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Das steckte hinter den größten WrestleMania-Momenten

Es ist die größte Showkampf-Veranstaltung von WWE, der Super Bowl des Wrestling - und steht vor seiner wohl kuriosesten und bizarrsten Auflage.

Am Wochenende wird WrestleMania 36 wegen der globalen Virus-Pandemie als voraufgezeichnete Geistershow aus dem Performance Center der Liga in Orlando ausgestrahlt, ohne Fans (und ohne Topstar Roman Reigns). Der ursprüngliche Plan, im Football-Stadion von Tampa zu veranstalten, wurde von Corona zerstört.

Ob die Show unter den Umständen ansatzweise so denkwürdig werden kann wie ihre Vorläufer vor riesigen Stadionkulissen, muss sich zeigen. SPORT1 erinnert an die Momente, an denen die Marke WrestleMania sich messen lassen muss - die denkwürdigsten Auftritte von Hulk Hogan, The Rock, John Cena, dem Undertaker und Co.

Mister T! (WRESTLEMANIA I, 1985)

Vince McMahon übernimmt zu Beginn der Achtziger die Promotion WWE (damals noch WWF) von Vater Vince Sr. - und expandiert mit ihr national und global. Eine wichtige Wegmarke: Er schafft eine jährliche Pay-Per-View-Großveranstaltung, WrestleMania. Für die erste Ausgabe im New Yorker Madison Square Garden bietet er nicht nur seine besten Wrestler auf, sondern auch eine Reihe großer Namen aus Sport- und Showgeschäft: Sängerin Cyndi Lauper, Pianist Liberace, Wrestling-Edelfan Muhammed Ali als Ringrichter des Hauptkampfs - und A-Team-Star Mr. T als einer seiner Teilnehmer.

An der Seite von McMahons Topstar Hulk Hogan - mit dem er schon in Rocky III aufgetreten war - besiegt er die Bösewichter "Rowdy" Roddy Piper und Paul Orndorff, Hogan übernimmt im Gegenzug eine Gastrolle im A-Team. Ein PR-Coup, der entscheidend dazu beiträgt, WrestleMania, Hogan und die WWF als Pop-Phänomen zu etablieren. Promis, die aktiv im und am Ring mitmischen - Mike Tyson, Floyd Mayweather, Mickey Rourke, Donald Trump (!) - bleiben in den kommenden Jahrzehnten ein Erfolgsrezept von WrestleMania.

Der große Wurf (WRESTLEMANIA III, 1987)

Hulk Hogan prägt in der WWF eine Ära, steht in den Hauptkämpfen von acht der neun ersten WrestleManias. Sein größter: Vor 93.000 Zuschauern im Pontiac Silverdome begegnet er dem legendären Andre The Giant, hebt den angeblich über 200 Kilo schweren Hünen von den Füßen und besiegt ihn. Ein Leckerbissen ist das Match nicht, aber ein voller kommerzieller Erfolg - wer an das Wrestling dieser Zeit denkt, denkt an diesen Moment.

Ultimativer Sieg (WRESTLEMANIA VI, 1990)

Hulk Hogan war der WWF-Star der Achtziger, der Ultimate Warrior soll der der Neunziger werden. In einem groß aufgebauten Duell darf der comicbunte Herausforderer Hogan klar und fair besiegen - als erster Wrestler überhaupt seit Hogans großem Aufstieg. Die Ära des 2014 verstorbenen Warrior bleibt jedoch eine kurze. Gründe dafür: Stunk hinter den Kulissen und ein großer Steroidskandal, in den der Warrior wie auch Hogan verwickelt sind - und der in der WWF so einiges durcheinander bringt.

Eine neue Stufe (WRESTLEMANIA X, 1994)

Die Jubiläums-WrestleMania ist die erste ohne Hogan, neue Stars erobern die Bühne - nicht zufällig etwas weniger muskulöse als die alten. Bret "The Hitman" Hart gewinnt im Hauptkampf den World Title von Yokozuna - die Show allerdings stiehlt ein neuartiges Spektakel: das Leitermatch zwischen Razor Ramon und Shawn Michaels. Vor allem Michaels bleibt mit seinen waghalsigen Flugmanövern in Erinnerung und begründet seinen Ruf als "Mr. WrestleMania".

Attitude (WRESTLEMANIA 13, 1997)

Die 13 bringt bekanntlich Unglück: Keine WrestleMania hat weniger Pay-Per-View-Zuschauer, zum ersten und einzigen Mal ist sie nicht mal ausverkauft. Die Konkurrenzliga World Championship Wrestling (WCW) hat ihr Hogan und viele Stars abspenstig gemacht und ist in der Zuschauergunst vorbeigezogen, die WWF in ihrer schwersten Krise. Doch an ihrem tiefsten Punkt wird der Grundstein für den Wiederaufschwung gelegt.

