Schlechte Nachricht für DFB-Team: Karlsruher Informatiker hat neuen Europameister errechnet
Hat Deutschland eine Chance auf den Einzug ins EM-Finale? Ein Informatik-Professor aus Karlsruhe bezweifelt das.
Die Fußball-Europameisterschaft ist in vollem Gange. Vor wenigen Tagen erst endete die Gruppenphase. Bis zum Finale am 11. Juli kann also noch viel passieren. Sollte man meinen. Doch wenn es nach Alexandros Stamatakis, Professor für High Performance Computing am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Forschungsgruppenleiter am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS), geht, stehen die beiden Finalisten der diesjährigen EM bereits fest. Für Deutschland verheißt das ein schnelles Turnier-Aus. Einer der beiden Finalisten ist der kommende Gegner der DFB-Auswahl im Achtelfinale (Dienstag, 29.06., 18 Uhr, live im Ersten und bei MagentaTV).
Der Informatikprofessor prognostiziert, dass sich Frankreich und Deutschlands Achtelfinalkontrahent England über einen Einzug ins Endspiel freuen dürfen. Von beiden Finalisten hätte dann England eine etwas höhere Chance, den EM-Pokal auch wirklich zu gewinnen. Doch wie kommt Stamatakis zu dieser Vorhersage?
"Die Berechnung von Turniersiegern ähnelt den Algorithmen zur Rekonstruktion von evolutionären Beziehungen zwischen verschiedenen Arten in der Phylogenetik", erklärte er. "Daher lassen sich Turnierverläufe mit ähnlichen Methoden wie Stammbäume berechnen."
Der Algorithmus sieht schwarz für Deutschland
Die Phylogenetik ist eine Fachrichtung der Genetik und Bioinformatik, welche sich mit der Erforschung von Abstammungen bei Lebewesen beschäftigt. Zusammen mit seinem Doktoranden am HITS, Ben Bettisworth, hat Stamatakis auf dieser Grundlage ein neues Software-Tool namens "Phylourny" entwickelt. Dessen Ziel sei es, den Verlauf der K.-o.-Phase von Turnieren zu prognostizieren. Die Funktion hat er anhand der Fußball-EM demonstriert.
"Wir haben dazu einen Algorithmus aus der Bioinformatik angepasst", erklärte Bettisworth. "Unser Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass wir viele mögliche Turnierverläufe nicht mehr langwierig und mit gewissen Abweichungen von den exakten Werten simulieren müssen, sondern den Turnierverlauf effizient und exakt berechnen können - immer bei gegebenen Gewinnwahrscheinlichkeiten."
In Zukunft wollen die Bioinformatiker durch ihre Arbeit die Entwicklung neuer Methoden zur Berechnung von Gewinnwahrscheinlichkeiten ermöglichen. Die Software wird von den Forschern als Open-Source-Code zur Verfügung gestellt.