Schröder-Abgang sorgt für Kontroverse

„Wir wollen unser Bestes geben, um diesen Kern an Spielern zusammenzuhalten“, hatte der Vizepräsident of Basketball Operations der Los Angeles Lakers, Rob Pelinka, zum Start der Free Agency angekündigt.

Die Lakers wollen nach dem letztjährigen Ausscheiden in den Conference Semifinals - 0:4 gegen den späteren NBA-Champion Denver Nuggets - den Titel wieder in die Metropole an der Westküste zu bringen.

Mit LeBron James, mit Anthony Davis - aber ohne Dennis Schröder. Der Point Guard schließt sich den Toronto Raptors an und wechselt damit in die Eastern Conference.

Doch sind die Lakers ohne den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wirklich besser dran? Oder hätte jener Schröder den Lakers zu einem wichtigen Puzzleteil gereichen können - sowohl in der Free Agency als auch in der Saison?

Hinterlässt Schröder eine Lücke bei den Lakers?

Während er bei den Kanadiern nach dem Abgang von Fred VanVleet, der bei den Houston Rockets unterschrieben hat, wohl die Starterrolle übernehmen wird, hinterlässt er bei der Mannschaft um Superstar LeBron James erst einmal eine Lücke.

Als Ersatz verpflichteten die Lakers daher bereits Guard Gabe Vincent, der für die Miami Heat zuletzt vor allem in den Playoffs glänzte.

Die Lakers-Verantwortlichen erhoffen sich davon einen enorm Schub für ihr Team - doch ist Gabe Vincent der ersehnte Baustein, der Schröder nicht hätte sein können? Daran gibt es Zweifel - offenbar auch intern.

So soll sich laut einem Bericht von The Athletic Head Coach Darvin Ham dafür stark gemacht haben, den deutschen NBA-Profi zu behalten. Auch in den US-Medien wird teils heftig darüber diskutiert.

„Die Lakers wurden nicht wirklich besser. Sie haben keinen Spieler geholt, der sie näher an den Titel bringt“, meint ESPN-Journalist Tim Bontemps in der Morgensendung Get Up - und ergänzt, „vielleicht ist Vincent ein klein bisschen besser, aber eigentlich sind es die gleichen Spieler.“

Das spiegeln auch die Zahlen wieder. Schröder spielte 66 Spiele in der abgelaufenen Saison, Vincent 68. Schröder warf 41,5% aus dem Feld, Vincent 40,2%. Schröder traf 32,9% seiner Dreier, Vincent 33,3%. Die Liste ließe sich noch elendig lang fortführen.

Schröder-Ersatz Vincent glänzt in den Playoffs

Das einzig echte Argument, das für Vincent spricht, waren seine Qualitäten in den vergangenen Playoffs.

So zeichnete sich der 27-Jährige nicht nur durch eine starke Defensive aus (aber auch Schröder spielte vergangene Saison defensiv so stark wie selten zuvor), sondern war auch ein plötzlich ein überdurchschnittlich verlässlicher Schütze von der Dreierlinie.

In der Postseason wies er plötzlich eine Wurfquote von 37,8 Prozent aus und entwickelte sich zu einem zentralen Teil der Miami Heat auf dem sensationellen Weg aus dem Play-In-Turnier bis in die Finals.

Und Schröder? Der kratzte als Guard hinter D‘Angelo Russell seine Minuten zusammen und war lediglich ein sporadischer Mann für die ersten Fünf. Dennoch verbrachte er die fünftmeisten Playoff-Minuten auf dem Parkett - und gestaltete diese oft erfolgreicher als der viel kritisierte Russell.

NBA: Schröder und Vincent verdienen ähnlich viel

Wirklich billiger ist Vincent auch nicht als Schröder. So unterschrieb der 27-Jährige einen Drei-Jahres-Vertrag über 33 Millionen Dollar, während Schröder in zwei Jahren 26 Millionen Dollar verdient.

Schröder hätte womöglich bei den Lakers bleiben können, wenn er erneut nur das Minimum genommen hätte - doch das war diesmal keine Option. „Ich bin natürlich mehr wert als das Minimum oder 5,9 Millionen Dollar“, hatte Schröder bei ESPN erklärt.

Letztlich bleibt nun nur abzuwarten, ob die Lakers wirklich einen Schritt nach vorne machen - oder ob Schröder in Toronto als Starter zeigen kann, dass die Entscheider in L.A. einen schweren Fehler begangen haben.