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So sieht die Ökobilanz eines Hundes aus

Zukunftsforscher der TU Berlin haben sich die Klimawirkung eines Hundes genauer angesehen: Vor allem konventionelles Futter schlägt dabei zu Buche.

Vor allem Hundefutter hat einen großen Einfluss auf die Umwelt. Foto: Symbolbild / gettyimages / cmannphoto
Vor allem Hundefutter hat einen großen Einfluss auf die Umwelt. Foto: Symbolbild / gettyimages / cmannphoto

Klar: Wer viel konsumiert und oft reist hat einen großen ökologischen Fußabdruck. Weniger klar: Selbst wer den eigenen Alltag auf Nachhaltigkeit getrimmt hat, kann trotzdem für überdurchschnittlich viel Umweltbelastung verantwortlich sein: mit der Haltung eines Hundes. Denn wie Forschende der TU Berlin veröffentlicht haben, ist ein 15-Kilo-Hund im Laufe eines durchschnittlichen Lebens für rund 8,2 Tonnen CO2 “verantwortlich”.

Hunde verbrauchen ein Drittel des CO2-Budgets

Im Gespräch mit dem SWR sagt Matthias Finkbeiner, er ist Nachhaltigkeitsforscher und hat an der Studie des „Instituts für Technischen Umweltschutz“ mitgearbeitet: „Wir wollen aufzeigen, dass Hunde eine relevante Umweltbelastung haben. Wir sprechen aber natürlich niemand ab, einen Hund zu haben.“

Umgerechnet betrage die „jährliche Umweltbelastung“ eines Hundes demnach 630 Kilogramm. Zum Vergleich: Der Weltklimarat hat berechnet, wie viel CO2 jeder Mensch produzieren darf, um die Erderhitzung zu stoppen: 1,5 Tonnen jährlich. Bei Hundebesitzer*innen verbraucht der Vierbeiner somit allein ein Drittel des Jahresbudgets.

Wie ungenau die aktuellen Daten sind, zeigen zwei andere Beispiele. Eine Studie aus Australien errechnete für diverse Rassen einen Umweltbelastung von 20 bis 90 Kilogramm pro Jahr, eine Studie der Arizona State University hingegen befand, dass 600 Kilogramm bis 2,3 Tonnen pro Jahr durch einen Hund verursacht werden würden.

Übrigens: Ein deutscher Durchschnittsbürger stößt im Jahr aktuell etwa 7,9 Tonnen CO2 aus.

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Hundefutter macht über 90 Prozent aus

Auf die Idee zu der Studie ist das Berliner Team um Finkbeiner gekommen, als sie vor kurzem die Ökobilanz eines Menschen untersuchten. Dabei sei aufgefallen, dass ein Hund großen Einfluss auf das Ergebnis haben könnte. Das wollten sie genauer wissen.

Einflussfaktoren auf die Umweltwirksamkeit eines Hundes. Foto: Institute of Environmental Technology / Technische Universität Berlin / http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Einflussfaktoren auf die Umweltwirksamkeit eines Hundes. Foto: Institute of Environmental Technology / Technische Universität Berlin / http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Deshalb haben die Forschenden eine sogenannte „cradle to grave“-Analyse durchgeführt. Darin wurden alle Aspekte von der Geburt bis zum Tod eines Hundes auf Umwelteinflüsse hin untersucht. Dazu zählt etwa Futtermenge, Herstellung und Transport des Futters oder die Menge an abgesetztem Kot und Urin. Außerdem wurde untersucht, welchen Einfluss die Exkremente auf die Umwelt haben, beispielsweise durch die Einbringung von Nährstoffen.

Finkbeiner sagt: „Dominant für die Klimawirkung ist das Hundefutter. Es macht über 90 Prozent aus.“ Was vor allem an der Zusammensetzung liegt: Hundefutter beinhalte, so der Forscher, einen großen Anteil tierischer Produkte, was ökologisch aufwendig sei. Das Fleisch stamme aus Massentierhaltung, wo intensiv mit importierten Futtermitteln gefüttert werde.

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Was ist umweltschonender: Plastiktüte oder liegenlassen?

Insgesamt untersuchten die Forschenden 15 Klimawirkungen, darunter auch Landverbrauch oder den Einfluss auf das Ozonloch. Den überwiegend größten Einfluss auf die Kategorien hatte fast immer das Hundefutter. Es gab allerdings Ausnahmen: Denn Kot und Urin schädigt besonders den Artenreichtum. Finkbeiner sagt: „Verrichten viele Hunde ihr Geschäft in einem Gebiet, scheiden sie dabei viel Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus, aber auch Schwermetalle. Das führt zu einem Überdüngungseffekt.“ Dadurch würden Arten, die in dem eigentlich nährstoffarmen Gebieten lebten, verdrängt – was die Biodiversität senke.

Klimawirksamkeit eines Hundes auf 15 verschiedene Kategorien. Gerechnet wurde mit einem Hundegewicht von 15 Kilogramm, einer Lebenserwartung von 13 Jahren und einer durchschnittlichen "Sammelrate" des Hundekots von 15 Prozent. Foto: Institute of Environmental Technology / Technische Universität Berlin / http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Klimawirksamkeit eines Hundes auf 15 verschiedene Kategorien. Gerechnet wurde mit einem Hundegewicht von 15 Kilogramm, einer Lebenserwartung von 13 Jahren und einer durchschnittlichen "Sammelrate" des Hundekots von 15 Prozent. Foto: Institute of Environmental Technology / Technische Universität Berlin / http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Auch die Frage, ob Plastiktütchen beim Kot-Aufsammeln umweltschädigender sind als die Ausscheidungen selbst, beantwortet er: „Einsammeln ist durchaus zu empfehlen.“ Der ökologische Mehraufwand durch Tüten werde durch geregelte Entsorgung des Kots wettgemacht.

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CO2-Steuer für Haustiere?

Die Forschenden geben auch Empfehlungen ab, wie der ökologische Fußabdruck verringert werden könnte. Wie beim Auto gilt auch beim Hund: je größer, desto mehr. „Größere Hunde essen, ihre Häufchen sind größer“, sagt Finkbeiner. Deshalb hat bereits die Wahl des Tieres Einfluss auf die CO2-Bilanz. Er rate Hundebesitzer*innen außerdem, auf das Tierfutter zu achten. Untersucht hat das Team ein Durchschnittsfutter. Es gebe aber auch Sorten, die mit geringer Umweltbelastung hergestellt worden seien.

Die Studie spricht aber auch die Politik an: Weil seit Jahren die Zahl der Haustiere insgesamt ansteige, so Finkbeiner, könnten politische Anreize dafür sorgen, den Wachstum zu senken. Eine Möglichkeit sei eine CO2-Steuer, die eine höhere tierische Umweltbelastung durch eine höhere Abgabe kompensiere.

Wer sich außerdem für den ökologischen Fußabdruck weiterer Haustiere interessiert, findet hier eine Studie aus dem Jahr 2019, in der Pferde, Hunde, Katzen, Kaninchen, Ziervögel und Zierfische miteinander vergleichen werden. Das Ergebnis: Zwar spielt die Tiergröße eine große Rolle, die individuelle Heimtierhaltung kann aber großen Einfluss auf die Umweltbelastungen nehmen. So kann beispielsweise „biologisch artgerechte Rohfütterung“ (Barf) die Umweltbelastung eines Hundes im Vergleich zu Durchschnittsfutter verdreifachen.

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