Schützt Blatter vor sich selbst!

Blatter sollte vor sich selbst geschützt werden. (Bild: SID)
Blatter sollte vor sich selbst geschützt werden. (Bild: SID)

Das Theater um Joseph Blatter hat den nächsten brisanten Höhepunkt erreicht. Die FIFA-Ethikkommission hat ihn und seinen Kontrahenten Michel Platini für 90 Tage von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen. Für den FIFA-Boss sind das jedoch lediglich drei Monate „Ferien“. Yahoo Sports-Redakteur Johannes Kallenbach meint: Blatter muss endgültig aus dem Verkehr gezogen werden – und zwar zu seinem eigenen Wohl.

Eine FIFA ohne Blatter? Was lange Zeit kaum vorstellbar war, ist nun erst mal für himmlische drei Monate Realität. Die FIFA-Ethikkommission hat den mächtigen Weltverbandsboss für 90 Tage aus dem Verkehr gezogen. Das Ende? Nicht wenn es nach dem 79-Jährigen Schweizer geht. Über seinen Berater Klaus J. Stöhlker ließ er die nächsten inhaltlichen Knaller ausrichten: "Er freut sich auf drei Monate Ferien, die er sich auch redlich verdient hat", so Stöhlker gegenüber der Bild. Und: "Blatter ist rechtzeitig zurück, um am 26. Februar den Kongress zu führen".

Aussagen müssen aufhorchen lassen

Es ist eine dieser absurden Realitäten des riesigen Theaters um die FIFA, dass selbst die verrücktesten Wendungen nicht mehr wirklich für Gesprächsstoff sorgen. Den täglichen Wahnsinn um den Fußball-Weltverband kann man mittlerweile mit einem Achselzucken abtun, abgefahrener wird es ohnehin nicht mehr. Dabei müssen die neuesten Aussagen Blatters, die er über seinen Anwalt ausrichten ließ, zumindest aufhorchen lassen.

90 Tage Sperre hat die FIFA Ethikkomission gegen Blatter und Platini verhängt. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)
90 Tage Sperre hat die FIFA Ethikkomission gegen Blatter und Platini verhängt. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Die zeichnen nämlich das Bild eines mächtigen Verbandsbosses, der sich nicht nur mit aller Macht an sein Amt und dessen Einfluss klammert, sondern dabei auch endgültig den Hang zur Wirklichkeit zu verlieren scheint. Joseph Blatter lebt mittlerweile in seiner eigenen Welt, abgekapselt von seiner Sperre, den Korruptionsvorwürfen, den Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft und der Kritik durch nahezu jede einflussreiche Fußball-Persönlichkeit.

Blatter muss vor sich selbst geschützt werden

Anders lässt sich kaum erklären, warum Blatter die 90-tägige Sperre als wohlverdiente „Ferien“ ansieht und vollkommen davon überzeugt ist, den FIFA-Kongress im Februar zu leiten. Es scheint, als würde der geschasste FIFA-Chef an seinem eigenen Postillon-Artikel arbeiten. Blatter ist endgültig seine eigene Satire geworden. Genau deswegen muss der Weltverband jetzt dauerhafte Fakten schaffen und seinen Patriarchen loswerden – zu seinem eigenen Schutz.

Denn eines darf man bei dem ganzen Theater nicht vergessen: Es geht hier immer noch um das Vermächtnis eines Mannes, der für die Entwicklung des Fußballs enormes geleistet hat, der Sportart dazu verhalf, zu einem globalen Phänomen zu werden und der es in 80 Jahren Geschichte als erster geschafft hat, die WM auf den afrikanischen Kontinent zu bringen – und zwar mit Erfolg.

Viel Würde bleibt Joseph Blatter bei seinem Abtritt ohnehin nicht mehr, nun gilt es, ihm zumindest diesen winzigen Rest zu bewahren. Damit sich nicht alles um die letzten Jahre seiner Amtszeit dreht, als alles in der FIFA aus den Fugen geriet.