Wasmeier: "Auf gutem Weg, Skisport kaputt zu machen"

Wasmeier: "Auf gutem Weg, Skisport kaputt zu machen"
Wasmeier: "Auf gutem Weg, Skisport kaputt zu machen"

Nach Felix Neureuther hat eine weitere deutsche Ski-Legende Kritik am frühen Saisonauftakt Ende des Monats geübt.

Der alpine Ski-Weltcup startet am 23. Oktober mit dem Riesenslalom der Damen in Sölden. Nur einen Tag später geht es auch für die Herren mit einem Riesenslalom in die neue Saison. (Alle Rennen LIVE im SPORT1-Ticker)

Geht es jedoch nach Markus Wasmeier, könnte man auf den traditionellen Weltcup-Auftakt auf dem Gletscher in Österreich verzichten.

„Für mich als Athlet waren die Sölden-Rennen eine Katastrophe, weil sie mehrere Wochen vor dem wirklichen Saisonbeginn stattfinden“, erinnerte er sich im Gespräch mit SPORT1 an seine eigene Zeit als Aktiver.

Aber nicht nur der frühe Zeitpunkt des Sölden-Rennens ist ein Punkt, der in den Augen des zweimaligen Olympiasiegers gegen das Event spricht, auch der Schwierigkeitsgrad und der Schnee seien zu diesem Zeitpunkt der Saisonvorbereitung eine große Herausforderung.

„Ich hätte kein Problem damit, wenn Sölden nicht mehr stattfinden würde“, positionierte er sich daher klar.

Wasmeier watscht FIS-Vorschläge ab

Aber nicht nur Sölden sieht der 58-Jährige kritisch.

Auf einem FIS-Meeting wurden vor Kurzem gleich mehrere Vorschläge diskutiert, wie man den Ski-Weltcup für die Zukunft fit machen könne. Unter anderem brachte FIS-Marketingchef Jürgen Capol laut Nachrichtenagentur AP die Abschaffung des Super-G ins Spiel.

„Das finde ich totalen Blödsinn“, watschte Wasmeier den Vorschlag direkt ab.

Mit dem Super-G würde man jede Chance verlieren, in Zukunft Athleten für die Abfahrt zu gewinnen. Gerade zum Erlernen der Geschwindigkeit sei der Super-G für den Schlierseer unabdingbar.

Dazu sehe er keinen triftigen Grund, der gegen den Super-G spreche, da er auf jeder Abfahrtsstrecke zu fahren sei. Er würde „jeden Parallelslalom und jede Kombination eher streichen“, um diesen „sensationellen Wettkampf“ zu erhalten.

Skifahren mit Auf- und Abstieg? Das hält Wasmeier davon

Und auch ein weiterer Vorschlag von Capol stößt bei Wasmeier auf keinerlei Gegenliebe - ein System mit Auf- und Abstieg. Zukünftig soll es im Weltcup zwei Klassen geben, so der Vorschlag des Funktionärs.

Die Top-Athleten - angedacht wären um die 24 Fahrer - würden die Gruppe A bilden, während in der Gruppe B die restlichen Fahrer um den Aufstieg in die Gruppe A kämpfen würden.

Die „irre Leistungsdichte“ würde aber dazu führen, dass eine Qualifikation für die Gruppe A einer Lotterie gleichkäme. Dazu würde ein Rennen mit gerade einmal 25 Fahrern schnell zu Ende sein.

„Da dauert jedes Fußballspiel länger“, kritisierte Wasmeier diesen Ansatz. Den Sponsoren und dem Publikum wäre das wohl nur schwer zu vermitteln.

„Man kann schon vieles machen, um so einen Sport kaputt zu machen. Da sind sie auf einem guten Weg“, zog er daher ein sarkastisches Fazit.

FIS will mehr Spektakel für das Fernsehen

Allerdings wäre der Vorteil eines verkleinerten Fahrerfeldes, dass die Rennen kürzer und damit planbarer wären. Dies wäre ein klarer Vorteil für die übertragenden TV-Stationen und ein Zeichen der FIS, wo sie die Zukunft des Weltcups sieht.

Mehr Spektakel soll weiterhin die Bildschirmpräsenz sichern. Dazu gehört auch der Plan, dass zukünftig in jedem Winter ein Großereignis stattfinden könnte.

Dies würde allerdings laut Wasmeier lediglich dazu führen, dass es zu einer inflationären Fülle von Titeln und Medaillen kommt. „Ich fand den Rhythmus bisher gut. Das macht den Weltmeistertitel weitaus wertiger.“

Aber nicht nur mehr Großereignisse sollen die Medienpräsenz stärken, auch generell soll der Weltcup mit mehr Spektakel aufwarten. Dafür soll in der Weltcup-Saison 2022/23 das erste grenzüberschreitende Rennen der Weltcup-Geschichte stattfinden.

Am Fuß des Matterhorns will man auf der Schweizer Seite starten, während das Ziel in Italien steht. Es wäre zugleich auch das höchstgelegene Rennen aller Zeiten. (NEWS: Alles zum Ski-Weltcup)

Rennen am Matterhorn? Wasmeier glaubt nicht daran

Eben dieser Umstand bereitet Wasmeier aber Kopfzerbrechen bei dem Projekt. Zwar sei die Kulisse wunderbar, aber „das ist eine Höhe, die man nicht unterschätzen sollte. Das geht richtig auf die Knochen.“

Zudem könne er nicht verstehen, warum die FIS auf der einen Seite Disziplinen abschaffen wolle, während man die Athleten auf der anderen Seite mit einem Rennen in dieser Höhe fordert: „Das bringt nichts außer schöner Bilder.“

Wobei die schönen Bilder noch keine sichere Sache sind, wie der Sieger der kleinen Super-G-Kristallkugel 1986 zu bedenken gab. Das unbeständige Wetter auf dieser Höhe lasse keine sicheren Planungen zu.

„Es würde mich nicht wundern wenn dort nie ein Wettkampf stattfinden würde - wegen dem Wetter“, wagte er eine Prognose.