Schachwelt sucht Carlsens Thronfolger

Schachwelt sucht Carlsens Thronfolger
Schachwelt sucht Carlsens Thronfolger

Die Schachwelt sucht ab Ostersonntag einen Nachfolger für ihren müden König.

Nachdem der Norweger Magnus Carlsen nach zehn Jahren auf dem Thron die Lust verloren hat, spielen Jan Nepomnjaschtschi, ein Russe unter neutralem Status, und der Chinese Ding Liren um den WM-Titel. Der Titelkampf in Astana/Kasachstan ist ein Novum in der Schachgeschichte.

In allen bisherigen Duellen nach der Premiere im Jahr 1886 waren die Rollen stets klar verteilt, wenn es einen Zweikampf um den Titel gab. Auf der einen Seite des Brettes ein Champion, auf der anderen Seite der Herausforderer. Doch diesmal wollte der Weltmeister nicht mehr. Carlsen tritt nicht zur Titelverteidigung an, bereits im vergangenen Jahr hatte er angekündigt, dass ihm "die Motivation" für ein weiteres Duell fehle.

Auch der Weltmeister bleibt in Carlsens Schatten

Nepomnjaschtschi (32) kann das gut verstehen. „Ein WM-Kampf ist ein sehr energieintensives Unterfangen. Man muss dem ein halbes Jahr alles unterordnen. Und er hat diese WM-Matches mehr als einmal gespielt“, sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Im Dezember 2021 hatte Nepomnjaschtschi das Duell gegen Carlsen verloren, nun bekommt er nach seinem Sieg beim Kandidatenturnier die nächste WM-Chance.

Als erster Russe nach Wladimir Kramnik (bis 2007) kann Nepomnjaschtschi den Titel holen, Ding wäre bei einem Sieg erster chinesischer Weltmeister.

Der 30-Jährige ist bereits der erste Chinese, der überhaupt um den Titel spielt. Doch wer sich auch immer durchsetzt: Er wird in Carlsens Schatten stehen. Der bleibt die Nummer eins im Ranking - und dazu Champion im Blitz- und Schnellschach.

Große WM-Show mit sieben Ruhetagen

Der frühere Langzeitweltmeister Garry Kasparow (Russland) bezeichnete das Duell zwischen Nepomnjaschtschi und Ding daher als "amputiertes Event. Ich kann es kaum als WM-Match bezeichnen. Für mich sollte im Match um die Weltmeisterschaft der stärkste Spieler des Planeten antreten - und das ist hier nicht der Fall", sagte Kasparow.

Und dennoch erwartet Kasparow „eine große Show“. Der Weltverband FIDE überhöhte das Duell zum Kampf der „unstoppable minds“ - frei übersetzt der „unaufhaltsamen Gehirne“.

Diese messen sich in maximal 14 Partien und möglicherweise in einem alles entscheidenden Tiebreak am 30. April. Gespielt wird täglich um 11.00 Uhr deutscher Zeit, sieben Ruhetage sind insgesamt eingeplant.