Wieso 2021 wohl nicht das beste Sportjahr aller Zeiten wird

In der Sportwelt werden Jahre mit Olympischen Spielen und Fußball-EM gerne als Super-Sportjahr ausgerufen. Auch das Jahr 2020 hätte ein solches werden sollen. Doch die global fortschreitende Corona-Pandemie durchkreuzte diesen Plan.

Die UEFA entschied daraufhin relativ zügig, die interkontinentale EM 2020 um ein Jahr zu verschieben. Das IOC beharrte zunächst auf einer Olympia-Austragung in diesem Sommer, entschied sich dann aber für eine Verschiebung ins Jahr 2021, wobei der exakte Austragungszeitraum noch nicht geklärt ist.

Dadurch steht schon jetzt fest: Ein Sportjahr wie 2021 hat es noch nie gegeben und wird es auch nie wieder geben. Oder - um es mit den Worten von Star-Trainer Pep Guardiola ausdrücken - ein Super-Super-Super-Sportjahr. Für den Sportfan ein wahres Schlaraffenland nach der momentanen Durststrecke. Und doch gibt es bereits jetzt Probleme.

Zahlreiche Welt- und Europameisterschaften stehen 2021 im Kalender

Denn vor allem durch die Verlegung von Olympia kollidieren momentan zahlreiche Großereignisse aus einzelnen Sportarten mit dem größten Sportereignis der Welt. So stehen 2021 unter anderem die Leichtathletik-WM, die Schwimm-WM, eine Basketball-EM mit Spielen in Deutschland oder eine Rad-WM auf dem Programm. Zudem gibt es noch jährlich wiederkehrende Highlights wie die Grand-Slam-Turniere im Tennis. Diese leiden ohnehin schon in jedem Jahr, wenn parallel Top-Events steigen.

Und nebenbei steht für die Mannschaftssportarten auch noch der Liga-Alltag auf dem Programm. Kurzum: Man möchte den Sportlern raten, die aktuelle Zwangspause auch zur Regeneration zu nutzen, denn 2021 werden die Gelegenheiten zur Erholung rar gesät sein, sollte der Kalender so beibehalten werden.

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Denn neben den Kontinental- und internationalen Meisterschaften sind auch noch zahlreiche Olympia-Qualifikationsturniere in den Teamsportarten angesetzt. Gerade dort droht ein unglaubliches Pensum, das schlichtweg nicht zu bewältigen ist.

Aber auch in den Individualsportarten braut sich Ungemach zusammen. Die Weltmeisterschaften der Leichtathleten (6. bis 15. August in Eugene/Oregon) und Schwimmer (26. Juli bis 1. August im japanischen Fukuoka) sind genau zu der Zeit angesetzt, in der das IOC nun die Olympischen Spiele angesetzt hat. Diese werden vom 23. Juli bis 8. August 2021 stattfinden.

Der Leichtathletik-Weltverband World Athletics kündigte bereits an, seine WM auf 2022 zu verschieben. Dann wiederum soll jedoch von 11. bis 21. August die EM in München stattfinden.

Werden Weltmeisterschaften entwertet?

Wohin also mit den anderen Weltmeisterschaften? Zwei Großereignisse innerhalb kürzester Zeit wären für jeden Athleten eine noch nie dagewesene Herausforderung, die kaum zu bewältigen ist. Zugleich würde auch der Stellenwert einer Weltmeisterschaft, das größte Highlight in jeder Sportart, heruntergestuft werden.

Dies dürfte vor allem den jeweiligen Veranstaltern nicht schmecken, haben sie sich doch zumeist in einem Wettbewerb gegen andere Ausrichter durchgesetzt. Doch wenn die Sportler, verständlicherweise, ihr Hauptaugenmerk auf Olympia legen sollten, könnte eine Weltmeisterschaft alleine schon durch das Fehlen der Top-Stars entwertet werden.

Auch der Deutsche Basketball-Bund verfolgt diese Entwicklung sicherlich mit Sorge. Denn die EM 2021 trägt ihre Finalspiele in Berlin aus. Die deutsche Mannschaft, mit ihren NBA-Stars wie Dennis Schröder oder Maxi Kleber, gehört bei diesem Turnier zum erweiterten Kreis der Favoriten.

Sollte sich das deutsche Team aber für Olympia qualifizieren, erscheint es zumindest fraglich, ob das DBB-Team anschließend auch noch bei der EM im September in Bestbesetzung spielen kann, denn auf Schröder und Co. wartet im Anschluss eine NBA-Saison mit mindestens 82 Spielen. Für den DBB wiederum könnte eine Finalrunde ohne deutsches Team auch ein finanzielles Problem werden.

Nicht einmal der Fußball ist von diesen Problemen ausgenommen. So soll die Frauen-Europameisterschaft ebenfalls 2021 stattfinden. DFB-Nationalspielerin Lena Goeßling plädierte im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1 aber bereits für eine Verlegung: "Ich hoffe, das Turnier wird um ein Jahr verschoben, denn die Aufmerksamkeit leidet sonst zu sehr."

Parallel zur verschobenen EM der Männer und der U21-EM wäre die der Frauen das dritte große Fußballturnier im Juni und Juli 2021 - selbst für den größten Fußballenthusiasten wohl zu viel. Die Verschiebung eines Turniers wäre dann ein probates Mittel, um den Fußball-Plan zu entzerren, auch wenn die EM-Verschiebung auf 2021 dort weniger Chaos verursacht, da in jenem Sommer ohnehin kein Nationalmannschaftswettbewerb vorgesehen war.

Verlegung könnte Problem verschieben

Auch andere Sportarten könnten ihre Großereignisse nach hinten verlegen, um Olympia aus dem Weg zu gehen und das Sportjahr 2021 zu entzerren. Doch so manche Sportart trägt kontinentale Titelkämpfe und Weltmeisterschaften im Wechsel aus, sodass 2022 erneut zwei Großereignisse anstehen würden.

Eine Absage der Veranstaltungen 2021 ist für viele Verbände aus finanzieller Sicht nicht drin, da eine WM oder EM oftmals die Finanzierung für die kommenden Jahre sichert. Und auch die Veranstalter werden sicherlich auf die Durchführung der Wettbewerbe pochen, denn schließlich haben sie viel Geld, beispielsweise in die Infrastruktur, investiert, um die Wettkämpfe bei sich austragen zu können.

Eine Verlegung um einige Wochen nach vorne oder hinten erscheint ebenfalls kaum vorstellbar, denn die Vorbereitung der Sportler ist voll auf Olympia ausgerichtet. Wird ein Wettbewerb nach vorne verlegt, befinden sie sich voll im Training, während nach den Olympischen Spielen der Fokus bei vielen mutmaßlich erst einmal abseits des Trainings liegt.

Während der Sportfan jubelt, steht die Sportwelt selbst also vor einer echten Zerreißprobe - Ausgang offen.