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So könnte die Reform der Champions League aussehen

"Der Modus wird wie eine Bombe einschlagen."

Karl-Heinz Rummenigge ließ mit seinen Aussagen zum Finalturnier der Champions League in Lissabon aufhorchen. Bei der Begehung der im Bau befindlichen neuen FC Bayern Welt in München zeigte sich der Vorstandschef des FC Bayern München begeistert vom Modus, die Partien ab dem Viertelfinale in jeweils nur einem Spiel auszutragen.

Was in der Coronazeit eigentlich nur eine Notlösung ist, könnte sich als Steilvorlage für eine Reform der Königsklasse erweisen.

Der Viertelfinal-Kracher des FC Bayern gegen Barca in der Live-Analyse am Freitag ab 20.15 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 – erstmals aus dem Fußballmuseum in Dortmund

"Der größte Thrill für den Fan ist das K.-o.-System", sagte Rummenigge. Bei zwei Spielen setze sich aus Erfahrung eigentlich immer die bessere Mannschaft durch, in einem Spiel sei alles möglich. "Man kann eine bessere Mannschaft schlagen oder gegen eine schlechtere Mannschaft verlieren."

Dagegen bräuchte es keine vergrößerte Gruppenphase, die jetzige sei schon meist nach vier oder fünf Spieltagen entschieden. "Das ist nicht das, was die Zuschauer von den Sesseln haut." Das Finalturnier sei wie eine europäische Klub-WM. Rummeniges Credo: "Ich bin für Qualität statt Quantität."

Mehr Attraktivität und Spannung

Rummenigges Botschaft ist klar: Der Fan wünsche sich spannendere Spiele, weshalb der aktuelle Modus einer Reform bedarf. Allerdings verfolgt der ehemalige Vorsitzende der europäischen Klubvereinigung ECA auch eigene Ziele.

Lästige Gruppenspiele gegen europäische Fußballzwerge aus Rumänien oder Weißrussland sind nicht im Sinne des Rekordmeisters. Am liebsten würden sich die Bayern dauerhaft mit internationalen Top-Klubs duellieren. Denn diese Spiele wären auch für die Zuschauer attraktiver und würden somit für eine bessere TV-Vermarktung sorgen, was wiederum für vollere Kassen bei den Topklubs sorgen würde.

Doch sind nicht alle der Meinung des Bayern-Bosses. Laut der Times denken UEFA und ECA über eine Aufstockung der Gruppenphase von 32 auf 48 Mannschaften nach, was noch mehr Spiele gegen kleinere Teams zur Folge haben könnte - und damit auch für eine größere Belastung sorgen würde.

Den aktuellen Modus beizubehalten und am Ende auf ein Finalturnier zu setzen, könnte ein Modell der Zukunft sein. Damit fielen aber eben auch Spiele in der K.-o.-Phase weg.

Welche anderen Wettbewerbsformen sind möglich? SPORT1 skizziert ein paar Denkmodelle.

Verkleinerung der Gruppenphase

Eine Gruppenphase an sich ist nur schwierig zu ersetzen. Die Gefahr: Bei einer sofortigen K.-o-Phase droht ein frühes Aus der Top-Klubs. Die Attraktivität der Marke würde Schaden nehmen.

Eine Möglichkeit wäre, vor der Gruppenphase eine erste K.-o.-Runde auszuspielen, die Topteams nach Setzliste zu verteilen. Dadurch kämen nur 16 statt 32 Teams in die Gruppenphase. Die Qualität in der Vorrunde wäre höher, mehr Spannung garantiert.

Im Anschluss wären nur noch acht Teams übrig. Ab dem Viertelfinale könnte man dann wahlweise mit einem Final 8 (wie in der aktuellen Saison) oder einem Final 4 (mit vorigen Viertelfinals) das Turnier zu Ende bringen.

Modell Super League

Ein revolutionärerer Ansatz wäre eine Einteilung der Teams in ein Ligensystem. Bei der Basketball EuroLeague spielen 18 Teams in einer Liga gegeneinander und ermitteln so acht Viertelfinalisten, die wiederum die Teilnehmer eines Final-4-Turnieres ausspielen.

So ein System wäre sicherlich im Sinne von Rummenigge, vorausgesetzt so eine Liga besteht aus Topteams. Allerdings birgt auch dieses Konzept einige Probleme. Was passiert mit den nicht so starken Teams?

Eine Möglichkeit wäre eine Vorqualifikation.

Ein weiteres Problem: Eine Liga mit 18 Teams, in der jeder gegen jeden spielt, bedeutet 17 Spiele pro Mannschaft alleine vor der K.-o.-Phase. Insgesamt könnte ein Team auf 20 Spiele kommen. Das dürfte mit dem bisherigen Rahmenkalender der Ligen inklusive Länderspiele kaum vereinbar sein. In der Basketball EuroLeague spielen die Teams sogar jeweils zweimal gegeneinander.

Dieses Modell erinnert ein wenig an die in der Vergangenheit des Öfteren diskutierte Super League. Die Idee einer eigenen Liga mit internationalen Topteams wie Real Madrid, FC Barcelona, FC Liverpool, Manchester City, Paris Saint-Germain, Juventus, Bayern und Dortmund ist im Prinzip nicht neu - stieß bislang aber auf zu viel Gegenwind.

Zehn Spiele, eine Tabelle

Eine etwas andere Version dieser Idee schlug die ECA, die Interessenvertretung der europäischen Fußballvereine, Ende 2019 vor. Die Daily Mail skizzierte folgenden Plan: Demnach würden alle 32 Mannschaften in einer Tabelle geführt. Dabei soll jedes Team in der Gruppenphase zehn Spiele gegen zehn unterschiedliche Kontrahenten bestreiten. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, würden alle Teams vorab nach ihrem UEFA-Koeffizienten in vier Töpfe aufgeteilt, sodass jeder Verein auf vermeintlich gleichstarke Gegner trifft.

Im Anschluss wären die ersten acht Teams für das Achtelfinale qualifiziert, während die Mannschaften von Platz 9 bis 24 die restlichen Achtelfinalteilnehmer in einer Playoff-Runde ausspielen würden.

Rummenigge ist sich sicher, dass es eine Reform geben wird. Es bleibt spannend, wie diese am Ende aussehen wird.