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Schau mir in die Augen, Liga!

Schalkes Baba (l.) und der Kölner Risse im Zwiegespräch (Foto: Reuters)

Ach, Bundesliga. Ach, englische Woche. Was war da schon wieder los: Der Pilz in München und die Wiesn und komische Gäste. Und Petersens Krisenmanagement. Und der freche FC. Und das wildeste Spiel der Saison. Das alles in den Hotspots des 4. Spieltags.

Die olle Hertha…

Lässt sich als “Verfolgerchen” von den Bayern aus dem Stadion spielen, hat null Chance in München, nicht mal der Pilz-Rasen (oder was davon noch übrig war) konnte der Destruktiv-Hertha da noch helfen. Berlin war hoffnungslos unterlegen, ergab sich quasi von der ersten Sekunde an in sein Schicksal.

Aber danach, im Netz, dann auf einmal wieder die große Klappe. Da schlug dann die Stunde der Agentur, der Social-Media-Experten.

Kann man so machen. Muss man aber nicht. Zwei Pleiten an einem Abend - vielleicht wären alle Berliner statt zur Arena raus doch lieber zur Wiesn gegangen. Wäre sicher lustiger geworden.

Shitstorm wegen Bayern-Tweet

Petersens Mondfahrt

Im Maracana vor 90.000 erlebte Nils Petersen den größten und schlimmsten Moment seiner Karriere zugleich, der verschossene Elfmeter im Finale hat ihm in den Nächten danach ordentlich Schlaf geraubt.

Am Dienstag war es nur das Schwarzwald-Stadion und es waren nur 22.000. Aber es war wieder der Ort, an dem Petersen Genesung erfährt. Vor zwei Wochen hat er sich rotzfrech wieder den Ball geschnappt und einen Elfmeter gegen Gladbach geschossen. Der war drin, Freiburg siegte 3:1.

Nun gegen den HSV saß Petersen zu Beginn mal wieder auf der Bank. Es war eine vertrackte Partie, die Fans hatten ein gutes Gespür dafür, wer in so einem Nullsummenspiel vielleicht den Unterschied machen könnte. Also forderten sie den Angreifer.

54 Sekunden nach seiner Einwechslung staubte er bei einem Abpraller ab, Freiburg siegte 1:0. Und Petersen? War glücklich. So geht man mit großen Rückschlägen am besten um.

Was ist da los?

Schalke und Leverkusen, zwei Größen der Liga, Champions League erprobt, mit großen Ambitionen und noch größeren Etats, dümpeln in der Liga nur so vor sich hin.

Leverkusen stolperte gegen Augsburg zu einem 0:0 und hat nach vier Spieltagen nun schon acht Punkte Rückstand auf die Spitze. Dabei soll es einige Experten gegeben haben, die Bayer in dieser Saison tatsächlich als Titelanwärter auf dem Zettel hatten.

In Gelsenkirchen ist es noch schlimmer. Zwar schoss Schalke mit dem wohl schönsten Spielzug des Tages endlich seinen ersten Treffer, vergeigte am Ende gegen Köln aber doch noch gewohnt sicher und bleibt mit null Punkten Vorletzter - dank des Bremer Last-Minute-Zusammenbruchs gegen Mainz.

Man muss jetzt nicht in große Hektik verfallen auf Schalke, aber irgendwann sollten dann doch ein paar Pünktchen aufs eigene Konto wandern. So ein kleines bisschen (nur mit deutlich schwächeren Leistungen der Schalker) erinnert die Konstellation an die beim VfB Stuttgart vor einem Jahr.

Neuer Trainer, große Euphorie, alles sollte besser werden. Und dann: Fünf Spiele, null Punkte. Schalke hätte also noch einen Schuss frei…

Viva Colonia

Letzte Saison ging das noch so: Hinten gut stehen, vorne auf irgendetwas hoffen und am Ende einen oder drei Punkte stehlen. Mittlerweile ist der 1. FC Köln aber eine durchaus spielstarke Mannschaft, die auch in der Offensive entsprechende Konzepte hat und diese gut umsetzt.

Da gehört dann und wann auch ein bisschen Glück dazu, wie am Mittwoch auf Schalke. Aber zehn Punkte aus vier Spielen sind ja kein Zufall oder Glück.

Es funktioniert einfach fast alles. Ungefährliche Japaner treffen plötzlich aus 20 Metern, Modeste hält den Fuß hin und macht das 1000. Auswärtstor des FC in der Bundesligageschichte und dann fällt ein Neuling komisch auf den Ball, spielt damit zwei Schalker aus und legt wenige Minuten nach seiner Einwechslung das entscheidende 1:3 auf.

Das ist der Stoff, aus dem man einen Lauf strickt. Und den hat Köln grad. Wo das alles enden soll? Der Poldi weiß es schon…

Das Geflipper des Tages

Man musste es befürchten und sah sich am Ende bestätigt: Das Spiel zwischen RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach wurde zu einem wilden Hin und Her, wie beim Tennis.

Fast im Sekundentakt wechselte der Ballbesitz, Gegenpressing wurde abgelöst von Gegenpressing, dann gab es einen weiten Schlag nach vorne und Mannschaft A rumpelte hinterher.

Es ist recht anstrengend, sich so etwas anschauen zu müssen. Aber wem’s gefällt. Gladbachs Trainer Andre Schubert war wohl einigermaßen froh, dass 50 Prozent der Arbeit gegen Leipzig für diese Saison getan ist.

"Unglaublich viele lange Bälle, unglaublich viele zweite Bälle, es ging immer hin und her, wenig Ballstafetten. Das ist nicht mein Fußball", sagte Schubert. Unser Fußball ist das auch nicht.