Lenkt Bayern bei Lewandowski noch ein?

Kein Tag ohne neue Meldungen im Poker um Robert Lewandowski - und den dazugehörigen Zoff zwischen dem FC Bayern und Berater Pini Zahavi.

„Für Robert Lewandowski ist der FC Bayern Geschichte“, hatte Zahavi zuletzt betont - und in der Bild zusätzliche Vorwürfe gegen den Klub erhoben.

Am Mittwoch legte er nach und konterte in der Sport Bild Bayerns Vorwürfe: Genau wie David Alaba ist auch Robert ein erwachsener Mann, der genau weiß, was er will. Ich verdrehe ihm ganz sicher nicht den Kopf oder versuche ihn zu beeinflussen, das mache ich nie.“ (BERICHT: Zahavi legt in Lewandowski-Schlammschlacht nach)

Tischtuch zwischen Lewandowski und Bayern zerschnitten?

Das Tischtuch zwischen dem FC Bayern und Robert Lewandowski, es scheint zerschnitten.

Der polnische Nationalspieler will trotz eines Vertrags bis 2023 nach wie vor den deutschen Rekordmeister in diesem Sommer verlassen und zum FC Barcelona wechseln, der den Bayern nach SPORT1-Informationen bereits ein erstes schriftliches Angebot in Höhe von 32 Millionen Euro unterbreitet hat. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Doch die Münchner wollen mit ihrem Stürmerstar ins letzte Vertragsjahr gehen. Öffentlich nimmt schon jetzt eine Schlammschlacht Fahrt auf, in der es am Ende keinen echten Sieger geben dürfte.

Lewandowski erzwingt entweder den Abgang trotz laufenden Vertrages, oder er muss zähneknirschend bleiben - Bayern wiederum wird entweder zum Verkauf gezwungen oder sieht im Falle eines harten Kurses 2023 keinen Cent Ablöse für einen der besten Stürmer der Welt.

Droht nun also die Eskalation im Lewandowski-Zoff?

Immerhin: Die Bayern reagierten auf Zahavis Verstöße bislang erstaunlich milde und erklärten: „Zu Schilderungen vertraulicher Treffen und zu Behauptungen über vertrauliche Gespräche wird sich der FC Bayern nicht äußern.“ (News: Zahavi wundert sich über Bayern)

Lewy-Berater wird zum Feindbild des FC Bayern

Nach den Vorwürfen von Salihamidzic im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1, Zahavi hätte „Interna nach draußen getragen“, sah sich dafür der Berater gezwungen, dazu Stellung zu nehmen.

„Eigentlich wollte ich diese Aussagen nicht öffentlich treffen, weil ich großen Respekt vor diesem historischen Verein habe. Aber es ist für mich unmöglich, nicht auf die Aussagen von Hasan Salihamidzic zu reagieren“, so Zahavi. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

„Ich wurde zum Feindbild auserkoren, weil David Alaba vor einem Jahr für sich die Entscheidung getroffen hatte, den Verein zu verlassen. Nicht weil ich ihn beeinflusst habe, sondern weil die Verantwortlichen in den Verhandlungen ihm gegenüber selbstgefällig waren“, stellte der 78-Jährige klar.

Zur Erinnerung: Im Zuge des Alaba-Pokers hatte Uli Hoeneß den Berater im Doppelpass als „geldgierigen Piranha“ bezeichnet.

Die Bayern haben in der Causa Lewandowski wie schon bei Alaba andere Ansichten als der Berater, was in den widersprüchlichen Aussagen über ein konkretes Bayern-Angebot gipfelte, von dem Salihamidzic im Doppelpass sprach. Geht es also wirklich nur ums Geld?

Lewandowski-Poker: Geht es ums Geld?

„Fakt ist: Robert möchte den FC Bayern nach acht gemeinsamen Jahren verlassen, in denen er dem Klub alles gegeben hat“, sagte Zahavi. „Nun hat er mit fast 34 die Möglichkeit, sich einen Lebenstraum zu erfüllen und zu dem Klub zu wechseln, von dem er immer geträumt hat. Warum verwehrt ihm der FC Bayern diese Möglichkeit?“

Zugleich betonte der Berater, dass es „niemandem hier ums Geld geht, weder Robert noch mir. Er fühlt sich seit Monaten von den Verantwortlichen nicht respektiert, das ist die Wahrheit. Der FC Bayern hat nicht den Spieler Lewandowski verloren, sondern den Menschen Robert.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Zahavi stellte zudem klar: „In keinem Meeting habe ich je auch nur einen Cent mehr gefordert. Auch keinen Penny, keinen Euro, keine Mark, keinen Peso und auch keinen Rubel. Wir haben nie über Geld gesprochen in dieser Zeit, weder für Robert, noch für mich.“

Fehlt Lewandowski die Wertschätzung?

