Serie: Thiago - Alles nix, oder?

Serie: Thiago - Alles nix, oder?

Die neue Saison steht vor der Tür und für fünf Spieler wird diese Spielzeit zur wichtigsten ihrer Karriere. Spieler, die zuletzt fast nur noch für negative Schlagzeilen sorgten oder kaum spielten - oder beides. Die aber gemessen an ihrem Potenzial zu den besten der Welt gehören müssten. Schaffen sie den Turnaround - oder bleibt ihre verheißungsvolle Laufbahn im Tief stecken? Heute: Thiago Alcantara.

Was war?

Angeblich war das ja so: Pep Guardiola hatte alle Trümpfe in der Hand, als es darum ging, einen Spieler für das zentrale Mittelfeld zu finden. Die Bayern hatten sich einst für Mario Götze entschieden, Guardiola hätte stattdessen Neymars Dienste in München bevorzugt. Die Bayern setzten sich durch, als Pep noch gar nicht Trainer in München war. Also hatte der Spanier bei der nächsten großen Entscheidung das erste Stimmrecht. Und also hieß die neue Hoffnung Thiago Alcantara.

"Thiago oder nichts" ist als griffiger Satz überliefert. Mit den Zauberfüßen aus Barcelona wollte Guardiola das Mittelfeld beherrschen und aus dem Naturwunder auch einen Spieler von Weltklasse formen. Beides ist bisher eher nicht gelungen.

Thiagos Anlagen sind immer noch fantastisch, fußballerisch dürfte er der beste Spieler in Bayerns an tollen Spielern nicht eben armen Kader sein. Aber Thiago hat ein schwaches Jahr hinter sich. Er hat weder für die Bayern noch in der spanischen Nationalmannschaft eine gewichtige Rolle einnehmen können.

Und noch schlimmer: Seine Art des Fußballs, die Leute verzaubern und Gegenspieler in den Wahnsinn treiben kann, stand am Ende ebenso sinnbildhaft wie Guardiola selbst für drei gescheiterte Versuche, ins Finale der Champions League einzudringen.

Was ist neu?

Thiago ist weg von seinem Ziehvater und Mentor Guardiola. Was auf den ersten Blick wenig Hoffnungen macht, sollte für den mittlerweile auch schon 25-Jährigen eine große Chance sein. Carlo Ancelotti ist ein Menschenfreund, aber er ist auch harter Entscheider.

Nicht selten hatte man den Eindruck, Thiago funktioniere nur unter Druck. Dass er mit seiner Laissez-faire-Einstellung sich selbst und damit am Ende auch der Mannschaft im Weg stehe. Mit dem neuen Trainer kann der Techniker auch eine neue Einstellung zum Spiel finden.

Und in der Hierarchie innerhalb der Mannschaft, die sich spätestens in einem oder zwei Jahren, wenn die Altvorderen Lahm, Robben, Ribery, Alonso nicht mehr da sein werden, manifestiert haben muss, sollte Thiago jetzt schon die notwendigen Schritte gehen.

Das muss sich ändern

Thiago muss lernen, Kunst mit Effizienz zu vereinen. Er bringt fußballerisch alles mit, was ein Weltklassespieler haben muss. Aber er ist bisher eben auch nicht als ein Spieler aufgefallen, der den unbedingten Willen zum Sieg hat, der sich in ein Spiel und den Gegner rein beißen kann und auch mal schmutzig spielt, um dem Gegner weh zu tun.

Deswegen ist er in der handvoll wichtiger Spiele, die er zuletzt von Beginn an bestreiten durfte, auch nicht oder kaum in Erscheinung getreten. Und wenn, dann blieb ein verlorener Zweikampf oder ein verlorenes Laufduell in Erinnerung.

Thiago Alcantara muss mehr aus sich herausholen, sein Talent nicht einfach so vergeuden. Er hat jetzt Renato Sanchez vor der Nase, noch jünger, deutlich dynamischer. Er muss jetzt dem FC Bayern auf Dauer helfen. Und sich selbst auch. Andernfalls bleibt er ein leeres Versprechen.

Serie, Teil 1: Mario Götze - Der gefallene Engel

Serie, Teil 2: Julian Draxler - Zwischen allen Stühlen

Serie, Teil 3: Max Kruse - Neustart mit Hindernissen

Serie, Teil 4: Thiago Alcantara - Alles nix, oder?

Lesen Sie am Samstag unseren letzten Teil - Nummer 5!