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Nach Missbrauchs-Wirbel: DSV stellt Bundestrainer frei

Nach Missbrauchs-Wirbel: DSV stellt Bundestrainer frei
Nach Missbrauchs-Wirbel: DSV stellt Bundestrainer frei

Nach schweren Vorwürfen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch ist Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) während der EM in Rom mit sofortiger Wirkung von seiner Tätigkeit freigestellt worden.

Beim Titelgewinn der Olympiadritten Tina Punzel und Lena Hentschel im Synchronspringen vom 3-m-Brett saß der 64-Jährige noch am Beckenrand, beim anschließenden 1-m-Finale der Männer dagegen nicht mehr.

„Der Prozess der Aufklärung ist noch nicht abgeschlossen. Dennoch hat sich der DSV-Vorstand aufgrund seiner hohen moralischen Ansprüche dazu entschieden, Herrn Buschkow bis zur finalen Klärung des Sachverhaltes mit sofortiger Wirkung von seiner Tätigkeit als Bundestrainer Wasserspringen im DSV freizustellen“, teilte der DSV am Donnerstagabend mit.

Der Verband zeigte sich "zutiefst bestürzt über die Schilderung der schrecklichen Erlebnisse der Opfer sexualisierter und sexueller Gewalt".

Buschkow wusste über sexuelle Missbräuche offenbar Bescheid

Der viermalige Wassersprung-Europameister Jan Hempel (50), Olympia-Silbermedaillengewinner 1996, hatte in der ARD-Dokumentation „Missbraucht? Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“ einen langjährigen Trainer schwer belastet und dem Verband Untätigkeit vorgeworfen.

Der DSV-Vorstand habe am 11. August "erstmals von den Vorwürfen Hempels gegenüber seinem damaligen Trainer Kenntnis erlangt", erst am Donnerstag "erfuhr der DSV-Vorstand dann durch die Reportage erstmals, dass Herrn Buschkow vorgeworfen wird, dies angeblich gewusst und nicht entsprechend gehandelt zu haben", teilte der DSV weiter mit.

"Ich bin von meinem Trainer missbraucht worden. Er hat eigentlich keinen Zeitpunkt ausgelassen, um seinen Wünschen freien Lauf zu lassen", sagte Hempel. 14 Jahre lang, ab Hempels elftem Lebensjahr, habe sich ein Trainer zeitweise täglich an ihm vergangen, unter anderem während der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona, unmittelbar vor einem Wettkampf.

Laut Hempel, der nach eigener Darstellung die Verbandsspitze 1997 von den Vorgängen unterrichtet hatte, hat sich der DSV nie substanziell mit den Vorwürfen auseinandergesetzt. "Alle haben geschwiegen, bis heute", sagte Hempel.

Der DSV kündigte eine vollumfängliche Aufarbeitung der Vorwürfe an: "Im Namen des gesamten Verbands möchten wir uns bei den Opfern dafür entschuldigen, dass sie solch traumatische Erlebnisse erleiden mussten."

Buschkow arbeitete seit 1991 für den DSV, seit 2002 war er Cheftrainer der Wasserspringer. Von 2008 bis 2016 war er zudem als Leistungssportdirektor tätig.