Chaos und Blamagen: Von wegen Superteam

Chaos und Blamagen: Von wegen Superteam

"Ich glaube nicht, dass wir jeden Tag aufstehen und so viel opfern, nur um in irgendwas der Durchschnitt zu sein. Aber wir sehen durchschnittlich aus. Dabei haben wir das Talent, dass wir dominieren sollten."

Die Worte, die Kyrie Irving nach der Pleite der Brooklyn Nets gegen die Detroit Pistons wählte, ließen tief blicken. Das dritte Spiel in Folge und vier der vergangenen fünf Partien hat das vermeintliche Superteam verloren. Dabei sind die Ambitionen doch ganz andere.

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Mit großem Tamtam wurde Mitte Januar die Ankunft von Superstar James Harden gefeiert. Zum bereits bestehenden Super-Duo Kevin Durant und Kyrie Irving wurde der dritte Ballkünstler hinzugefügt.

Die Erstrundenpicks für die kommenden Jahre waren der Preis. Der Trade von The Beard wirkte wie ein Titel-Versprechen, kann doch keine andere NBA-Franchise derartige Star-Power aufbieten.

Und immer wieder lassen die großen Drei auch ihr gemeinsames Potenzial aufblitzen. So erzielten sie im Spiel gegen die Washington Wizards zusammen 93 Punkte, der Angriff ist seit Hardens Ankunft der drittbeste der Liga.

Doch auch das beste Scoring bringt nichts, wenn der eigene Korb offen steht wie ein Scheunentor.

Defensive der Nets extrem schlecht

In elf der zurückliegenden zwölf Partien erlaubte Brooklyn dem Gegner mehr als 120 Punkte. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich beim gegnerischen Team um die an der Spitze der Eastern Conference liegenden 76ers oder um das schlechteste Team der NBA, die Detroit Pistons, handelt.

In der Defensive bieten sich Statistiken des Grauens. Seit Saisonbeginn rangieren die Nets bei der Qualität ihrer Verteidigung nur auf dem 27. Platz von 30 NBA-Teams. Noch viel katastrophaler ist die Bilanz allerdings seit der Harden-Verpflichtung. Seitdem ist das Team aus dem Big Apple gar auf den letzten Platz zurückgefallen.

Vor allem in unmittelbarer Nähe zum Korb ist die Mannschaft von Steve Nash kaum im Stande, den Gegner zu stoppen. "Offensiv-Rebounds passieren, Layups passieren, es passieren keine guten Dinge, wenn der Ball so leicht in die Zone kommt", bilanzierte Irving bereits nach den zwei direkt aufeinander folgenden Pleiten gegen die deutlich schwächer eingeschätzten Cleveland Cavaliers Ende Januar.

"Das waren zwei demütigende Niederlagen", konstatierte der frühere Celtics-Profi.

Eine Pleite nach der anderen

Niederlagen dieser Art haben sich seitdem aber bereits mehrfach wiederholt. Negativer Höhepunkt war wohl die 111:122-Pleite am Mittwoch gegen die Pistons, das schlechteste Team der Liga. (Spielplan der NBA-Saison 2020/21)

"Du musst gemeinsam mit deinen Teamkollegen kämpfen wollen, es dem gegnerischen Team extrem hart machen. Das haben wir nicht getan", ärgerte sich Head Coach Steve Nash nach der Partie. "Das müssen wir ändern. Das Erste ist die Einstellung. Das kann man nicht trainieren, das muss man einfach bringen. Und das habe ich heute über die vollen 48 Minuten nicht gespürt."

Kevin Durant konnte diesen Einsatz gegen die Pistons ohnehin nicht bringen. Der 32-Jährige darf nach der Konfusion im Spiel gegen die Raptors immer noch nicht auf das Parkett zurück.

Durant darf nicht spielen

Am vergangenen Freitag hatte er gegen Toronto aufgrund des uneindeutigen Tests einer seiner Kontaktpersonen zuerst nicht spielen dürfen. Gegen Ende des ersten Viertels durfte er dann doch den Court betreten, nur um im dritten Viertel von der NBA aus dem Verkehr gezogen zu werden.

Ein Hin und Her, das vor allem bei den Nets-Profis für Verärgerung sorgte. (Tabellen der NBA)

Zuvor hatten die Nets lange auf einen anderen Star verzichten müssen. Kyrie Irving fehlte bereits zwei Wochen, weil er unter anderem gegen das Corona-Protokoll der Liga verstoßen hatte.

Titel-Pflicht in Brooklyn

Mit der Vereinigung des Super-Trios und dem Hergeben vieler guter Draft-Picks in den nächsten Jahren ist ein Titel im Barclays Center in den kommenden zwei Jahren beinahe Pflicht. Zu sehr haben die Verantwortlichen alles auf eine Karte gesetzt.

Aktuell liegen die Nets mit einer Bilanz von 14:12 im Osten zwar noch auf Rang drei, Titel-Ambitionen können beim derzeitigen Leistungsstand aber kaum geäußert werden. Zumal die achtplatzierten Toronto Raptors nur eine Niederlage mehr auf dem Konto haben.

Hoffnung auf den großen Coup ist aber trotz der anhaltenden Pleitenserie vorhanden.

"Viele Teams fühlen sich von Beginn an sehr wohl gegen uns und dann müssen wir die restliche Partie über hinterherlaufen. Das ist einfach nicht die Art und Weise, wie man spielen möchte", erläuterte Irving nach der Pistons-Pleite: "Wir müssen die Kurve kriegen. Das haben wir bisher nicht geschafft, aber das werden wir noch. Und ich sage euch: Die Liga wird es merken, wenn das passiert."