Das steckt hinter dem Rätsel um die Vettel-Deadline

Sebastian Vettel (33) kam gut erholt nach Silverstone. Am Montag nach dem letzten Rennen in Ungarn saß er noch einmal im Simulator in Maranello, danach war Abtauchen angesagt. Er trainierte viel, telefonierte wenig und genoss es nach über einer Woche Abwesenheit wieder bei Frau und Kindern zu sein.

Über seine Zukunft gibt es nichts Neues von ihm zu berichten. Aber: Er gibt unbewusst Red Bull-Chefberater Helmut Marko (77) Recht, der bei SPORT1 in Frage stellte, dass sich Vettels Zukunft bis zum 31. Juli entscheiden wird.

Medien hatten vor Wochen berichtet, dass dann eine Entlassungs-Klausel von Racing-Point-Pilot Sergio Perez auslaufen soll und Racing-Point-Besitzer Lawrence Stroll bis dahin eine Antwort von Vettel braucht.

Vettel: "Es gibt keinen Zeitdruck"

Der Heppenheimer gibt sich aber entspannt: "Es gibt keinen Zeitdruck. Ich kann mich nur wiederholen. Vielleicht weiß ich es in Wochen, vielleicht dauert es noch länger. Für mich muss das Paket passen. Das Wichtigste ist, dass ich für mich die richtige Entscheidung treffe. Wie auch immer sie ausfallen wird. Die Zeit wird es zeigen."

Drei Möglichkeiten stehen immer noch zur Auswahl: Weitermachen, ein Jahr Pause oder Abschied für immer. Der Hesse lässt sich nicht in die Karten schauen. "Ich weiß aber", so Vettel, "dass ich immer noch abliefern kann, wenn das Paket stimmt. Es ist kein Geheimnis, dass ich gewinnen will. Daran hat sich nichts geändert."

Was ihm Freude macht: "Mit dem Nürburgring ein Heimrennen zu haben. Es ist eine tolle Rennstrecke mit großer Tradition. Das Wetter kann für Überraschungen sorgen, in jeder Beziehung. Null Grad sind genauso möglich wie sonnige Zwanzig."

Vettel bedauert Ferrari-Krise

Schadenfreude wegen der "Ferrari-Krise" habe er nicht. Auch empfinde er keine Befriedigung darüber, dass Fiat-Chef John Elkann in dieser Woche vorausgesagt hat, Ferrari werde erst 2022 wieder siegfähig sein. Vettel: "Ich denke, dass Ferrari-Fans und die Öffentlichkeit gerade in diesen Zeiten das Recht auf Wahrheit haben. Mir tun die Leute im Team leid, die mit großer Energie und Enthusiasmus alles für den Erfolg geben."

Aktuell für das Rennen in Silverstone sieht er ebenfalls keine großen Chancen. "Die Strecke kommt uns nicht gerade entgegen. Wir sind die Underdogs." Es sei sogar schwierig, den 3000. WM-Punkt seiner Karriere einzufahren. Dafür müsste er mindestens Siebter werden.

Einen neuen Aspekt bringt er in die ewig wiederkehrende Rassismus-Debatte ein. "Wir können nicht ignorieren, was außerhalb unserer Formel-1-Blase in der Welt geschieht. Aber es ist wichtig, sich auch gegen Rassismus einzusetzen, wenn keine Kameras auf uns gerichtet sind."