Schwuler Premier-League-Profi berichtet von "Albtraum"

In der Premier League gibt es keinen einzigen offen schwulen Fußballer.

Wie in so vielen anderen Ligen und Sportarten ist Homosexualität auch im englischen Profibereich nach wie vor ein absolutes Tabu-Thema. Nun hat sich auf der Insel ein Spieler in einem anonymen Brief an die Öffentlichkeit gewandt und von seinen schwerwiegenden Problemen im Alltag berichtet.

"Ich bin schwul. Es ist ein großer Schritt für mich, das auch nur in diesem Brief zu schreiben", erklärte der namentlich nicht genannte Kicker aus der Premier League. Der Brief wurde von der Sun veröffentlicht, die ihn von der Justin Fashanu Foundation erhalten hatte. Fashanu war der erste Spieler Englands, der sich während seiner Profi-Karriere öffentlich als homosexuell outete. 1998, acht Jahre nach seinem Coming-out, nahm er sich das Leben.

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Seine Nichte Amal Fashanu rief daraufhin eine Stiftung ins Leben, um Fußballern, die sich in einer ähnlich schwierigen Situation befinden, zu helfen.

Nur seine Familie und eine ausgewählte Gruppe an Freunden wüssten Bescheid, hieß es in Brief weiter: "Ich bin nicht bereit, es meinem Team oder meinem Trainer zu sagen."

Wie es sich anfühle, so zu leben? "Im Alltag kann es ein absoluter Albtraum sein. Und es beeinflusst meine psychische Gesundheit immer mehr." Er fühle sich "gefangen, und ich fürchte, dass es nur noch schlimmer werden würde, wenn ich die Wahrheit sage."

"Ich hätte liebend gerne eine Beziehung"

Auf dem Platz sei er Teil des Teams. Und obwohl er sein Leben mit seinen Mitspielern verbringe, mache es ihm "etwas in mir drin" unmöglich, sich ihnen zu öffnen. Er habe das Glück, ein sehr gutes Gehalt zu verdienen. Und obwohl ihm das Herz sage, dass er es seinen Mitspielern sagen müsse, eintscheide sein Kopf stets anders.

"Warum soll ich es alles aufs Spiel setzen? Ich habe ein schönes Auto, einen Schrank voller Designer-Klamotten und ich kann es mir leisten, alles für meine Familie und Freunde zu kaufen", schrieb der Fußballer.

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Was er jedoch am meisten vermisse, sei "Gesellschaft. Ich bin in einem Alter, in dem ich liebend gerne eine Beziehung hätte. Aber wegen meinem Job muss das Level an Vertrauen zu einem Langzeit-Partner extrem hoch sein. Deshalb vermeide ich Beziehungen für den Moment komplett."

Er sei der Meinung, dass der Fußball immer noch nicht bereit sei für einen offen schwulen Fußballer. "Ich weiß, dass ich an einem Punkt ankommen könnte, an dem es für mich unmöglich sein wird, eine Lüge zu leben. Wenn es so kommt, plane ich meine Karriere frühzeitig zu beenden und mich zu outen.

Ihm sei bewusst, dass er damit Jahre einer lukrativen Karriere wegwerfen würde: "Aber innerer Frieden ist unbezahlbar. Und ich will nicht für immer so leben."

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