Der hochklassige Street Fight zwischen Bret Hart und Stone Cold Steve Austin macht letzteren zum Star: Dass der blutig geprügelte Bösewicht erst bewusstlos werden muss, um von Hart besiegt zu werden, macht ihn zum Publikumsliebling und zum Begründer einer neuen Boom-Zeit - der Attitude-Ära. Das fluchende und Bier trinkende Raubein wird ein Jahr später zum Champion gekrönt, mit Hilfe von Promi-Gastringrichter Mike Tyson.

Der Speer von der Leiter (WRESTLEMANIA X-7, 2001)

Die WWF hat den Konkurrenzkampf mit der WCW gewonnen und sie aufgekauft - und feiert das mit einer WrestleMania, die vielen Fans als beste überhaupt gilt. Höhepunkt 1: das große Duell der beiden Top-Stars Austin und The Rock, an dessen Ende sich Austin mit seinem Erzfeind Vince McMahon verbündet und wieder böse wird. Höhepunkt 2: Das stilbildende TLC-Match zwischen den Dudley Boyz, den Hardy Boyz sowie Edge und Christian, bei denen Leitern, Tische und Stühle deformiert werden. Gipfel des Spektakels: Edge pflückt den viele Meter über dem Ring baumelnden Jeff Hardy mit einem Spear von der Leiter aus der Luft.

Ikone gegen Ikone (WRESTLEMANIA X-8, 2002)

Nach neun Jahren Abwesenheit ist Hogan zurück in der WWF (kurz darauf: WWE) - und auch mit 48 Jahren noch ein Phänomen. Das Publikum bejubelt den Altstar, noch mehr als seinen Gegner The Rock.

Der Star der neuen Generation darf das Match zwar gewinnen, entscheidend aber ist die Erkenntnis: Der Mythos Hogan ist unverwüstlich. Selbst 14 Jahre, einen Rassismus-Skandal und einen Sextape-Prozess später ist festzuhalten: Die Hulkamaniacs bleiben ihrem Helden treu.

Triumph und Tragödie (WRESTLEMANIA XX, 2004)

Zwei Publikumslieblinge auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: Chris Benoit gewinnt den World Title, Eddie Guerrero verteidigt den WWE Title, die beiden Freunde und Weggefährten feiern und weinen gemeinsam. Drei Jahre später sind beide tot.

Der jahrelang drogenabhängige Eddie Guerrero erliegt 2005 38-jährig einem Herzinfarkt, zwei Jahre spätet tötet der 40 Jahre alte Benoit - der als Folge seiner Ringkarriere unter schweren Hirnschäden litt - seine Ehefrau, seinen kleinen Sohn und sich selbst. Das Bild, das einst bei vielen Fans Tränen der Rührung auslöste: Im Nachhinein ist es eine Erinnerung an die Abgründe, die zuweilen hinter der glänzenden Fassade stecken.

Feueralarm (WRESTLEMANIA 22, 2006)

Wrestler, die von Leitern fliegen und durch Tische krachen, 130-Kilo-Mann Brock Lesnar, der mit einem Rückwärtssalto auf Kurt Angle springt (und daneben fliegt): WrestleMania ist immer auch eine Bühne für waghalsige, extreme und zirkusreife Manöver.

Einen drauf setzen Mick Foley und Edge, als sie in ihrem Duell 2006 einen Tisch in Brand stecken und gemeinsam durch ihn fliegen. Der Sprung durchs Feuer bringt Edge den Sieg und dem für seine teils selbstmörderischen Ringstunts berüchtigten Foley - eigentlich da schon im Ruhestand - mit etwas Verspätung seinen großen WrestleMania-Moment.

Ein letztes "Whooo!" (WRESTLEMANIA XXIV, 2008)

In einem letzten großen Match steht bei WrestleMania die Karriere des 16-maligen World Champions "Nature Boy" Ric Flair auf dem Spiel. Sein Gegner Shawn Michaels beendet die Laufbahn der 58 Jahre alten Legende mit seiner Spezialaktion, der Sweet Chin Music - begleitet von den Worten "I'm sorry, I love you." Was den emotionalen Abschied schmälert: Flair kann es doch noch nicht lassen und steigt noch drei weitere Jahre für kleinere Promotions in den Ring.

