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Schlecht wie nie: Dieses Kanada kann Deutschland knacken

Schlecht wie nie: Dieses Kanada kann Deutschland knacken
Schlecht wie nie: Dieses Kanada kann Deutschland knacken

Die (vermeintlich) größte Eishockey-Macht der Welt wackelt!

Bei der Eishockey-WM im lettischen Riga sind die ersten beiden Spieltage der Gruppenphase absolviert. Und in der hochkarätig besetzten Gruppe B haben einige hoch gehandelte Teams doch größere Probleme als vermutet. (Alles Wichtige zur WM 2021)

Titelverteidiger Finnland blamierte sich mit einem 1:2 nach Penaltyschießen gegen Kasachstan, auch die USA verlor bereits ein Spiel. Doch die größte Negativüberraschung des Turniers stellt das Mutterland des Eishockeys. Kanada steht nach zwei Spielen mit null Punkten und 1:7 Toren da.

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Und genau diese Kanadier sind am Abend Gegner der deutschen Mannschaft. (WM 2021 in Riga, Gruppe B: Deutschland - Kanada, Mon., LIVE ab 19.15 Uhr auf SPORT1 im Free-TV und Livestream)

Die DEB-Cracks von Toni Söderholm wären im Normalfall krasser Außenseiter - doch was ist bei dieser WM schon normal? Bis auf das bald mit drei weiteren NHL-Stars verstärkte Russland und Geheimfavorit Schweiz haben schon alle Topteams Punkte liegen lassen.

Die Deutschen gaben sich bisher keine Blöße - im Gegenteil. Die DEB-Auswahl um das Eisbären-Trio Marcel Noebels, Lukas Reichel und Leo Pföderl brannte bisher zwei Zauber-Shows auf das Eis. 9:4 gegen Italien, 5:1 gegen Norwegen - dieses Team ist on fire!

Kanada bisher völlig von der Rolle

Somit sind die Voraussetzungen nicht schlecht, die hoch gehandelten Kanadier das erste Mal seit 25 Jahren bei einer WM zu schlagen. Zuletzt gewann Deutschland 1996 ein WM-Spiel gegen Kanada (5:1). Mut machen dürfte da auch ein Rückblick auf Olympia 2018, als die DEB-Cracks den Topfavoriten im Halbfinale sensationell mit 4:3 besiegten und sich anschließend die Silbermedaille sicherten.

Auf der einen Seite also der vor Selbstvertrauen strotzende Tabellenführer - auf der anderen der bisher völlig von der Rolle auftretende 26-malige Weltmeister. Doch die ersten beiden Spiele der kanadischen Kufencracks haben gezeigt: Dieses Kanada ist verwundbar.

SPORT1-Experte Rick Goldmann sieht eindeutige "Parallelen zu 2018" und traut Deutschland auch diesmal wieder einen Coup zu. Vor allem, wenn es ihnen gelingen sollte, "möglichst lang die Null zu halten", damit könne man den Gegner nervös machen und "dem Selbstvertrauen der stolzen Kanadier einen Knacks geben".

Zum Auftakt setzte es für das Team von Headcoach Gerard Gallant eine 0:2-Pleite gegen Gastgeber Lettland. Am Sonntag folgte für den neunmaligen Olympiasieger dann eine 1:5-Pleite im Prestige-Duell mit den USA.

Nach zwei von sieben Spieltagen stehen die Kanadier also noch punktlos da, haben dazu erst ein Tor erzielt. Das Team muss eine ordentliche Schippe drauflegen, um den Viertelfinaleinzug doch noch zu packen. Nur vier der acht Gruppenteams qualifizieren sich für die Runde der besten Acht. Mit zwei Niederlagen war Kanada seit 1920 nicht mehr in eine WM oder ein Olympisches Turnier gestartet.

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Viele NHL-Profis fehlen

Allerdings sei auch gesagt: Mit der bestmöglichen kanadischen Auswahl hat dieses Team wenig bis gar nichts zu tun. Weil zeitgleich zur WM die NHL-Playoffs stattfinden - die in Nordamerika als wichtiger betrachtet werden als die WM -, muss Kanada ohne seine Topstars wie Sidney Crosby oder Connor McDavid antreten. McDavid spielt an der Seite von Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers, steht mit seinem Team allerdings kurz vor dem Playoff-Aus.

