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Selenskyj nennt die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine eine „Massenvernichtungs-Umweltbombe“

Der Kachowka-Staudamm war in der Nacht zum Dienstag im südukrainischen Gebiet Cherson zerstört worden.  - Copyright: Ukrhydroenergo via dpa
Der Kachowka-Staudamm war in der Nacht zum Dienstag im südukrainischen Gebiet Cherson zerstört worden. - Copyright: Ukrhydroenergo via dpa

Die Explosion des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine wird vermutlich verheerende Auswirkungen haben. Das ukrainische Agrarministerium rechnet ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet, werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit. Detaillierte Informationen sollen demnach in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, wenn sich das Ministerium ein genaues Bild von der Lage gemacht habe.

„Darüber hinaus wird die von Menschen verursachte Katastrophe die Wasserversorgung von 31 Feldbewässerungssystemen in den Regionen Dnipropetrowsk, Cherson und Saporischschja zum Erliegen bringen“, so das Ministerium. „Die Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka wird dazu führen, dass sich die Felder im Süden der Ukraine bereits im nächsten Jahr in Wüsten verwandeln könnten“, hieß es weiter. Auch die Trinkwasserversorgung in besiedelten Gebieten sei betroffen. Zudem erwartet das Agrarministerium nach eigenen Angaben negative Folgen für die Fischerei.

Selenskyj: „Größte menschengemachten Umweltkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von der „größten menschengemachten Umweltkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten“. So seien die Folgen für Mensch, Tier, Umwelt, Infrastruktur und nicht zuletzt für den Krieg sind noch überhaupt nicht absehbar. Er bezeichnete die Zerstörung des Staudamms als eine „Massenvernichtungs-Umweltbombe“.

Der Staudamm war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Der Kreml beschuldigt Kiew. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind hingegen überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

hr/dpa