So hat “Salt Bae” von der WM profitiert

Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Kylian Mbappé, Starkoch „Salt Bae“ und „Miss Croatia“ Ivana Knöll haben Rekorde geknackt und spannende Zahlen geliefert – und zwar in der Social-Media-Welt.

Der Fußball nimmt auch auf dieser Ebene eine immer wichtigere Rolle ein.

Twitter, Instagram, TikTok, Facebook und selbst WhatsApp waren bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar Quotentreiber.

Messi knackt Instagram-Rekord

Florian Gress ist Head of Communication bei „We Play Forward“, einer Kommunikationsagentur für Sportathleten, in München. Die Agentur betreut zahlreiche internationale Top-Fußballspieler. Das Turnier hat er allerdings nicht nur aus rein sportlicher Sicht verfolgt, sondern den Fokus auf Social Media gelegt.

Er bestätigte bei SPORT1: „Ja, der Hype ist sehr groß. Und bei Größen wie Lionel Messi, aber auch Cristiano Ronaldo, ist der Werbewert für Vereine und auch für die Nationalmannschaften natürlich enorm.“

Vor allem Weltmeister Messi rückte in den Fokus, sein Bild mit dem Titel übertrumpfte das „Weltrekord-Ei“ (gefiel damals 55,9 Millionen Usern), steht inzwischen bei über 74 Millionen Likes.

Getty-Fotograf Shaun Botterill, dem der goldene Schnappschuss glückte, sagte der Süddeutschen Zeitung: „Auf so etwas hofft man natürlich immer. Dass einem als Fotograf so was mal passiert. Es gehört immer Glück dazu, man kann das nicht planen.“ Jackpot!

Schon vor dem Finale gab es keine Messi-Trikots mehr zu kaufen

Gress betonte: „Bereits vor dem WM-Finale waren weltweit in den adidas Shops, also dem Ausrüster der Nationalmannschaft Argentiniens, alle Trikots von Lionel Messi restlos ausverkauft – egal ob in Doha, Buenos Aires, Madrid oder Tokio – egal ob klein oder groß – für Männer oder für Frauen.“

Beeindruckend dabei: Die Social-Media-Zahlen. Von Turnierstart bis Titelgewinn ging es für Messi um 21,6 Millionen Follower hoch auf 398 Millionen Follower. Damit gewann er von allen Spielern am meisten Follower hinzu. Doch nicht nur der Weltmeister profitierte krass vom WM-Hype.

Das sind die heimlichen Social-Media-Gewinner

Spaniens Youngster Gavi (Followerzahl auf 12,4 Millionen User fast verdoppelt), die Messi-Kollegen Julian Álvarez (verdreifachte seine Anzahl auf 8,4 Millionen Follower), Enzo Fernandez (statt 830.000 nun 5,9 Millionen Follower) oder Richarlison (nach seinem Traumtor gegen Serbien plus 4,5 Millionen Follower innerhalb von 24 Stunden) legten kräftig zu.

Den gewaltigsten Aufstieg erfuhr allerdings ein ganz anderer Akteur. Der Südkoreaner Cho Gue Sung verzeichnete nach seinem Doppelpack in der Gruppenphase gegen Ghana in den sozialen Medien einen kometenhaften Aufstieg um mehr als unglaubliche 9.000 (!) Prozent.

„Aus 30.000 Followern wurden inzwischen 2.9 Millionen Follower auf Instagram. Inzwischen ziert er gar das Cover der südkoreanischen Ausgabe des Modemagazins Vogue“, analysierte Gress.

147 Milliarden Impressions nur auf Twitter

147 Milliarden Impressions erzielte die WM 2022 laut Twitter global. Zur Einordnung: Dieser Wert ist doppelt so hoch wie der rund um die Olympischen Spiele in Tokyo 2020.

Alleine nach dem Ausgleichstreffer des Franzosen Kylian Mbappé im Endspiel gegen Argentinien wurden 24.400 Tweets pro Sekunde abgesetzt – Rekord!

Auch auf anderen Plattformen wurden die Grenzen verschoben. Gress verriet: „Das dramatische Endspiel Argentinien gegen Frankreich sorgte aber auch abseits von Twitter für überragende Zahlen: Nach Angaben von Google CEO Sundar Pichai verzeichnete die WM-Google-Suche während des Finalspiels den höchsten Traffic seit 25 Jahren. Mark Zuckerberg berichtete zudem, WhatsApp habe während der Partie einen Rekord von 25 Millionen Nachrichten pro Sekunde erreicht.“

Die WM bringt also auch WhatsApp zum Glühen!