Die Undertaker-Festspiele (WRESTLEMANIA XXV - XXVIII, 2009-2012)

Seit 1990 hat der Undertaker jedes seiner WrestleMania-Matches gewonnen. Die Versuche seiner Kollegen das zu ändern, sorgen für einen Klassiker nach dem anderen. Shawn Michaels scheitert 2009, setzt 2010 in einem weiteren Duell seine Karriere gegen "The Streak" aufs Spiel - und folgt Flair nach einer weiteren Niederlage in den Ruhestand, nicht ohne seinen Legendenstatus mit zwei finalen Top-Matches zementiert zu haben.

In den zwei darauffolgenden Jahren treibt Michaels' Kumpel Triple H den Deadman an seine Grenzen, schafft es aber weder 2011 in einem normalen Match noch 2012 im Hell-in-a-Cell-Käfig mit Michaels als Gastringrichter. 17:0, 18:0, 19:0, 20:0 - nichts scheint die WrestleMania-Serie des Takers erschüttern zu können. Am Ende liegen sich alle drei in den Armen und lassen sich feiern für vier der größten Kämpfe der WWE-Geschichte.

Noch ein Generationentreffen (WRESTLEMANIA XXIX, 2013)

Dwayne "The Rock" Johnson wurde vom WWE- zum Hollywood-Superstar, er lässt es sich jedoch nicht nehmen, noch einmal in den Ring zurückzukehren und sich in einer großen Matchserie mit seinem Nachfolger zu messen: Bei der 28. WrestleMania besiegt er John Cena, ein Jahr später darf der sich revanchieren. Es ist bis dato das letzte Match des Leinwandhelden und der Ritterschlag für seinen Erben.

21:1 (WRESTLEMANIA XXX, 2014)

Einmal mehr bleibt eine Jubiläums-WrestleMania lange in Erinnerung: Da ist das Märchen des Daniel Bryan, der von der WWE gegen alle Erwartungen zum Champion wird - und eben: das Ende von "The Streak". Nach 21 Siegen in 21 WrestleMania-Matches bekommt Gegner Brock Lesnar die Ehre, die einmalige Siegesserie des Undertaker klar und deutlich mit einem F-5 zu beenden - in einem Match, das wegen einer gefährlichen Kopfverletzung des Takers auf dramatische Weise schief lief.

Ein besonders schockierter Fan im Publikum hat sozialmedial fast noch größere Berühmtheit erlangt als der Moment an sich.

Das Match wirkt wie das Ende der großen Undertaker-Karriere, war es aber nicht.

"This is still my yard" (WRESTLEMANIA 33, 2017)

Der Deadman kommt wieder, besiegt 2015 Bray Wyatt und 2016 Shane McMahon, 2017 endet eine vollgepackte Sieben-Stunden-Show (mit Rob Gronkowski, dem Mania-Comeback von Bill Goldberg gegen Brock Lesnar und einem Heiratsantrag von John Cena für Nikki Bella) mit dem nächsten großen Generationenduell: der Undertaker gegen den immer mehr zum Topstar aufgebauten Roman Reigns.

"This is still my yard", blafft der Taker dem 20 Jahre jüngeren Reigns entgegen - der fügt ihm am Ende doch seine zweite Niederlage entgegen. Der Undertaker zieht traurig von dannen, lässt Hut und Mantel im Ring zurück, alles sieht nach endgültigem Abschied aus - doch bei WrestleMania 34 kehrt der "Deadman" doch wieder zurück.

Women's Revolution (WRESTLEMANIA 35, 2019)

Hübsches Beiwerk? Das war mal: Im 35. WrestleMania-Jahr krönt WWE die "Women's Revolution" und platziert erstmals die Frauen im Hauptkampf der Show.

Ronda Rousey, die durch ihre bei der Kampfsportliga UFC errungene Prominenz großen Anteil daran hatte, trat an gegen Ric Flairs Tochter Charlotte und Becky Lynch, die sich in den Monaten zuvor zur populärsten WWE-Frau hochgekämpft hatte.

Die Irin Lynch (deren Karriere wegen eines dramatischen Ringunfalls in Deutschland eigentlich früh beendet schien) vollendete ihren Aufstieg mit dem großen Sieg über ihre Rivalinnen und sicherte sich damit beide Damentitel der Liga. Rouseys WWE-Karriere liegt seitdem aus privaten Gründen auf Eis, Lynch hält den RAW-Gürtel bis heute und trifft am Wochenende auf Rouseys MMA-Weggefährtin Shayna Baszler.

Die WrestleMania-Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben - es wird sich zeigen, wer das nächste große Kapitel hinzufügen kann.