Doch dieses Problem betrifft auch die anderen Nationen, die DEB-Auswahl muss neben Draisaitl beispielsweise auch auf Tim Stützle und Dominik Kahun verzichten. In der Vergangenheit sind Topstars bei frühem Playoff-Aus noch zu einem Turnier nachgereist, die Coronapandemie macht dieses Vorhaben allerdings noch komplizierter, da nach Einreise in Lettland eine Quarantäne anstünde.

Die Kanadier haben im Vergleich zu allen anderen Ländern allerdings einen viel größeren Pool an Toptalenten, die sich bei so einem Turnier beweisen wollen. Verteidiger Owen Power beispielsweise gilt als möglicher Nummer-1-Pick im kommenden Draft, ist allerdings erst 18. Doch es gibt auch erfahrene Akteure im Team. Der 31 Jahre alte Stürmer Adam Henrique absolvierte in seiner Karriere über 700 NHL-Spiele für die Anaheim Ducks und die New Jersey Devils.

Vor allem gegen Lettland zeigten die Ahornblätter eine schwache Leistung. Sie brachten den Puck zwar 38-mal auf das gegnerische Tor, doch konnten daraus kein Kapital schlagen. Im Gegenzug musste Goalie Darcy Kuemper von den Arizona Coyotes bei nur 17 gegnerischen Schüssen zweimal hinter sich greifen.

Allerdings verhinderte Kuemper sogar noch Schlimmeres, er vereitelte im Spielverlauf noch einige Großchancen der Letten.

Große Abwehrprobleme bei Kanada

Bei der Klatsche gegen die USA offenbarte sich dann eines der Hauptprobleme Kanadas: mangelnde Kommunikation gepaart mit fehlender Erfahrung der jungen Abwehr. Beim 0:1 passte Kuemper den Puck hinter dem eigenen Tor zum Gegner, der sich mit dem Treffer bedankte. Auch das 0:3 entstammte einem einfachen Fehlpass eines Verteidigers in die Beine der US-Amerikaner. Beides wäre mit besserer Abstimmung wohl vermeidbar gewesen.

Auch gegen die USA war die Chancenverwertung mangelhaft (1 Treffer aus 29 Schüssen), dagegen fanden von 23 Versuchen des Gegners 5 den Weg ins kanadische Tor. Somit steht Kuemper nach zwei Spielen bei 34 von 40 gehaltenen Schüssen, das entspricht 85% Fangquote. Ein eher schwacher Wert für einen Goalie.

Dazu fiel auf: Vor allem gegen die Letten hatte Kanada massive Probleme, in geeignete Abschlusspositionen zu kommen. Sie schafften es nicht, ihre Angreifer im Raum vor dem gegnerischen Goalie Matiss Kivlenieks zu Positionieren. Stattdessen nahmen sie meist Fernschüsse von der Blauen Linie - für Kivlenieks waren diese ein leichtes Spiel, da er den Puck aus großer Distanz kommen sah.

Gegen die USA waren es die Defensivprobleme, die den Ausschlag gaben. Neben den Puckverlusten schafften es die Kanadier nicht, ihren Goalie zu entlasten. "Wir müssen diese Schüsse abwehren, indem wir in die Schussbahnen kommen und versuchen, Schüsse zu blocken, aber wir müssen auch einen besseren Job machen, damit unsere Torhüter den Puck sehen können", monierte Gallant nach dem Spiel.

Für die Deutschen könnte genau das ein Schlüsselrezept sein: Die Kanadier vom eigenen Tor fernhalten. Gleichzeitig sollte das Söderholm-Team die kanadische Abwehr unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen. Gleiches gilt für Goalie Kuemper.

Trotz der aktuellen Formschwankungen geht Kanada als Favorit in die Partie. Die DEB-Auswahl hat allerdings gezeigt, dass sie sich vor niemandem verstecken muss. Auch vor diesen Kanadiern nicht.