So bissig reagiert Vettel auf Leclerc und die Schuldfrage

Auch das zweite Formel-1-Rennen der Saison 2020 zeigte eindrucksvoll, dass der WM-Titel nur über Mercedes führen wird. Für Lewis Hamilton fühlte sich sein 85. Grand-Prix-Sieg wegen der langen Corona-Pause so an, als "hätte ich seit Ewigkeiten nicht gewonnen".

Das große Thema war ungewollt aber wieder einmal Ferrari. Bereits in der ersten Runde kam es zur Kollision zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Während der Monegasse die Schuld sofort auf sich nahm, reagierte Vettel mit einer Prise Sarkasmus. (Das Rennen zum Nachlesen im TICKER)

SPORT1 fasst die Stimmen zum Rennen in Spielberg von RTL, Sky, ORF aus der Boxengasse und der Pressekonferenz zusammen.

Lewis Hamilton (Mercedes), Platz 1: "Was für ein verrücktes Jahr. Aber dann ist man doch wieder hier und fährt auf diesem Niveau mit dieser Leistung. Nach dem schwierigen letzten Wochenende ist das ein großer Schritt nach vorne. Ein Riesen-Dankeschön ans Team, auch an alle, die zuhause in der Fabrik sind. Es fühlt sich an, als hätte ich seit einer Ewigkeit nicht gewonnen, in diesem seltsamen Jahr. Wir haben strategisch alles richtig gemacht, und ich konnte mich darauf konzentrieren, von den Randsteinen fern zu bleiben, um den Wagen zu schonen."

... über den verpassten Extra-Punkt für die schnellste Runde: "Ich habe versucht, die schnellste Runde zu holen, war aber auf 40 Runden alten Mediums. Aber das ist okay. Ich bin so dankbar, wieder auf dem ersten Platz zu sein." (SERVICE: Die Fahrerwertung)

Valtteri Bottas (Mercedes), Platz 2: "Für mich war es Schadensbegrenzung, Lewis war schneller über das Wochenende, hat das Rennen vorne kontrolliert. Ich habe wieder eine Menge Punkte eingefahren und führe die Meisterschaft weiter an, das ist gut. Das Auto war stark, ich hätte schon in der Quali Rang 2 herausfahren müssen. Ich finde, ich habe heute das Maximum aus meinen Möglichkeiten gemacht, damit darf ich zufrieden sein."

... zum WM-Kampf in dieser Saison: "Es ist einfach, an sich selbst zu zweifeln in der Formel. Man muss sich selbst vertrauen. Ich fühle eine Verbesserung gegenüber meinem Fahren in der vergangenen Saison. Das gibt mir Selbstbewusstsein, es könnte ein guter Kampf mit Lewis werden."

Max Verstappen (Red Bull), Platz 3: "Ich habe versucht, es ihm (Bottas, Anm. d. Red.) schwer zu machen. Ich wusste, dass er eine Runde später sowieso überholen würde, aber es hat Spaß gemacht. Der Rest des Rennens war ziemlich langweilig. Ein Podium ist gut, aber es liegt noch immer eine Menge Arbeit vor uns."

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... über seine WM-Chancen: "Wenn wir die Meisterschaft gewinnen wollen, dann müssen wir Rennen gewinnen. Und davon sind wir aktuell in jeglicher Hinsicht noch zu weit weg. Der Rückstand hinter den Top 3 war schockierend, das betrifft auch meinen Teamkollegen (Alexander Albon, Anm. d. Red.). Mit Blick auf die Strategie hätte das allerdings heute sowieso keinen Unterschied gemacht."

Alexander Albon (Red Bull), Platz 4: "Es war okay. Es war ein gutes Rennen. Mir hat etwas die Pace gefehlt, schon das ganze Wochenende über, wenn ich ehrlich bin. Das müssen wir uns anschauen, wo die Zeit fehlt. Wir denken, dass wir es wissen. Mit P4 bin ich zufrieden. Nach der vergangenen Woche ist es gut, Punkte geholt zu haben."

Sebastian Vettel (Ferrari), ausgeschieden: "Gesehen habe ich nichts, ich habe nur gemerkt, dass mir irgendjemand ins Auto gefahren ist. Ich weiß nicht, welche Lücke Charles da gesehen hat. Es ist im Moment schwer, weil das Negative überwiegt. Wir müssen weiter kämpfen und versuchen, alles zu geben."

