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Der stille Abgang einer BVB-Legende

Der stille Abgang einer BVB-Legende
Der stille Abgang einer BVB-Legende

Er ist eines der Gesichter von Borussia Dortmund.

Marcel Schmelzer war Kapitän, Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions-League-Finalist. Der Mann mit der Rückennummer 29 war eine der Säulen des Erfolgs. Seine körperliche Gesundheit sorgt nun für das Ende einer Karriere, die ab 2005 so richtig Fahrt aufnahm.

Damals kam „Schmelle“ aus der Jugend des 1. FC Magdeburg in die U19-Mannschaft der Schwarzgelben. Der gelernte Innenverteidiger wurde aufgrund personellen Notstands zum Außenverteidiger umgeschult. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Im Jahr 2008 dann das Debüt für die „großen“ Borussen. Jürgen Klopp berief den damals 20-Jährigen in den Kader der Bundesligamannschaft. Am 09. August gab er im DFB-Pokal gegen Rot-Weiss Essen sein Debüt. Umringt von Namen wie Florian Kringe, Tamás Hajnal, Neslon Valdez und Dédé. Letzterer war es auch, den Schmelzer in der Saison 2009/2010 von der Linksverteidigerposition verdrängte und zum Stammspieler aufstieg - Klopp sei Dank.

Mentor Jürgen Klopp

Den aktuellen Liverpool-Coach sieht Schmelzer als Mentor, beide stehen für den Dortmunder Höhenflug.

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Zusammen feierten sie große Erfolge. In den Saisons 2010/2011 und 2011/2012 die Deutsche Meisterschaft. 2012 kam sogar noch der Gewinn des DFB-Pokals dazu. Über das erste und einzige Double der Vereinsgeschichte sagte Schmelzer damals: „Wir haben Geschichte geschrieben!“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Auch seine Nationalmannschaftskarriere nahm zu dieser Zeit ordentlich an Fahrt auf. Mit der U21 gewann der gebürtige Magdeburger im Jahr 2009 die Europameisterschaft. Beim 4:0 Finalsieg über England wurde er kurz vor Spielende eingewechselt. Im Jahr 2010 dann das erste A-Länderspiel unter Jogi Löw gegen Schweden.

Traumtor gegen Real Madrid

Ebenfalls in Erinnerung wird ihm der 24. Oktober 2012 bleiben. Damals bekamen es seine Borussen am dritten Spieltag der Champions League mit Real Madrid zu tun, neben dem FC Barcelona und dem FC Bayern damals das Nonplusultra des europäischen Fußballs.

Robert Lewandowski brachte den BVB in der 36. Minute in Führung, zwei Minuten später glich Cristiano Ronaldo aus. In der 64. Minute dann der große Moment von Marcel Schmelzer. Der Abwehrspieler nahm nach einer Flanke von Mario Götze den Ball direkt und hämmerte ihn in die untere rechte Ecke. Iker Casillas im Tor der Madrilenen war chancenlos.

Klopp war im Anschluss voller Lobeshymnen auf seinen Schützling: „Das, was Marcel Schmelzer gespielt hat, ist von einem anderen Stern. Glückwunsch an Deutschland, dass es so einen Linksverteidiger hat.“

Die Aussage vom damaligen BVB-Trainer war auch ein kleiner Seitenhieb Richtung Jogi Löw. Der hatte den BVB-Verteidiger ein paar Tage zuvor als Notlösung in der Nationalmannschaft bezeichnet: „Viele Alternativen gibt es jetzt aber auch nicht, also müssen wir mit Marcel Schmelzer die nächsten zwei, drei, vier, fünf Monate weiterarbeiten“, sagte Löw vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Irland.

Ein herber Schlag für den damals 24-Jährigen. Auf die Äußerung angesprochen sagte er damals: „Ich bin aus allen Wolken gefallen“. Das Tor gegen Madrid war Balsam für die Seele.

Für den BVB ging der Weg damals bis ins Endspiel der Königsklasse - mit Schmelzer als wichtigen Teil der Mannschaft. Der Linksverteidiger stand jede Minute der Champions-League-Saison auf dem Platz.

Der krönende Titel blieb ihm jedoch verwehrt. Das deutsche Finale gegen den FC Bayern verlor Dortmund mit 1:2.

Nicht-Nominierung für die WM 2014

Die bitterste Niederlage seiner Karriere erlebte Schmelzer jedoch nicht auf dem Spielfeld, sondern bei einem Telefonat. Jogi Löw teilte ihm kurz vor der Weltmeisterschaft 2014 mit, dass er aus dem endgültigen Kader für das Turnier gestrichen wurde. Ein herber Rückschlag für den Verteidiger, den Weltmeistertitel der Deutschen musste er von zu Hause aus mitansehen.

Generell schien ihn von da an das Glück verlassen zu haben. 2015 verließ Mentor Klopp den Verein und Schmelzer geriet auch bei den eigenen Fans immer mehr in die Kritik. Zwar blieb er unter Nachfolger Thomas Tuchel weiterhin Stammspieler und wurde im Jahr 2016 sogar Kapitän der Mannschaft. Doch die Anhänger machten ihn gerade deshalb verantwortlich für die Erfolglosigkeit in der Bundesliga. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Für Schmelzer eine schwierige Situation, wie er damals zugab: „Wenn du weißt, da sind 80.000 Leute im Stadion, die die Schnauze voll haben - von der Mannschaft allgemein, von dir aber ganz besonders -, dann macht es das nicht einfacher“.

Neustart ohne Kapitänsbinde

Im Mai 2018 entschloss er sich, die Kapitänsbinde wieder abzugeben - für einen persönlichen Neustart, am besten bei einem neuen Verein. Der Wechselwunsch wurde ihm vom BVB allerdings verwehrt. Schmelzer war enttäuscht, er wollte eigentlich im Ausland neu durchstarten.

Fortan wurde es etwas ruhiger um ihn. Verschiedene Verletzungen zwangen ihn zu vielen Pausen. Das letzte Bundesligaspiel absolvierte er vor fast zwei Jahren. Den erneuten Triumph im Pokalfinale in der vergangenen Saison gegen RB Leipzig konnte er nur von der Tribüne aus verfolgen.

Dennoch verlängerte der BVB vergangene Saison den auslaufenden Vertrag, damit der 34-Jährige seine Reha fortsetzen konnte. Nun ist endgültig Schluss.

Folgt jetzt die Trainerkarriere?

Wie geht es nun für ihn weiter?

Nach SPORT1-Informationen will Schmelzer nach seiner Karriere gerne als Trainer arbeiten. Zuletzt hat er sogar bei seinem alten BVB-Teamkollegen Nuri Sahin hospitiert. Der Ex-Dortmunder trainiert seit Oktober 2021 den türkischen Verein Antalyaspor.

Doch bevor Zukunftspläne geschmiedet werden, steht noch ein Spiel in der Bundesliga an. Einen Abschied auf dem Feld gibt es für Schmelzer aber nicht. „Er ist seit gefühlt vier Monaten nicht mehr im Mannschaftstraining, das hat auch ein paar versicherungsrelevante Themen“, erklärte Trainer Marco Rose. „Er wird im Stadion sein - und das hoffentlich nicht zum letzten Mal. Es wird sicher ganz speziell werden.“

Nach 258 Spielen ist mit dem Spiel am Samstag gegen Hertha BSC dann auch offiziell Schluss für Schmelzer. In den Herzen der BVB-Fans wird er immer einen Platz haben.

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