Werbung

Schumachers Weltmeister-Macher soll Ferrari retten

Ferrari ist derzeit in der Formel 1 nur ein Schatten seiner selbst.

Nach den enttäuschenden Rennen in Spielberg folgte beim Großen Preis von Ungarn die nächste Demütigung. Zwar hatte Sebastian Vettel einen hervorragenden Start und schob sich auf Rang vier vor, doch nur drei Runden später war der Vorteil bereits wieder dahin.

Ferrari erwischte bei Vettels erstem Boxenstopp alles andere als ein gutes Zeitfenster. Beinahe zehn Sekunden musste der Heppenheimer warten, bis er endlich wieder Gas geben konnte. Viel verlorene Zeit.

Als noch zwölf Runden zu fahren waren, machte Weltmeister Lewis Hamilton dann die Schmach perfekt. Der Brite überrundete mit Vettel auch den zweiten Ferrari im Rennen.

Ferrari strukturiert kräftig um

Für die Scuderia ist es schon jetzt eine Saison zum Vergessen. Die ersten Konsequenzen aus der Krise wurden nun gezogen: Ferrari strukturiert die Technikabteilung um.

"Wir nehmen Änderungen an der technischen Seite der Organisation vor, um das Design und die Entwicklung im Bereich der Fahrzeugleistung zu beschleunigen. Diese Richtungsänderung war nötig, um klare Linien in Verantwortlichkeit und Arbeitsabläufe zu ziehen und gleichzeitig unser Vertrauen in die technische Qualität unserer Firma zu stärken", sagte Teamchef Mattia Binotto.

Enrico Cardile wird Chef des neuen Entwicklungs-Departments - womit Binotto indirekt Macht abgibt. Die Abteilung von Cardile werde auf die Erfahrung von Rory Byrne und etablierten Ingenieuren wie etwa David Sanchez setzen können, erklärte Binotto.

Byrne mitverantwortlich für Schumacher-Ära

Interessant dabei: Byrne war früher schon Chefdesigner bei den Italienern - und zwar während der Erfolgsära von Michael Schumacher mit fünf Weltmeister-Titeln.

Nachdem er im Februar 2009 die Scuderia verließ, holte diese ihn für die Entwicklung des 2017er-Wagens als Berater wieder zurück. Vettel gewann daraufhin zwei der ersten drei Rennen.

Der Südafrikaner blieb im Hintergrund an Bord, doch nun soll seine Stimme wieder mehr Gehör finden, damit Ferrari an frühere Erfolge anknüpfen kann.

DAZN gratis testen und Sport-Highlights live & auf Abruf erleben | ANZEIGE

Byrne steht ungern im Rampenlicht

Der heute 76-Jährige, der damals Aerodynamik der Dienstwagen von Michael Schumacher und Kollege Rubens Barrichello verantwortete, stand dabei nie im großen Rampenlicht.

Byrne kam 1981 mit dem Toleman-Rennstall, der am Ende der Saison 1985 von Benetton übernommen wurde, in die Formel 1 und war einer der großen Wegbereiter von Schumachers ersten zwei WM-Titeln (1994, 1995).

Danach wollte sich Byrne eigentlich aus der Königsklasse des Motorsports zurückziehen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben, kehrte aber vier Monate später bereits zurück. Im Januar 1997 wurde er bei der Scuderia zum Chefkonstrukteur berufen.

Nur Newey noch erfolgreicher

Mit Schumacher als Fahrer holten seine Autos fünf weitere Titel und Byrne wurde zwischenzeitlich zum erfolgreichsten Fahrzeugkonstrukteur der Formel 1, ehe ihn Adrian Newey ablöste.

Auf den Rennstrecken ließ er sich dennoch selten blicken. "Was soll ich an der Strecke? Ich habe an den Rennwochenenden keinerlei Funktion und würde so nur Zeit verschwenden, die ich im Büro besser nutzen kann", erklärte Byrne einst.

Er überließ das Scheinwerferlicht lieber anderen und arbeitete stattdessen im Stillen an Möglichkeiten, die Autos noch schneller zu machen.

Ferrari will zurück an Spitze

Gelingt Byrne dieses Vorhaben auch heute noch?

Teamchef Binotto hat betont, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis das Team wieder an die Spitze der Formel 1 zurückkehren wird. Da das Reglement vorschreibt, dass das diesjährige Auto auch 2021 eingesetzt werden muss, rechnet das Team mit einem längeren Verbleib im Mittelfeld.

"Wir haben es mehrmals gesagt, aber es lohnt sich, es zu wiederholen: Wir haben begonnen, die Grundlagen für einen Prozess zu legen, der zu einem neuen und dauerhaften Siegeszyklus führen soll. Es wird einige Zeit dauern und wir werden Rückschläge erleiden. Wir müssen jedoch auf diese Mängel mit Kraft und Entschlossenheit reagieren, um so schnell wie möglich wieder an die Spitze dieses Sports zurückzukehren", machte Binotto deutlich.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Byrne bei der Umsetzung dieses Vorhabens entscheidenden Anteil hätte.