über die Schuldfrage am Unfall: "Was glauben Sie denn .... da habe ich ja mal Glück gehabt, dann sind die Experten ja ausnahmsweise mal auf meiner Seite."

über die Unfall-Situation aus seiner Sicht: "Da war ja gar kein Platz mehr, und ich hatte schon die Innenseite, und ich weiß nicht, wo er da hin wollte. Das ist natürlich bitter für uns beide und bitter für das Team, bitter auch für mich, weil ich heute unbedingt Rennen fahren wollte und unbedingt eine Antwort bekommen wollte von letzter Woche. Aber die Antwort werden wir leider nicht bekommen."

Charles Leclerc (Ferrari), ausgeschieden: "Seb hat nichts falsch gemacht, und eine Entschuldigung reicht nicht in so einem Moment. Ich habe mich selbst enttäuscht und das Team im Stich gelassen. Wir sind sowieso in einer schwierigen Situation, da brauchen wir so was nicht. Alle Anstrengungen für dieses Wochenende waren plötzlich dahin."

Bei Canal+: "Es war klar mein Fehler, da gibt es keine Diskussion. Heute war ich ein Arschloch, ich finde kein anderes Wort dafür. In unserer Situation müssen wir alle Chancen nutzen. Heute habe ich es vermasselt. Ich habe eine Möglichkeit gesehen, wo eigentlich keine war. Aber ich habe es trotzdem versucht. Ich kann mich gar nicht genug bei Vettel und dem Team entschuldigen."

Toto Wolff (Mercedes-Motorsportchef): "Ich glaube, wir haben heute eine wirklich gute Pace gezeigt. Lewis hat das Rennen eigentlich immer kontrolliert. Valtteri ist trotz des Defizits vom Startplatz richtig gut rangekommen. Er hat auf seine Chance gewartet. Wir haben natürlich gewusst, dass Max mit dem Messer zwischen den Zähnen verteidigen würde. Valtteri hat das dann ganz clever gemacht."

Mattia Binotto (Ferrari-Teamchef): "Das ist schmerzhaft. Das tut schon weh, wenn beide Autos nach nur zwei Runden ausscheiden. Das ist der schlechteste Ausgang, der nach diesem schwierigen Wochenende für uns möglich war. Wenn man im Mittelfeld startet, dann kann viel passieren. Aber man muss sich dann auch anschauen, wo die Verantwortung liegt. Bei diesem Zwischenfall war es ganz klar. Jetzt müssen wir trotzdem nach vorne schauen und so schnell wie möglich Fortschritte machen."

Helmut Marko (Motorsportberater Red Bull): "Wir haben gesehen, dass wir mit der Power von Mercedes nicht mithalten können. Wir verlieren auf den Geraden signifikant. Wir haben gesehen, wie Perez durch das Feld gepflügt ist. Dann hatte sich Max noch zwei Schäden an den Kerbs zugezogen und konnte Bottas nicht halten. Perez ist lange Zeit die schnellsten Rundenzeiten gefahren. Doch Albon hat sich toll gesteigert, hat toll verteidigt. Aber da hat man gesehen, was Mercedes-Kraft ausmacht hier."

Ralf Schumacher (Ex-F1-Pilot und Sky-Experte):
... ob Albon bei Red Bull gut genug ist, um die WM zu holen: "Wir reden da immer von einer halben Sekunde (Rückstand auf Verstappen, Anm. d. Red.), was im Renntrimm teilweise noch schlimmer wird. Und das ist jetzt eine Frage, die sich Red Bull in der Zukunft stellen muss. Wenn sie überhaupt mal an den Punkt kommen, wo sie um die WM fahren - wo sie hinwollen -, brauchen sie eben einen zweiten (Fahrer, Anm. d. Red.), der auf dem Niveau ist oder ähnlich, wie es Mercedes hat. Weil so wird es nicht gehen."

... über den Leclerc-Unfall mit Vettel: "Eine absolut sinnlose Aktion von Charles. Da gehört er nicht hin, das ist kein Autoscooter, Sebastian kann sich nicht in Luft auflösen."