Leere Ränge: So fühlt es sich im Stadion an

Die Bundesliga hat aufgrund des grassierenden Coronavirus sein erstes Geisterspiel hinter sich - und es war gruselig!

SPORT1-Reporter: So erlebte ich das erste Geisterspiel
SPORT1-Reporter: So erlebte ich das erste Geisterspiel

Eines vorweg: ich bin kein Arzt oder Virologe und verbiete mir zu dem Thema eine klare Meinung. Die Gesundheit aller hat oberste Priorität. Eines ist für mich aber klar: Ohne Fans fehlt dem Fußball das Herz!

Mich gruselt es, wenn ich daran denke, dass das gesamte Bundesliga-Wochenende ohne Zuschauer ausgetragen wird.

Als SPORT1-Reporter war ich beim 90. Rheinischen Derby, das Borussia Mönchengladbach letztlich mit 2:1 gegen den 1. FC Köln gewonnen hat, live dabei.

Befremdliche Szene im Borussia-Park

Was ich am Mittwochabend im Borussia-Park erlebt habe, war befremdlich. Wo sonst 54.022 Fans für überragende Derby-Atmosphäre gesorgt hätten, herrscht allerhöchstens Testspiel-Stimmung.

Neben den rund 60 Reportern sind 60 weitere Zuschauer dabei, die in den beiden Präsidenten-Logen sitzen (Offizielle und Vereinsmitarbeiter). In der leeren Nordkurve hängt ein Banner mit der Aufschrift "Holt den Derbysieg!"

Vor dem Anpfiff spielt der Klub die Hymnen "Die Seele brennt" und "Die Elf vom Niederrhein" über die Lautsprecherboxen. Der Stadionsprecher leitet ein: "Das geht auch von Zuhause aus - alle aufstehen." Bizarr!

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Kommandos statt Gladbach-Jubel

Um 18.24 Uhr verliest er die Mannschaftsaufstellung. Wo eigentlich die Spielernahmen mit einer höllischen Lautstärke aus den Fankehlen gerufen werden, herrscht gähnende Stille. Um 18.27 Uhr laufen die Mannschaften (ohne Einlaufkinder) ein. Vereinzelt klatschen ein paar Reporter und Funktionäre Beifall.

Das eigentlich so prestigeträchtige Derby verkommt zu einem langweiligen Kick – obwohl die 22 Mannen auf dem Rasen ein sehr gutes Spiel zeigen.

Ein Konter läuft über die linke Seite. Jetzt erheben sich eigentlich die Fans, grölen, fiebern mit, peitschen ihre Mannschaft nach vorne, schreien den Ball förmlich ins Tor. Stattdessen: Stille! Man hört nur die Kommandos der Spieler. „Verschieben!“ „Rausrücken!“ „Draufgehen!

"Nicht der Fußball, den wir uns wünschen"

Köln-Trainer Markus Gisdol: "Wenn du hörst, wie der Schiri mit dem Linienrichter kommuniziert, oder sich die gegnerische Bank Anweisungen gibt, dann ist das schon komisch."

Gladbach-Coach Marco Rose brachte es bei Sky auf den Punkt: "Ohne Fans ist es nicht der Fußball, den wir uns alle wünschen. Wir wissen jetzt noch mehr, wie wichtig die Fans sind und hoffen, dass sie bald wieder dabei sind."

Drei Reihen unter mir machen sich zwei Sicherheitskräfte eine Tüte Chips auf. Es kruschelt und raschelt wie im Kino. Im Stadion hört man die Funksprüche der Sicherheitskräfte. Zehn Meter weiter schaut sich ein Kollege ein Video auf dem Handy an - es ist unüberhörbar.

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Zuschauerzahl? "Es gibt heute keine"

Der Stadionsprecher gibt die Zuschauerzahl durch und sagt: "Es gibt heute keine!"

Köln-Sportchef Horst Heldt sagte nach dem Spiel: "Das hat doch niemandem Spaß gemacht hier. Es ist wichtig, dafür zu kämpfen, dass wir Atmosphäre im Stadion haben."

Stimmung gibt es dann aber doch noch. Rund 500 Gladbach-Fans haben sich draußen vor dem Stadion versammelt und feiern nach dem Schlusspfiff den Derbysieg. Sie zünden Bengalos und fordern die Mannschaft. Die tritt um 20.28 Uhr unter lauten „Derbysieger“-Gesängen vor die Fans.