Nach 110 Jahren: Jim Thorpe zum alleinigen Olympiasieger erklärt

110 Jahre nach seinem Triumph von Stockholm ist Jim Thorpe wieder alleiniger Olympiasieger. Das ist die unglaubliche Geschichte eines gefallenen Helden.

Jim Thorpe wurde posthum wieder zum alleinigen Olympiasieger von 1912 erklärt. (Bild: Getty Images)
Jim Thorpe wurde posthum wieder zum alleinigen Olympiasieger von 1912 erklärt. (Bild: Getty Images)

Jim Thorpe brach in Tränen aus. Als man ihm, einem der besten Athleten der Geschichte, seine olympischen Goldmedaillen nahm, verzweifelte er.

„Ich war doch nur ein Indianerjunge, der froh war um jeden Dollar. Was wusste ich denn von den Bestimmungen der großen Sportwelt“, sagte Thorpe später.

IOC-Präsident Bach: „Einzigartige Situation“

Nun, 110 Jahre nach seinem Triumph von Stockholm, ist Thorpe wieder zum alleinigen Olympiasieger im Zehnkampf erklärt worden.

„Dies ist eine höchst außergewöhnliche und einzigartige Situation“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach.

Denn: 1913 wurde Thorpe Gold wegen Verstoßes gegen die Amateur-Statuten aberkannt und der Schwede Hugo Wieslander zum Sieger erklärt. Thorpe hatte 1909 und 1910 kleine Summen Geld für Baseball-Spiele angenommen.

1983, 30 Jahre nach seinem Tod, wurde Thorpe bereits vom IOC rehabilitiert und erneut zum Olympiasieger erklärt, Wieslander blieb aber „Co-Champion“.

Jim Thorpe wieder alleiniger Olympiasieger

Jetzt ist Thorpe wieder alleiniger Olympiasieger, ebenfalls im Fünfkampf von 1912.

Durch „eine außergewöhnliche Geste der Fairness seitens der betroffenen Nationalen Olympischen Komitees“ sei dies möglich geworden, sagte Bach.

Als Niemand und Außenseiter fuhr Thorpe 1912 zu den Olympischen Spielen nach Stockholm.

Im Alter von 24 oder 25 Jahren - sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt - holte er ohne Trainer, ohne Vorbereitung Gold im Fünfkampf und Gold im Zehnkampf.

König: „Sie sind der größte Athlet der Welt“

Sein damaliger Weltrekord, nach heutiger Rechnung 6756 Punkte, sollte über Jahre unerreicht bleiben.

Seine Leistungen bewegten den damaligen schwedischen König Gustav V. am 15. Juli 1912 bei der Siegerehrung zu der Aussage:

„Sie sind der größte Athlet der Welt. Ich betrachte es als Ehre, Ihre Hand zu schütteln.“

Von Tausenden wurde er danach auf dem Times Square in New York bei einer Parade als Held gefeiert und mit Konfetti überschüttet.

Thorpe besaß herausragendes Talent

Doch Thorpes Glück hielt nur ein Jahr. Er war ein einfacher Mann, Sohn eines Schmieds, die Mutter vom Stamm der Sac and Fox, aufgewachsen ist er in einem Indianerreservat als Wa-Tho-Huck (Leuchtender Pfad). Zwar besuchte er eine Schule, doch viel häufiger arbeitete er als Stallbursche.

Für einen Sportler war er faul, doch sein Talent war herausragend. Er spielte Baseball und Football mit einer Klasse, die ihn heute zum Multi-Millionär gemacht hätte.

Thorpe verfällt dem Alkohol

Damals reichte es nur zum Überleben. Die Natur beschenkte Thorpe üppig mit Talent für den Sport, für das Leben war nicht mehr viel übrig. Nach seiner Karriere wurde aus ihm ein verzweifelt Suchender.

Thorpe verfiel dem Alkohol, zeugte acht Kinder mit verschiedenen Frauen, verdingte sich als Straßenkehrer und Türsteher, ließ sich in lächerlichen Häuptlings-Kostümen auf Jahrmärkten bestaunen oder für Nebenrollen in Hollywood-Streifen schlecht bezahlen.

Nachdem ihm die Goldmedaillen genommen worden waren, kehrte Thorpe nie wieder in die Leichtathletik zurück. Stattdessen spielte er Baseball und Basketball und wurde zu einem der besten Footballer der Geschichte.

Umfrage: Thorpe größer als Ali und Jordan

Bei einem Tackling mit Dwight D. Eisenhower verletzte er den späteren US-Präsidenten am Knie.

„Er trainierte nie in seinem Leben, und er konnte dennoch alles besser als irgendein anderer Spieler, den ich jemals gesehen habe“, sagte Eisenhower später über Thorpe.

2001 wurde Thorpe bei einer Umfrage in den USA zum „Größten Athleten des 20. Jahrhunderts“ gewählt - vor Muhammad Ali, Michael Jordan oder Jesse Owens.

Der Legende nach waren Thorpes letzte Worte, als er am 28. März 1953 nach seinem dritten Herzinfarkt im Sterben lag: „Gebt mir meine Medaillen zurück.“

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