Es klingt durch, dass womöglich eine vermeintlich fehlende Wertschätzung für den Super-Stürmer (344 Tore in 374 Bayern-Spielen) die Sache kompliziert macht.

Dagegen indes stehen die Salihamidzic-Aussagen aus dem STAHLWERK Doppelpass und das neuerliche Bayern-Statement. Der 33-Jährige sei für den Rekordmeister der „wichtigste Spieler, den viele Vereine in Europa gerne hätten. Wir haben die größte Wertschätzung Lewa gegenüber. Der FC Bayern hat sich ihm gegenüber immer korrekt verhalten.“

Der Klub ließ auf SPORT1-Nachfrage verlauten, Lewandowski sei „einer der ganz großen Spieler in der Geschichte des FC Bayern. Herbert Hainer, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic haben wiederholt auch öffentlich zum Ausdruck gebracht, wie sehr der FC Bayern Robert schätzt und welche Bedeutung er für die Mannschaft des FC Bayern hat.“

Ex-Präsident Uli Hoeneß wiederum betonte bei RTL: „Die Wertschätzung heißt Euro, zu 99 Prozent.“

Welche Rolle spielte Haaland?

Gleichwohl: Eine Rolle in der steigenden Verstimmung Lewandowskis soll das Bayern-Interesse an Haaland gespielt haben.

„Robert ist ein sehr intelligenter Mensch, nicht nur der beste Stürmer auf der Welt. Er weiß ganz genau, was um ihn herum passiert und was der FC Bayern geplant hatte. Robert wusste also die ganze Zeit, dass Bayern ihn durch Haaland ersetzen wollte. Der Vater von Erling hat es ihm sogar bestätigt, sagte ihm vor einiger Zeit in einem persönlichen Gespräch: ‚Zu 50 Prozent kommt mein Sohn zum FC Bayern.‘ Die Fußballwelt ist groß, aber es gibt keine Geheimnisse“, gab Zahavi zu verstehen.

Zwar wechselte Haaland letztlich zu Manchester City, doch laut Insider Jan Aage Fjörtoft waren die Münchner sehr stark am scheidenden BVB-Stürmer interessiert: „Real Madrid und Manchester City waren sehr aktiv. In der Endphase haben aber auch die Bayern genauso verzweifelt versucht, Haaland zu verpflichten.“

Lenkt Bayern bei Lewandowski noch ein?

Eine Lösung für die verhärteten Fronten scheint nicht in Sicht. Bayern, das betonen die Bosse unisono, will mit Lewandowski bis 2023 weiterarbeiten. Der Pole selbst - und auch Zahavi - befürworten einen Abgang in diesem Sommer, der für die Münchner zumindest vor einem Jahr angeblich noch vorstellbar war.

Zahavi berichtete von einem Treffen: „Ich kam für ein Meeting mit Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Marco Neppe nach München. Ich habe ihnen gesagt: ‚Was haltet ihr von einer Vertragsverlängerung mit Robert?‘ Die Antwort: Stille. Kein Ja, kein Nein, kein Vielleicht, einfach nichts.“

Daraufhin habe er „dann gegen Ende des Meetings gesagt: ‚Wenn es so ist, dann verkauft ihn doch im nächsten Sommer.‘ Die Antwort: ‚Wir wollen ihn eigentlich nicht verkaufen, aber wenn du uns ein Angebot über 120 Millionen Euro bringst, dann können wir reden.‘ Also ungefähr die Summe, die eine Haaland-Verpflichtung im Sommer gekostet hätte inklusive aller Honorare.“

Zahavi betont nun: „Natürlich können sie Robert noch ein Jahr behalten, fairerweise hat er Vertrag bis 2023, aber das würde ich ihnen nicht empfehlen.“

Lewandowski beim BVB kein Streikprofi

Klingt fast wie eine Drohung - doch nach SPORT1-Informationen wäre eine Eskalation bis zum Äußersten nicht zu befürchten.

Eine ähnliche Konstellation hatte es bereits in Lewandowskis letzter BVB-Saison 2013/14 gegeben, als die Borussia ihn ebenfalls nicht vorzeitig gehen ließen. Damals schoss er 28 Tore, gab 13 Assists und machte gute Miene zum (aus seiner Sicht) bösen Spiel.

Einen Lewandowski, der ein paar Prozentpunkte nachlässt oder gar zum Streikprofi verkommt, würde es auch dieses Mal nicht geben,

Oder kommt es sogar noch zum Happy End? Zumindest Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß hofft noch auf ein Umdenken bei Lewandowski.

„Die Entscheidung, ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gehen zu lassen, die heißt ja nicht, dass er nicht in der Saison 2023/24 bei uns spielt, weil man dann ja ein Jahr lang Zeit hat, er und wir, die Situation neu zu bewerten“, sagte Hoeneß.

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