BVB-Aufstellung der Zukunft: Für wen es jetzt eng wird

Der Haken ist dran. Mit Jude Bellingham präsentierte Borussia Dortmund am Montag den nach Thomas Meunier zweiten und allem Anschein nach auch letzten Zugang dieses Transfersommers.

"Wir planen keine Neuzugänge mehr. Jeder Trainer auf diesem Planeten hat irgendwann realisiert, dass wir in Corona-Zeiten leben", hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schon vor der Verpflichtung des jungen Briten weitere Ambitionen für wirklichkeitsfern erklärt.

Lediglich wenn Manchester United tatsächlich noch die geforderten 120 Millionen Euro Ablöse für Jadon Sancho auf den Tisch legte, würde die Borussia noch einmal aktiv.

"Sollte Jadon gehen, würden wir im Offensivbereich noch einmal tätig werden", hatte Sportdirektor Michael Zorc dem kicker für diesen Fall erklärt. Und so lassen sich nun bereits feinste Personalpuzzle legen, wie Lucien Favre seine Mannschaft in der kommenden Spielzeit auf den Platz schickt.

Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die zurückkehrenden Leihspieler Felix Passlack (Sittard), Dzenis Burnic (Dresden), Marius Wolf (Hertha BSC) und Sergio Gomez (Huesca) bei dem Schweizer weiterhin keinerlei Perspektive haben und wieder abgegeben werden sollen, stehen Favre drei Torhüter und 22 hochkarätige Feldspieler zur Verfügung.

Letztere Zahl wird sich voraussichtlich noch um Leonardo Balerdi verringern. Das argentinische Innenverteidigertalent steht vor einer Leihe zu Olympique Marseille. Das hat zur Folge, dass die Abwehr der einzige Mannschaftsteil ist, in dem nicht jede Position einen Eins-zu-Eins-Backup besitzt. Optionen hat der Trainer aber auch hier genügend. SPORT1 blickt auf Favres Möglichkeiten 2020/2021:

Torhüter: Bürki unangefochten

Hier wird sich im Vergleich zur Vorsaison wenig ändern. Roman Bürki, der jüngst seinen Vertrag bis 2023 verlängerte, bleibt der Platzhirsch, Marwin Hitz sein bewährter Stellvertreter. Dahinter entwickelt sich mit Luca Unbehaun ein 19 Jahre altes Torhütertalent.

Abwehr: Akanji als flexibler Vertreter

Favre ist in der vergangenen Saison mit der Dreierkette zumeist sehr gut gefahren. Deren zentraler Mann, Mats Hummels, wird nach wie vor gesetzt sein. Fällt er aus, würde Emre Can zum Abwehrchef umfunktioniert.

Halblinks hat sich Dan-Axel Zagadou einen Bonus gegenüber Manuel Akanji erarbeitet, halbrechts wäre der Schweizer auch Backup für Routinier Lukasz Piszczek.

Mittelfeld zentral: Bellingham erschwert Dahoud das Leben

Hier herrscht nicht zuletzt dank Bellingham ein Hauen und Stechen um die Plätze. Der 17-Jährige sei "auf Anhieb eine Verstärkung für unseren Profi-Kader", kündigte Zorc an, und wird entsprechend auf seine Einsätze kommen. Emre Can und Axel Witsel gehen allerdings erst einmal als eingespieltes Duo im zentralen Mittelfeld in die Saison.

Bellingham kann dort spielen, wenn der dynamische "Typ Frank Lampard" gefragt ist. Thomas Delaney, der trotz seiner Verletzungsprobleme beim BVB nach wie vor geschätzt wird, ist die defensive Alternative zu Can.

Braucht es mehr Ideen als physische Stabilität aus der Spielfeldmitte, ist Julian Brandt die wahrscheinlichste Option. Für Mo Dahoud wird es durch Bellinghams Ankunft noch schwieriger, auf Spielzeit zu kommen. Das gilt umso mehr für Eigengewächs Tobias Raschl.

Mittelfeld außen: Meunier beerbt Hakimi

Auf der rechten Außenbahn wird Favre das Erbe Achraf Hakimis wohl Neuzugang Meunier anvertrauen. Der belgische Nationalspieler, ablösefrei von Paris Saint-Germain gekommen, dürfte mit Piszczek hinter sich seinen Offensivdrang ausleben.

Setzt Favre auf eine Viererkette in der Defensive, ist Meunier als Rechtsverteidiger erste Wahl. Als Backup steht für beide Positionen Mateu Morey bereit.

Der 20 Jahre Spanier hat in der Schlussphase der Vorsaison bereits angedeutet, dass er das Zeug dazu besitzt, mittelfristig zu einer festen Größe beim BVB zu werden.

Die ist auf der linken Außenbahn längst Raphael Guerreiro. Der Europameister von 2016 bleibt dort unangefochten, auch weil Vorjahresverpflichtung Nico Schulz hinter den Erwartungen zurückblieb. Den deutschen Nationalspieler abzugeben, verbietet sich aber nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Knieoperation von Ex-Kapitän Marcel Schmelzer.

Auch hier gilt: Braucht Favre echte Außenverteidiger für die Viererkette, rücken Guerreiro respektive Schulz eine Position nach hinten.

Angriff: Reus muss seinen Platz erkämpfen

Kehrt nach halbjähriger Auszeit auch noch Marco Reus in den Kader zurück, hat Favre auch in der Offensive die Qual der Wahl. Als Fixpunkt gesetzt ist Erling Haaland auf der Neun.

Sancho dürfte schon aufgrund seines internationalen Superstar-Standings eine der beiden Flügel-Positionen beanspruchen. Thorgan Hazard, Reus, Brandt und Giovanni Reyna kämpfen um die zweite. Wobei letztere drei Favre noch die Zusatzoption geben, als Zehner hinter zwei Spitzen agieren zu können.

Dass Favre zu viel damit zu tun haben könnte, die Launen unzufriedener Spieler zu moderieren, wird übrigens schon der Spielplan verhindern. Von Mitte September bis kurz vor Weihnachten jagt eine Partie die nächste. So wird auch beim BVB jeder Spieler zu seinen Einsätzen kommen.