Schmelzers Absturz beim BVB - rettet ihn Favre?

Marcel Schmelzer spielt seit 2005 bei Borussia Dortmund

Marcel Schmelzer war eines der Gesichter der BVB-Ära unter dem damaligen Trainer Jürgen Klopp.

Als unumstrittener Stammspieler gewann der Linksverteidiger mit Borussia Dortmund zwei Meistertitel (2011, 2012), den DFB-Pokal (2012) und erreichte das Finale der Champions League (2013).

In der Vorrunde jener CL-Saison krönte Schmelzer eine bärenstarke Leistung beim 2:1-Sieg gegen Real mit dem Siegtreffer. "Was Marcel Schmelzer gespielt hat, ist von einem anderen Stern", adelte ihn Klopp nach der Partie.

Zuletzt konnte man Ähnliches über Schmelzer nur noch selten sagen. In der Nationalelf spielt er schon lange keine Rolle mehr, beim BVB war er in der Schlussphase der Saison nur noch Ersatz und nun hat er auch noch sein Kapitänsamt freiwillig abgegeben.

SPORT1 beleuchtet seinen sportlichen Absturz und wirft einen Blick voraus.

Unter Klopp gesetzt, bei Löw nie überzeugend

Während Schmelzer unter Klopp eine feste Größe war, musste er im DFB-Team seit jeher um Anerkennung kämpfen. Bundestrainer Joachim Löw konnte Schmelzer nie von seinen Qualitäten überzeugen - und das, obwohl Deutschland ein akutes Problem auf seiner Position hatte.

In Erinnerung blieb vor allem eine Pressekonferenz von Löw nur wenige Wochen vor Schmelzers Gala-Auftritt gegen Real. "Er hat gegen Österreich kein gutes Spiel gemacht. Viele Alternativen gibt es aber auch nicht, also müssen wir mit Marcel Schmelzer die nächsten Monate weiterarbeiten", sagte Löw.

Spätestens da war klar, dass Schmelzer zumindest unter Bundestrainer Löw keine große Karriere mehr im Nationalteam hinlegen wird.

Schmelzer von Verletzungen gestoppt

Auch beim BVB geriet seine Karriere nach dieser Saison ins Stocken. Immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück. So zog sich Schmelzer allein zwischen September 2013 und August 2014 viermal einen Muskelfaserriss zu.

Zu Schmelzers Glück hatte er mit Klopp einen Trainer, der weiterhin auf ihn baute und in dessen Spielsystem Schmelzers Stärken betont und seine technischen Schwächen kaschiert wurden.

Dies sollte sich nach Klopps Abgang ändern. Zwar war Schmelzer - sofern nicht gerade verletzt – auch unter Nachfolger Thomas Tuchel gesetzt, doch wirklich auffällig war er nur noch selten.

Angriff auf Tuchel

Für Aufsehen abseits des Platzes sorgte Schmelzer beim Pokalsieg 2017. Nach dem Triumph kritisierte er öffentlich Trainer Tuchel - Grund war das Fehlen von Nuri Sahin im Dortmunder Kader.

"Mich hat es sehr geschockt. Ich verstehe es einfach nicht", sagte Schmelzer: "Die Erklärung, warum er nicht gespielt hat, muss der Trainer geben. Wir stehen komplett hinter Nuri."

Nur wenige Tage später folgte Tuchels Entlassung. Diese war unter Dortmunds Fans äußert umstritten und da Schmelzer eine nicht unerhebliche Teilschuld an Tuchels Aus zugesprochen wurde, büßte er nicht nur Sympathiepunkte ein, sondern stand von auch unter besonderer Beobachtung.

Stöger degradiert Schmelzer

Sportlich ging es in der Nach-Tuchel-Zeit weiter bergab. Zu Saisonbeginn - als es beim BVB noch gut lief - bremsten Verletzungen "Schmelle" aus. Als er dann fit war, fiel er selten durch gelungen Aktionen auf. In 18 Bundesliga-Einsätzen gelang ihm nicht ein Scorerpunkt.

Schmelzer, in der Endphase der Saison von Peter Stöger sogar teilweise auf die Tribüne verbannt, wurde gewissermaßen zum Symbolbild des BVB-Niedergangs.

Jetzt ist Schmelzer nur einen Tag nach der Bekanntgabe von Lucien Favre als neuen Trainer von seinem Kapitänsamt zurückgetreten. "Das waren zwei anstrengende und intensive Jahre, die sehr kräftezehrend waren. Es ist meine Entscheidung. Ich glaube, dass es so das Beste ist", erklärte er die Maßnahme.

Es ist davon auszugehen, dass Schmelzer damit seiner Entmachtung von Favre nur zuvorgekommen ist.

Setzt Favre auf Schmelzer?

Theoretisch ist ein Trainerwechsel für aussortierte Spieler immer eine Chance, sich neu zu empfehlen - also auch für Schmelzer unter Favre.

Allerdings ist mehr als fraglich, ob die Rolle des Linksverteidigers unter dem neuen Coach ändert. Dieser gab in seinen bisherigen Trainer-Stationen gerne jungen, talentierten Spielern eine Chance - davon hat Dortmund einige in seinen Reihen.

Dazu bewies Favre in seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach, dass er gerne auf viel Ballbesitz und eine hohe Passsicherheit setzt. Dies dürfte Schmelzers Chancen nicht gerade erhöhen. Besonders, da Favres Landsmann Manuel Akanji auf Schmelzers Position zuletzt klar die Nase vorn hatte.

Ist Schmelzers Kapitäns-Rücktritt womöglich nur der erste Schritt hin zu seinem Abgang?

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