Das persönliche Drama hinter der Karriere einer Ikone

Das persönliche Drama hinter der Karriere einer Ikone
Das persönliche Drama hinter der Karriere einer Ikone

West Baden Springs, Indiana - allein schon dieser Geburtsort.

Gegründet in den 1850ern in einer von deutschen Siedlern geprägten Gegend im Mittleren Westen der USA und benannt nach Wiesbaden oder Baden-Baden, man weiß es nicht mehr genau.

Rund 560 Seelen leben heute noch dort, ein 1861 errichtetes Postamt hat inzwischen 160 Jahre überdauert, bekannter ist der Ort allerdings für das luxuriöse und gut besuchte West Baden Springs Hotel. Und für ihn.

Larry Bird, am 7. Dezember 1956 geboren und damit seit heute 67 Jahre alt, zog von West Baden Springs aus, die Basketball-Welt aus den Angeln zu heben. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)

Der Trash-Talker, der Scharfschütze, der ewige Gegenspieler von Magic Johnson: So bringt es „Larry Legend“ zu Weltruhm. Für die NBA, die in den 70er-Jahren um ihre Akzeptanz ringt, bedeutet sein Aufstieg und seine epische Rivalität mit Magic auch die Rettung des eigenen Produkts.

Eine Schlüsselrolle in der großen Karriere des „Hick from French Lick“ - der ebenso poetische Nachbarort, in dem Bird aufgewachsen ist - spielte dabei auch die Tragödie seiner Kindheit.

Larry Bird von Armut und Tod des Vaters geprägt

Seine Eltern Claude Joseph „Joe“ und Georgia Bird zogen Larry und seine fünf Geschwister in ärmlichen Verhältnissen auf, ein Umstand, der ihm nach eigenen Angaben einen bis heute anhaltenden persönlichen Antrieb gegeben hat.

Als Larry in die Highschool geht, trennen sich seine Eltern. Ein Jahr später begeht der Koreakriegs-Veteran Joe Bird Suizid.

Der Basketball ist für den 2,06-Meter-Hünen Ablenkung von den familiären Beschwernissen, eine Form von Flucht. Eine Flucht, die in Weltruhm mündet.

1979: Die Rivalität Larry Bird - Magic Johnson beginnt

Schon auf dem College begegnet Bird dem Mann, mit dem seine spielerische Laufbahn wie mit keinem anderen verbunden ist: 1979 stehen sich Bird (Indiana State) und ein gewisser Earvin Johnson (Michigan State) im Finale um die Uni-Meisterschaft gegenüber - Michigan siegt, aber jeder erkennt, was demnächst in der NBA zu erwarten ist: Das College-Finale sorgte für Rekordquoten - während die NBA damals kriselt.

Passenderweise wird Bird von den Boston Celtics gedraftet, und „Magic“ Johnson geht zu den Los Angeles Lakers - womit sie zu den Hauptdarstellern einer neu aufflammenden Rivalität wurden, welche die NBA schon in den Sechzigern geprägt hatte.

Damals waren Stars wie der im Sommer verstorbene Bill Russell, John Havlicek, Sam Jones (Celtics), Jerry West, Elgin Baylor und Wilt Chamberlain (Lakers) die Protagonisten. Bird und Johnson bestimmen die 80er und lassen die Kassen der Liga wieder klingeln.

Michael Jordan? Bird war Johnson unangenehmer

„Er war ein Basketball-Genie“, sagt Johnson über den großen Antagonisten: „Er war dir immer einen Schritt voraus, den einen Gedanken schneller. Er spielte Basketball wie Schach.“

Zwischen 1984 und 1987 kämpfen beide in drei von vier NBA-Finals um den Titel. Einmal siegt Bird (1984), zweimal Johnson (1985, 1987).

Magic Johnson ordnet seine Duelle mit Bird noch vor den Aufeinandertreffen mit dem besten aller Basketballer ein. „Ich würde lieber Michael Jordan verteidigen als Larry Bird, weil man gegen ihn zum Denker werden musste“, sagt er: „Larry war nicht schnell, konnte kaum springen, aber er konnte dir schlaflose Nächte bereiten.“

Neben Birds Talent am Ball galt vor allem die psychologische Kriegsführung als seine große Stärke. Und Johnson erinnert sich später, dass er sie selbst dann ausübte, wenn er nicht auf dem Court stand.

Einmal konnte Johnson verletzt nicht zum großen Showdown antreten, Bird machte sich darüber lustig. „Vor dem Spiel kam er zu mir und sagte: ‚Es tut mir leid, dass du heute nicht spielen kannst. Aber weißt du was? Da du schon hier bist, werde ich dir eine Show bieten. Lehn dich zurück und schau zu“, erzählt Johnson: „Nach jedem getroffenen Wurf sah er mir in die Augen.“

1992: „Dream Team“ mit Johnson und Jordan als Schlussakt

Nach drei MVP-Auszeichnungen und drei Meisterschaften mit den Celtics (1981, 1984, 1986) folgt bei Olympia 1992 in Barcelona das letzte Hurra. Das Dream Team. Natürlich mit Jordan, aber eben auch mit Dauerrivale Johnson, der abseits des Courts ein guter Freund ist.

Bird und Johnson lernen sich bei einem gemeinsamen Werbedreh näher kennen und blieben in gegenseitiger Hochachtung verbunden, Bird ist auch einer der ersten, der telefonisch von Johnsons HIV-Diagnose 1991 erfährt.

Dass „Magic“ die damals noch von vielen als „Todesurteil“ (O-Ton Bird) empfundene Erkrankung wegsteckt und weiterspielt, macht den gemeinsamen Schlussakt mit Bird endgültig zur Märchen-Story. Die wohl legendärste Basketball-Mannschaft der Geschichte ist allen anderen lächerlich überlegen und holt völlig ungefährdet die Goldmedaille.

Auch als Trainer und Teamboss erfolgreich

Danach ist für Bird Schluss. Im Alter von 35 Jahren beendet er im August 1992 seine Karriere, aber auch danach gibt es noch bemerkenswerte Erfolge.

Zwischen 1997 und 2000 wird er in seinem Heimatstaat Trainer der Indiana Pacers, schrammt dabei mit Reggie Miller und Co. mehrmals nur knapp am Titel vorbei - ehe er seine vorab angekündigte Entscheidung wahrmacht, nach drei Saisons in jedem Fall zurückzutreten.

Später wird Bird auch Präsident der Pacers, die er bis heute berät. Bird - seit 1989 in zweiter Ehe mit Jugendfreundin Dinah Mattingly verheiratet und Vater von drei Kindern (zwei adoptiert) - ist der einzige Mann in der Geschichte der NBA, der sowohl zum MVP als auch zum Coach und Executive of the Year gekürt wurde.

West Baden Springs kann recht stolz auf seinen berühmtesten Sohn sein.

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Mit Sportinformationsdienst (SID)

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