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Wer sprach mit wem? So kam es zum Nichtangriffspakt

Das gab es in der Bundesliga noch nie.

Um nach den Anfeindungen gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp ein Zeichen zu setzen, wurde am späten Samstagnachmittag in den Katakomben der PreZero Arena ein Nichtangriffspakt geschlossen.

So verzichteten die Spieler der TSG Hoffenheim und des FC Bayern beim Stand von 6:0 in den letzten 13 Minuten auf Wettkampfmodus und schoben sich den Ball hin und her.

So kam es zum Nichtangriffspakt

Nach SPORT1-Informationen entstand die Idee in einer Runde bestehend aus Hopp, Bayerns Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge, den Kapitänen Manuel Neuer und Benjamin Hübner, Schiedsrichter Christian Dingert, seinen Assistenten Tobias Christ und Timo Gerach, dem vierten Offiziellen Marcel Pelgrim, sowie Lutz Wagner, der als Beobachter und Coach der Schiedsrichter vor Ort war.

Auch Bayern-Trainer Hansi Flick, Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Vorstandsmitglied Oliver Kahn waren in der Runde involviert. Fernab der Kameras sollen die Gespräche ruhig und sachlich verlaufen sein. Zuvor unterbrach Dingert die Partie um 17.07 Uhr zum zweiten Mal.

"Wir wollten das Spiel nicht abbrechen lassen, sondern ein Zeichen setzen. Unter anderen mit Manuel Neuer haben wir dann entschieden, nicht mehr weiterzuspielen, aber uns trotzdem noch zu bewegen", berichtete Hübner anschließend.

Neuer wurde später öffentlich als maßgeblicher Initiator genannt, sagte aber hinterher: "Ich denke, dass es eine Idee von uns allen war und dass es auch der richtige Schritt war, sowas auch nach außen hin zu zeigen. Dass wir auch im Fußball für ein Miteinander stehen. Auch wenn man einen Gegner auf der anderen Seite hat, stehen manche Dinge über dem Gewinnen oder Verlieren."

Der Nichtangriffspakt von Sinsheim!

Wohl niemand im Stadion hatte damit gerechnet, dass die Spieler beider Teams ab 17.21 Uhr den Ball zusammen am Mittelkreis jonglieren und lockere Gespräche auf dem Rasen führen würden, während Hopp und Rummenigge das Treiben direkt am Spielfeldrand verfolgen.

Zuvor stand vor allem die Frage im Raum, ob ein ruhiges Weiterführen der Partie gewährleistet werden kann. Einen Spielabbruch wollten alle Beteiligten vermeiden. Gemäß des Drei-Stufen-Plans des DFB wäre er bei abermaligen Vorkommnissen die letzte Konsequenz gewesen.

In diesem Fall hätte Dingert einen Bericht anfertigen müssen, der beim DFB-Sportgericht gelandet wäre. Dieses hätte dann entscheiden müssen, wer der schuldhafte Verursacher des Abbruchs gewesen wäre.

Ein Urteil, das in diesem Fall wohl eindeutig ausgefallen wäre, schließlich wurden die beiden Hass-Banner in der Kurve der Bayern-Ultras enthüllt.

Was wäre bei einem 0:0 passiert?

Mit ihrem Nichtangriffspakt wollten die Protagonisten ein deutliches Zeichen gegen die persönlichen Anfeindungen gegen Hopp setzen.

Der Idee, dass die letzten 13 Minuten nicht mehr unter Wettkampfbedingungen weitergeführt werden, stimmten alle Beteiligten zu. Eine Entscheidung, die im Nachhinein als die bestmögliche Lösung beurteilt wird. Eine Entscheidung allerdings, die auch durch das klare Ergebnis begünstigt wurde.

SPORT1-Experte Stefan Effenberg im CHECK24 Doppelpass: "Zum Glück hat es gestern 6:0 gestanden. Bei einem anderen Spielstand wären die Spieler in die Bredouille gekommen."

Hopp: "Habe diese Solidarität gesehen"

Dingert hätte den Nichtangriffspakt übrigens nicht verhindern können, da er als Schiedsrichter lediglich für die Überwachung der Spielregeln verantwortlich ist - an welche sich die Spieler allesamt gehalten haben.

Kurios: Im Stadion ließ sich beobachten, wie Bayerns Fitness-Chef Prof. Dr. Holger Broich und Team-Managerin Kathleen Krüger teils deutlich gestikulierend am Seitenrand standen und die Bayern-Stars aufforderten, bei strömendem Regen und Kälte in Bewegung zu bleiben.

Wahrscheinlich, um Verletzungen oder Erkältungen zu vermeiden. Fast alle Spieler reagierten darauf. Die Partie endete friedlich und unter tosendem Jubel der Zuschauer.

Hopp zum Nichtangriffspakt bei SPORT1: "Ich habe diese Solidarität gesehen und gespürt und es ist natürlich eine große Hilfe, dass da jetzt durchgegriffen wird."