöhen. Nur mit den Assen kann er nicht gewinnen. Das Raise auf 100000 würde seinem Gegner einen Großteil der verbliebenen Chips kosten.....

Dagslott passt und Carlsen kommentiert süffisant: „Normalerweise muss man mit dieser Hand nicht bluffen“ und zeigt seine Asse.

Hoffentlich ist von ihm in Zukunft noch mehr am Pokertisch zu sehen.