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"Sieht so aus, als würde der gesamte Laden bald abbrennen"

Hallo NFL-Fans,

am neunten Spieltag ist das lange Undenkbare eingetroffen: Die New England Patriots haben ihr erstes Saisonspiel verloren. Den Baltimore Ravens ist es gelungen, dem Titelverteidiger den Zahn zu ziehen.

Die Konkurrenz hat einen Eindruck bekommen, wie die scheinbar unschlagbaren Patriots doch zu bezwingen sind. Möglicherweise kam die Niederlage für die Patriots genau zum richtigen Zeitpunkt.

Es ist ein Weckruf, dass auch einer Über-Mannschaft Siege nicht einfach zufliegen. Nun wird sich kein Spieler zurücklehnen. Vielmehr kann so ein Negativerlebnis einen Hauch von Extramotivation in den Spielern freisetzen.

Jackson spielt für Ravens starke Saison

Auf der anderen Seite sind die Ravens ein Team, das die gesamte Saison ordentlich bei der Musik dabei ist.

Die Mannschaft aus Baltimore zeigt immer wieder, welches Potenzial in ihr steckt. In prominent angesetzten Spielen ist sie seit 2011 ungeschlagen. Das gesamte Team der Ravens passt gut zusammen und sie haben mit Lamar Jackson einen unglaublich starken Quarterback in ihren Reihen.

Die Pats jedenfalls haben Jackson zu keinem Zeitpunkt unter Kontrolle bekommen. Auch wenn es ihnen immer wieder gelungen ist, sein Passspiel zu stoppen, hatte Jackson vorwiegend mit Laufspielzügen immer wieder eine Reaktion. So ist irgendwann auch die beste Defensive der Liga mit ihrem Latein am Ende.

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49ers zementieren Status als Titelkandidat

Für mich sind die Patriots in der AFC immer noch der große Topfavorit. In der NFC sind die San Francisco 49ers auf jeden Fall das Team, dass es zu schlagen gilt. Bei den 49ers passt es im Moment in vielen Bereichen einfach sehr gut zusammen.

Die Defensive steht sehr gut und übt viel Druck auf den gegnerischen Quarterback aus. Auch die Offensive funktioniert mit ihrem stark ausgeprägten Laufspiel.

Beeindruckend zu sehen ist, dass sie immer einen anderen Weg finden, das Spiel für sich zu entscheiden. Dass die Mannschaft noch immer ohne Niederlage ist, zeigt ihre Möglichkeiten. Gegen die Seahawks können die 49ers nun beweisen, dass sie definitiv ein Kandidat für den Titel sind.

Jets mit Darnold in der Krise

Eine Enttäuschung sind bislang definitiv die New York Jets. Erst ein Sieg steht zu Buche und dieser Negativlauf hat seine Gründe. Bei den Jets sind in der Vergangenheit einige unverständliche Dinge passiert.

Angefangen auf der Position des Headcoaches: Die Anstellung von Adam Gase war äußerst fragwürdig. Sie haben mit ihm einen Trainer verpflichtet, der in derselben Division nicht erfolgreich war und bei den Jets ebenfalls nicht in die Erfolgsspur findet.

Auch innerhalb der Mannschaft gibt es einige Probleme. Sam Darnold ist nicht in Form, bei Le'Veon Bell gab es Gerüchte um einen Trade und Jamal Adams hat seinen Unmut geäußert.

Natürlich ist es normal, dass es bei einer Mannschaft, bei der es sportlich nicht läuft, einige Brennpunkte gibt. Bei den Jets gibt es allerdings zu viele Krisenherde und sie bekommen diese nicht unter Kontrolle. Derzeit sieht es danach aus, als würde der gesamte Laden bald abbrennen.

Es würde mich auf jeden Fall wundern, wenn Gase die Saison als Trainer überleben würde. Unter seiner Regie laufen schlichtweg zu viele Dinge schief.

Trennung von Whitehead war ein Zeichen

Für viel Aufsehen sorgte in den vergangenen Tagen Jermaine Whitehead mit seinen Aussagen auf Twitter, die zu seiner Entlassung bei den Browns führte.

Neben seinen unüberlegten Aussagen hat Whitehead einen weiteren entscheidenden Fehler gemacht: Der Weg, den Whitehead über die sozialen Medien nahm, ist definitiv der falsche. Wenn ein Spieler ein Problem hat, soll er mit dem Trainer, seinen Mitspielern oder dem Besitzer sprechen. Twitter ist in diesem Fall nie die richtige Variante.

Das ging auch für die Browns einen Schritt zu weit und so haben sie in dieser Situation ein Zeichen gesetzt. Dennoch gibt es bei den Cleveland Browns noch andere Probleme.

Die Mannschaft hat einige Waffen, macht aber deutlich zu wenig aus ihrem Potenzial. Baker Mayfield ist so ein Kandidat: Bei seiner Ankunft in Cleveland waren viele der Meinung, dass die Browns zu den besten Teams der Liga gehören werden.

Inzwischen kann man sagen, dass es nicht gut aussieht, was auf dem Spielfeld passiert. So war die Entlassung Whiteheads möglicherweise auch ein kleines Signal und der Versuch, die Franchise aufzuwecken.

Edebali wird Chancen erhalten

Ein Profi, den viele Teams gut gebrauchen könnten, ist nach wie vor Kasim Edebali.

Allerdings zählt der Deutsche mit seinen 30 Jahren mittlerweile zu den Veteranen und ist nicht mehr der günstigste Spieler. Viele Mannschaften geben eher jungen Spielern die Gelegenheit sich in der NFL zu beweisen - auch aus Kostengründen. Es wird kein leichtes Unterfangen für Edebali, ein neues Team zu finden.

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Aber: Er bekam in dieser Saison die Möglichkeit. Seine Entlassung in Oakland kam nur zustande, weil einige Spieler aus Verletzungspausen zurückgekehrt sind.

Das Verletzungsrisiko ist in der NFL während einer Saison extrem hoch, und so kann von Woche zu Woche viel passieren. Vielleicht bekommt Edebali in dieser Saison nochmal die Gelegenheit sich zu beweisen.

Edebali ist immer ein heißer Kandidat und er hat unheimliche Stärken in der Defensive. Der Deutsche ist ein schlauer Spieler, kommt in der Umkleidekabine gut an und kann in Special-Teams eingesetzt werden.

Fakt ist: Wenn eine Mannschaft einen Ersatzspieler sucht, ist Kasim mit Sicherheit eine der ersten Optionen.

Bis bald

Euer Markus Kuhn

Markus Kuhn (33) ist ein ehemaliger Footballspieler und wurde 2012 in der siebten Runde von den New York Giants ausgewählt. Für die Franchise war der Defensive Tackle von 2012 bis 2015 in der NFL aktiv und absolvierte in dieser Zeit 39 Spiele. In der Saison 2014 erzielte er als erster Deutsche überhaupt einen Touchdown in der NFL. 2016 wechselte er zu den New England Patriots. Seit dieser Saison ist er gemeinsam mit Sebastian Vollmer als Kommentator des Monday Night Games bei DAZN im Einsatz. Für SPORT1 kommentieren die beiden Ex-NFL-Profis in ihrer regelmäßigen Kolumne das aktuelle Geschehen in der NFL.