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Warum Schalke bei Derbypleite absteigt

Warum Schalke bei Derbypleite absteigt

Für die Schalke-Fans ist der Fall klar, das Revierderby am Samstag ist das wichtigste Spiel der Hinrunde.

Das war schon immer so, egal in welcher Lage sich die Kontrahenten befanden.

Das Spiel dürfen sie nicht verlieren, eindrücklich machten rund 80 Ultras das den Spielern am vergangenen Sonntag noch mal klar.

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Abstieg und Insolvenz drohen

Es gibt indes noch einen anderen Grund und der kommt aus dem Reich der Statistik: selbst bei einem Unentschieden droht Unheil, es wäre das 21. Bundesligaspiel in Folge ohne Sieg.

Und mit so einer Serie ist noch jeder abgestiegen und Insolvenz mussten sie auch alle anmelden.

Vier Mannschaften ist so etwas bisher "gelungen". SPORT1 gibt eine Übersicht:

1. Tasmania Berlin (31 Spiele vom 21. 8. 1965 – 14. 5. 1966)

Der Prügelknabe der Bundesliga-Historie, seit seinem einmaligen Gastspiel 1965/66 Schlusslicht der Ewigen Tabelle, übertraf sie alle.

Die nur dank eines Sportgerichtsurteils als Vertreter der zwangsabgestiegenen Hertha über Nacht aufgestiegenen Berliner gewannen zwar ihr erstes Spiel gegen den Karlsruher SC (2:0) vor 81.500 im Olympia-Stadion, aber danach ging es steil bergab.

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Mit dem zweiten Sieg ließen sie sich bis zum letzten Heimspiel Zeit. Längst waren sie abgestiegen, als am 33. Spieltag Borussia Neunkirchen nach Berlin kam.

Der Vorletzte aus dem Saarland kämpfte noch ums Überleben und bot Tasmania, die mal einen besseren Tag erwischte, in der Halbzeit laut deren Torwart Heinz Rohloff pro Kopf 500 DM für eine Niederlage, aber die Berliner lehnten ab ("Da muss mehr kommen") und rissen mit dem 2:1-Erfolg Neunkirchen mit in den Abgrund.

Schlechteste Mannschaft aller Zeiten blieben sie dennoch, mit 8:60 Punkten und 15:108 Toren. Später meldeten sie Insolvenz an und kamen als Tasmania 73 zurück. Heute spielen sie 5. Liga (NOFV-Oberliga Nordost-Nord, Tabellenführer!)

2. Blau-Weiß Berlin (21 Spiele, 3.9. 1986 – 21. 4. 1987)

Auch der zweite Serientäter kam aus Berlin und spielte das Olympia-Stadion leer. Die Blau-Weißen hatten zwar in Götz George einen Edel-Fan, Bundesligareife verschaffte ihnen das dennoch nicht. Es blieb bei dieser einen Saison.

Am dritten Spieltag gab es gegen Borussia Mönchengladbach dank zweier Joker-Tore eines gewissen Karl-Heinz Riedle den ersten Sieg (3:2). Den zweiten gab es am 32. Spieltag gegen Waldhof Mannheim (4:1) vor nur noch 8700 Zuschauern.

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Da sie ab und zu noch Unentschieden einstreuten und mit Fortuna Düsseldorf und dem FC Homburg zwei kaum bessere Teams mitwirkten, durften sie immerhin noch eine Woche bis zum unvermeidlichen Abstieg hoffen.

Bemerkenswert: Trainer Bernd Hoss überstand die Saison im Amt. 1992 stieg der Klub auch aus der 2. Liga ab und meldete Insolvenz an, wurde aufgelöst und fing ganz unten wieder an. Heute spielen sie mit Tasmania in der Oberliga Berlin, Nordost-Nord.

3. Dynamo Dresden (21 Spiele, 22. 10. 1994 – 11. 5. 1995)

Die Sachsen zählten mit Hansa Rostock zu den ersten Ostklubs, die nach der Wiedervereinigung Bundesliga spielen durften. Drei Jahre ging es gut, doch 1994/95 kamen sie aus dem Strudel nicht mehr raus, in den sie interne Querelen, finanzielle Probleme und unglückliche Personalien rissen.

Drei Trainer verantworten die Horrorserie. Unter Siggi Held gab es in der Vorrunde noch drei Siege, doch nach dem letzten (1:0 gegen Kaiserslautern) zog es den Vizeweltmeister von 1966 nach Japan.

Am 15. Spieltag übernahm der Europameister von 1980, Horst Hrubesch, und gewann kein Spiel. Als er eine Arbeitsplatzgarantie bis Saisonende, flog er schon am 19. Spieltag wieder raus.

Klublegende Ralf Minge übernahm das Steuer des sinkenden Schiffs, aber die Unruhe im hochverschuldeten Klub (18 Millionen DM) war zu groß. Da der Lizenzentzug immer wahrscheinlicher wurde, gab es für die Spieler nicht allzu viel Grund, sich zu zerreißen.

Erst als Dynamo weder sportlich noch finanziell zu retten war, gab es den lange entbehrten Sieg – das 2:1 gegen Schalke sahen immerhin noch 10.500 Unverzagte.

Dynamo musste direkt in die Regionalliga runter, denn auch für die 2. Liga gab es keine Lizenz. Dort erschien sie erst zehn Jahre später, in die Bundesliga kamen sie nie mehr. Seit dieser Saison ist Dynamo wieder mal drittklassig.

4. 1. FC Kaiserslautern (21 Spiele, 30. 10. 2011 – 14. 4. 2012)

Die Roten Teufel, 1998 noch Meister, entwickelten sich im 21. Jahrhundert zur Fahrstuhlmannschaft.

Nach vier Zweitligajahren 2010 endlich wieder erstklassig, wurden sie ein Paradebeispiel für die Richtigkeit der These vom "schwierigen zweiten Jahr" für Aufsteiger. Schrammten sie 2011 als Siebter noch knapp am UEFA-Pokal vorbei, ging in der Saison danach fast nichts mehr.

Nur vier Siege fuhr der FCK 2011/12 ein, nur zwei am einst so gefürchteten Betzenberg. Am 10. Spieltag gewannen sie noch 1:0 gegen Freiburg und konnten sich sogar einen verschossenen Elfmeter leisten, danach riss der Faden und Aufstiegstrainer Marko Kurz musste nach dem 26. Spieltag und nur 20 Punkten gehen.

Der nächste Sieg, rund sieben Monate später bei Hertha BSC (2:1), war der einzige unter Nachfolger Krassimir Balakov und besiegelte kurioserweise den Abstieg. Von dem haben sich die Pfälzer nicht mehr erholt, derzeit stehen sie in der 3. Liga auf einem Abstiegsplatz.

Am 29. Oktober, zwei Tage vor dem 100. Geburtstag von Fritz Walter, stimmen die Gläubiger darüber ab, ob die vom FCK beantragte Planinsolvenz abgeschlossen werden kann.

Vier Beispiele, die den mit rund 200 Millionen Euro verschuldeten Schalkern Angst machen sollten. Einen Einwand aber dürfen sie geltend machen: ihre Serie verteilt sich als einzige auf zwei Spielzeiten. Trotzdem höchste Zeit, sie zu beenden.