„Miss Croatia“ profitiert ebenfalls vom WM-Hype

Nicht nur Spieler stiegen in den vier Wochen in Katar zu vielbeachteten Figuren auf. Die als „Miss Croatia“ bekannte Ivana Knöll erregte mit knappen und provokanten Outfits in den Stadien die Gemüter.

Anfang Dezember feierte die 30-Jährige noch das Erreichen der Eine-Million-Marke auf Instagram, inzwischen steht sie bei 3,6 Millionen Followern und legt immer weiter zu. Ihre Bilder gingen auf allen Plattformen viral.

Sie wird wohl auch zukünftig von diesen Auftritten profitieren. Vermutlich war diese neu gewonnene Bekanntheit der Grund, länger als zunächst geplant in Katar zu bleiben.

„Ich wollte eigentlich abreisen, wenn die Kroaten ausscheiden. Jetzt bleibe ich aber auf jeden Fall bis zum Finale, egal, wer dort spielt“, sagte sie vor den Halbfinals. Knöll nutzte die Gunst der Stunde.

Salt Bae kritisiert – aber äußerst erfolgreich

Weniger Jubel erntete Starkoch Salt Bae, der bei der argentinischen WM-Feier auf dem Feld mitwirkte, sich auf Pokalbilder schmuggelte und mit seiner markanten Handbewegung über der Trophäe in den Mittelpunkt rückte.

„Seine Beiträge mit dem WM-Pokal generierten über 250.000 Kommentare – er feuerte so viele Fotos wie nur möglich raus, um größtmöglich zu polarisieren mit der maximalen Reichweite – die Kritik schien ihn völlig kalt zu lassen“, so Gress.

Der Mann, bei dem die Stars ihre Gold Steaks verzehren, blieb auch nach dem Turnier im Fokus. Memes, die ihm beim Selfie mit Familie Messi vor dem Weihnachtsbaum zeigten oder auch mit dem Jesus Kind in der Krippe in Jerusalem, tauchten auf.

Die Folge: Unter anderem Freund und FIFA-Boss Gianni Infantino folgt ihm nicht mehr auf Instagram, Sportveranstaltungen wie der U.S. Open Cup schlossen ihn auf Twitter aktiv aus. Nun ja...

Frankreich knackt bei Einschaltquote den Rekord

Die in Deutschland jedenfalls so heftig kritisierte WM weckte das Interesse und erreichte in anderen Ländern herausragend gute Zahlen. „In unserem Nachbarland Frankreich wurde mit knapp 24 Millionen Einschaltquote beim WM-Finale, sowie einem Marktanteil von 81 Prozent ein historischer Rekord gebrochen. So viele Franzosen haben noch nie ein Fußballspiel im TV verfolgt“, sagte Gress.

TV-Sender BeinSports, der das Turnier im Mittleren Osten und Nordafrika übertragen hat (und seinen Sitz in Doha hat), vermeldete Rekordwerte, kumuliert ergaben sich 5,4 Milliarden Zuschauer in dieser Region. Aus reinen Social-Media- und TV-Kennzahlen sei die WM ein Erfolg gewesen.

Auch in Deutschland fand ein großer Austausch statt, alleine auf Twitter gab es eine Milliarde Impressions. Wer die WM nicht geschaut hat, der wollte wenigstens (politisch) darüber diskutieren.

Rassistische Kommentare als „furchtbare Schattenseite“

So bemerkenswert diese Zahlen auch sind, gab es eine „furchtbare Schattenseite“, wie es Gress nennt. Französische Spieler deaktivierten ihre Instagram-Profile, rassistische Kommentare nahmen nach der Niederlage im Endspiel Überhand. Instagram, Twitter und Co. dienten in diesen Momenten als Sprachrohr für Menschen mit schlimmem Gedankengut.

Zwar habe die FIFA in Zusammenarbeit mit Facebook und Instagram mit dem „Social Media Protection Service“ für Spielerprofil ein zusätzliches Tool zum Schutz der Spieler herausgebracht.

„Gewisse Wörter und Emojis können somit im Kommentarbereich dann nicht mehr genutzt werden – das ist auch meiner Ansicht nach ein sehr sinnvolles Tool. Nicht bekannt ist allerdings bisher, wie viele Profile dieses Tool tatsächlich genutzt haben“, erklärte Gress.

Es bleibt zu hoffen, dass solche Vorfälle sich nicht mehr wiederholen. Insgesamt aber bleiben viele schöne Bilder, Rekorde, Triumphe und ein Weltmeister-Land, das sich im Ausnahmezustand befunden hat. Fußball zieht – und das vor allem auch in den sozialen Netzwerken.

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