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Darum segelt ein Deutscher für Samoa

Darum segelt ein Deutscher für Samoa

Irgendwie zu Olympia: Das war der Plan von Adrian Hoesch, der nun aufgeht. Gemeinsam mit seinem Kumpel Tyler Paige startet der 28-Jährige in der 470er-Klasse im Segeln in Tokio - allerdings nicht für Deutschland, sondern für die Pazifikinsel Amerikanisch-Samoa.

Hoesch, der in den USA geboren ist, besitzt wie sein Partner Paige die amerikanische Staatsbürgerschaft. Zudem hat Hoesch die Voraussetzung erfüllt, mindestens drei Jahre nicht für Deutschland in olympischen Bootsklassen gestartet zu sein. So konnte er einen sportlichen Nationenwechsel beantragen, der in Amerikanisch-Samoa anstandslos abgenickt wurde. „Ich bin unfassbar stolz auf meinen Sohn“, macht Vater Martin bei SPORT1 deutlich.

Hoesch lernt das Segeln auf dem Starnberger See

„Seitdem er ein kleiner Junge ist, begeistert sich Adrian für das Segeln. Dass er es jetzt soweit geschafft hat, ist einfach toll.“ Vater Martin und Mutter Simone waren es, die ihren Sohn zum Segeln gebracht hatten. „Wir haben uns gefragt, welchen Sport unsere Kinder ausüben sollen und entschieden uns für das Segeln“, sagt Martin Hoesch und fügt mit einem Lachen hinzu: „Meine Frau hat definitiv eine Mitschuld an Adrians Werdegang.“

Hoesch lernte das Segeln auf dem Sternberger See typischerweise in der Optimisten-Klasse. Später spezialisierte er sich zunächst auf die 420er-, dann auf die 470er-Klasse. Bei den Weltmeisterschaften fuhr Hoesch mit Julian Stückl in der 420er-Klasse 2011 auf den zehnten Rang. Danach wechselte er in die größere Bootsklasse und gewann mit Julian Autenrieth bei den Junioren-Europameisterschaften 2013 die Bronzemedaille.

Früherer Partner verärgert über Hoesch

Mit dessen Bruder Philipp Autenrieth gewann er in der Segel-Bundesliga 2015 ebenfalls eine Bronze-Medaille. Danach beendete Hoesch zunächst seine Leistungssport-Karriere und war auch ein Jahr lang durch eine Verletzung an der Wirbelsäule gehandicapt.

Über Hoeschs Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2021 ist nun aber ausgerechnet sein früherer Klubkamerad Philipp Autenrieth, der unter deutscher Flagge um einen Platz für Olympia kämpfte, nicht begeistert.

Wäre Hoesch nicht plötzlich in Melbourne bei einer Qualifikationsregatta aufgetaucht und hätte sich dort nahezu konkurrenzlos durchgesetzt, wäre der vakante Startplatz für Ozeanien wohl verfallen - und dann an Simon Diesch und Philipp Autenrieth gegangen, die bei der WM mit Rang 16 die Qualifikation für Tokio nur um einen Platz verpasst hatten.

„Hätte Adrian diesen Platz nicht eingenommen, hätte das ein anderer gemacht“, erklärt dessen Vater. „Das Thema ist erledigt. Wir sind ja schließlich alles Sportler.“

„Es sieht aus wie in einem Gefängnis“

Adrian Hoesch richtet den Blick nun nach vorne. Am Mittwoch steht das erste Rennen auf dem Programm. Um die Medaillen wird es nicht gehen. Dabei sein ist alles. „Deshalb werde ich das ganz entspannt verfolgen“, sagt Martin Hoesch, der das Rennen vornehmlich auf dem Handy über ein Tracking-System begleiten wird.

In einem Hotel 1,5 Autostunden entfernt vom olympischen Dorf ist Hoesch untergebracht. „Es sieht aus wie in einem Gefängnis, meint er. Von Land und Leuten scheint man dort nichts mitzubekommen.“ Davon lässt sich Hoesch allerdings nicht unterkriegen, sagt sein Vater: „Er ist immer positiv und freut sich jetzt einfach auf den Wettbewerb.“


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