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„Sorry, Werder!“

„Sorry, Werder!“

„Werder steckt im Dilemma der Handlungslosigkeit“ kommentierte ich die Situation in Bremen nach dem Auftaktspiel gegen Hannover 96, das wir am ersten Spieltag als Top-Spiel übertragen haben. Werder hatte mit reichlich Glück ein 1:1 ins Ziel gerettet und präsentierte sich zum Saisonauftakt keineswegs mit neuer Frische, sondern sportlich und mental angeschlagen mit einem Kader voller Probleme. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

In vielen Spieler-Köpfen steckte spürbare Verunsicherung, einerseits wegen der erlebten sportlichen Enttäuschung des Abstiegs, andererseits wegen der fehlenden Gewissheit der persönlichen Perspektive. Es war klar, dass der Kader sich durch zwingend zu erwirtschaftende Transfer-Erlöse noch massiv verändern würde und erst danach punktuelle personelle Schritte zur Neuausrichtung für die Zweitliga-Saison erfolgen könnten.

Werder Bremen schien erpressbar

Die Saison war schon in vollem Gange, aber bei Werder herrschte Stillstand. Es gab keine geldbringenden Abgänge und die Zeit, eigene Transfers für das Projekt Wiederaufbau zu tätigen, lief den Bremern immer mehr davon. Unter dem Druck des auslaufenden Transferfensters schien Werder erpressbar und die Perspektive bedenklich. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Aber Frank Baumann hat es hinbekommen, Werder in den zurückliegenden Wochen doch noch wirtschaftlich und sportlich für das neue Abenteuer 2. Liga aufzustellen. Dass das so sein würde, hätte ich Ende Juli nicht für möglich gehalten und deswegen sage ich gerne „sorry, Werder“!

Baumann hat es geschafft, diverse Eckpfeiler des Abstiegskaders von der Gehaltsliste zu bekommen und damit letztlich insgesamt über 30 Millionen zu erwirtschaften. Neben dem finanziellen Aspekt haben diese Transfers aber auch den sportlich wertvollen Effekt, den Kader nach dem Abstieg mit einer neuen Mentalität durchzumischen und aufzufrischen. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Baumann zur richtigen Zeit mit dem richtigen Händchen

Und tatsächlich hat Baumann dann auch noch drei Neuzugänge präsentieren können, von denen man zwei in jedem Fall als „Big-Points“ werten muss. Marvin Ducksch kommt mit bester Zweitliga-Referenz, dürfte eine Torquote garantieren und zahlte mit drei Toren in zwei Spielen schon jetzt zurück. In letzter Sekunde Mitchell Weiser zu Werder zu lotsen, ist fast als schlitzohrig zu bewerten und ein weiterer Top-Transfer.

Am Samstag, genau acht Wochen nach dem Saisonauftakt, geht Werder ins Nordderby gegen den Hamburger SV mit ganz anderen Voraussetzungen als beim Saisonstart. Der Verein ist wirtschaftlich stabilisiert, der Kader qualitativ gut aufgestellt und die letzten Spiele belegen einen klaren Kurs Richtung Aufstiegsplätze.

Die Favoritenrolle wäre recht eindeutig, hätte der HSV nicht am letzten Samstag sein emotionales „Hallo-Wach-Erlebnis“ erfahren. Das späte Siegtor von „Late-Hit-Heyer“ gegen Sandhausen in der 6. Minute der Nachspielzeit, bescherte den Hamburgern nicht nur den ersten Sieg seit dem ersten Spieltag, sondern ganz sicher eine mental völlig andere Grundhaltung, mit diesem Erfolgserlebnis ins Duell mit Werder gehen zu können.

Also, beste Voraussetzungen, sich auf das Nordderby unter Flutlicht als eines der ganz großen Saison-Highlights einfach nur noch freuen zu dürfen.