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Das seltsamste Team der NBA

Milwaukee Bucks gegen Philadelphia 76ers – für viele NBA-Experten war vor der Saison klar, dass diese beiden Teams um Platz eins in der Eastern Conference kämpfen würden.

Doch während die Bucks nach über 60 Spielen souverän den Osten anführen, ist Philadelphia als Sechster von allen Teams im Playoff-Rennen bisher wohl die größte Enttäuschung.

Das Mindestziel ist nun Rang vier, um zumindest in der ersten Playoff-Runde Heimvorteil zu haben. Für die Sixers ist das wichtiger als für jedes andere Team, da sie zu Hause mit 28:2 die beste Bilanz der Liga haben.

Auswärts läuft dagegen seltsamerweise nichts zusammen - und mit neun Siegen in 31 Partien hat Philadelphia gerade einmal so viele Siege wie die Chaos-Franchise New York Knicks auf dem Konto. (Tabelle der NBA)

Philadelphia sorgt sich um Embiid

Nun sind mit Joel Embiid und Ben Simmons auch noch ausgerechnet die Superstars des Teams verletzt.

Bei Embiids Schulterverletzung wird immerhin keine allzu lange Ausfallzeit erwartet - der verletzungsanfällige Center ist allerdings nicht für gutes Heilfleisch bekannt. Noch nicht einmal schaffte er in seiner Karriere auch nur 70 Spiele in einer Saison.

Größere Sorgen bereitet den Sixers aber die Verletzung von Simmons, der mit einem eingeklemmten Nerv im Rücken zu kämpfen hat. Zwar wird er in zehn Tagen erneut untersucht, doch seine Ausfallzeit kann bei unglücklichem Verlauf auch Monate betragen.

"Es ist natürlich ein schmerzhaftes Dilemma. Uns fehlen zwei All-Stars. Wenn du das aus einem Team entfernst, ist das schmerzhaft", sagte Coach Brett Brown.

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Simmons auch ohne Dreier mit guter Saison

Für Philadelphia wäre ein langfristiger Simmons-Ausfall kaum aufzufangen, auch wenn der australische Spielmacher noch immer Würfe aus der Mitteldistanz oder hinter der Dreierlinie verweigert.

Denn dank seiner Athletik kommt Simmons auch ohne Wurf auf 16,7 Punkte im Schnitt. Zudem steuert er durchschnittlich 7,8 Rebounds und 8,2 Assists bei und glänzt in der Defensive. So belegt Simmons Rang eins bei den Steals und ist einer von wenigen Spielen, die jede Position verteidigen können.

Aufgrund Simmons' Wurf-Weigerung wird es in den Playoffs in wichtigen Phasen dennoch auf Embiid ankommen. Im Topform kaum zu stoppen, lässt Embiid bisher jedoch hin und wieder einmal den nötigen Ehrgeiz vermissen.

"Ich muss mich selbst finden, ein gutes Arschloch sein, einfach Basketball spielen und versuchen, zu dominieren", sagte Embiid vor einigen Wochen, nachdem er zuvor von Teilen der eigenen Fans ausgebuht wurde.

Embiid und Simmons spielen besser allein

Das Verrückte am Sixers-Team: Beide Superstars sind individuell einzigartig und können jederzeit unfassbare Zahlen abliefern. Meistens aber nur, wenn der jeweils andere auf der Bank sitzt.

Wer sie in dieser Saison in vielen Spielen auf dem Court sah, würde nicht vermuten, dass sie schon einige Jahre zusammenspielen. Doch Simmons braucht für seine Drives zum Korb Platz in der Zone. Dafür muss Embiid raus aus selbiger, was seine Effizienz einschränkt.

Dieses Problem haben die Sixers vor der Saison sogar verschlimmert. Denn um den großen Gegner im Osten - die Bucks mit Giannis Antetokounmpo - stoppen zu können, braucht es für GM Elton Brand vor allem Länge und Defense.

Also wurde Al Horford geholt und mit einem Vierjahresvertrag über 109 Millionen Dollar ausgestattet.

Horford fühlt sich bei 76ers verloren

Doch der Big Man fühlt sich oft verloren, wenn er mit Simmons und Embiid auf dem Court steht. Denn in die Zone kann er nicht, um den Raum nicht noch enger zu machen. Dafür ließ man den wichtigen Scharfschützen J.J. Redick ziehen.

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Das ging so weit, bis Philadelphias Coach Brown keine andere Möglichkeit mehr sah, als Horford von der Bank kommen zu lassen. Zumal sein eigener Job nach einer kleinen Niederlagen-Serie langsam, aber sicher in Gefahr geriet.

Prompt feierten die Sixers einen beeindruckenden Sieg gegen die Los Angeles Clippers, was vor allem an Simmons und Embiid lag. Brown schwärmte anschließend: "So gut haben die beiden noch nie zusammengespielt."

Doch die Freude währte nicht lange, denn nach dem All-Star-Break verletzt sich Simmons im Top-Duell mit den Bucks nach nur fünf Minuten.

Embiid verletzt sich nach Gala-Leistung

Ohne Simmons waren die Sixers chancenlos gegen das Topteam der Liga. Embiid ließ im folgenden Spiel eine Monster-Leistung folgen und schien bereit, das Team auf seinen Schultern für einige Wochen zu tragen - doch dann verletzte sich auch der Kameruner.

Für Philadelphia ein großer Schock und gleichzeitig auch eine Chance. Denn mit Josh Richardson, Tobias Harris und dem in die Starting Five zurückgekehrten Horford verfügt die Franchise über drei weitere Stars, die bisher oft zu wechselhaft agierten.

Nun kann das Trio sich ohne die beiden Franchise-Stars in den Vordergrund spielen. Beim Sieg gegen die New York Knicks nahmen Harris, Horford und Richardson bereits 44 Würfe, was knapp 50 Prozent des gesamten Teams entsprach.

Allerdings fiel nun auch noch Richardson aus und ist aktuell im Concussion Protocol der NBA.

Rollenspieler wie Milton treten hervor

Ergänzungsspieler wie Glenn Robinson III, der sich beschwert hatte, dass seine Rolle seit seinem Trade nicht klar definiert worden wäre, können mehr Verantwortung übernehmen. Gegen die starken Los Angeles Clippers schlugen sich die 76ers bereits tapfer, was vor allem an Simmons-Ersatz Shake Milton lag.

Am Dienstagabend dürfen sich die 76ers nun gegen die Los Angeles Lakers messen. Vor der Saison als mögliches Final-Duell gehandelt, denkt daran aktuell keiner mehr. Womöglich ein Fehler, denn mit einem fitten Simmons sowie Embiid ist dem Team alles zuzutrauen.

Dazu zählt jedoch auch eine Erstrunden-Klatsche in den Playoffs, was nicht nur zu Browns Entlassung, sondern auch zu einem Trade von Simmons, Embiid oder - wahrscheinlicher - Horford führen könnte.

Den Sixers stehen auf alle Fälle turbulente Zeiten bevor.