Synchronschwimmerin empört über Still-Vorschriften für die Olympischen Spiele

Synchronschwimmerin empört über Still-Vorschriften für die Olympischen Spiele
Ona Carbonell sah sich gezwungen, ihren einjährigen Sohn zu Hause in Spanien zurückzulassen. Foto: Getty/Instagram

Die spanische Synchronschwimmerin Ona Carbonell hat die Organisatoren der Olympischen Spiele scharf kritisiert, nachdem sie gezwungen war, ihren einjährigen Sohn zu Hause zurücklassen zu müssen.

Carbonell sagte, sie sei enttäuscht und desillusioniert, dass sie ihren Sohn, den sie noch stillt, nicht mit nach Tokio nehmen könne, denn ihre Familie wäre in Japan drastischen Einschränkungen unterworfen.

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Carbonell schrieb am Donnerstag auf Instagram, dass ihr Ehemann und ihr Sohn Kai, der fast zwölf Monate alt ist, in einem separaten Hotel in Quarantäne bleiben müssten.

Außerdem schrieb sie, sie dürften ihr Hotelzimmer für die mehr oder weniger 20 Tage, die sie in Japan wäre, nicht verlassen.

„Um hinzugehen und Kai tagsüber zu stillen, wann immer er es braucht, müsste ich das Olympische Dorf, die Blase des Teams, verlassen und zum Hotel gehen, wodurch ich die Gesundheit meines Teams gefährden würde“, erklärte sie in ihrem Post.

„Ich musste eine wirklich schwere Entscheidung treffen … denn die Auflagen der japanischen Regierung sind nicht gleichzeitig vereinbar mit meiner sportlichen Leistung und dem gleichzeitigen Zusammensein mit meiner Familie.“

„Ich hoffe, andere Athleten kommen mit diesen Bedingungen klar und nehmen ihre Kinder trotzdem mit. Ich persönlich kann diese Bedingungen nicht akzeptieren.“

„Es wäre nicht in Ordnung, ich müsste 20 Tage lang die Milchpumpe verwenden und hoffen, dass Kai danach immer noch gestillt werden will, denn das ist sehr wichtig für mich.“

Synchronschwimmerin empört über Still-Vorschriften für die Olympischen Spiele
Gemma Mengual und Ona Carbonell in Aktion bei der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016. (Foto von Matthew Stockman/Getty Images)

Strikte Auflagen für die Familien bei den Olympischen Spielen in Tokio

Ursprünglich wurde Carbonell gesagt, sie könne Kai gar nicht mitnehmen, da Familien der Athleten aufgrund der Covid-19-Krise gar nicht zu den Olympischen Spielen reisen dürften.

Aber nachdem sie mitbekommen hatte, wie andere Athleten und Athletinnen ihre Verzweiflung darüber schilderten, dass sie sich zwischen der Veranstaltung und ihren Kindern entscheiden müssten, wandten sie und ihr Trainer sich an das Internationale Olympische Komitee.

Vor zwei Wochen teilten sie ihr mit, dass sie Kai mitbringen dürfe, allerdings nur unter Einhaltung der von der japanischen Regierung festgelegten Vorschriften.

„Nachdem zahlreiche Menschen mich unterstützt und ermutigt haben, Kai mit nach Tokio zu nehmen, wollte ich meine Enttäuschung und Ernüchterung darüber ausdrücken, dass ich letztendlich ohne ihn reisen muss“, sagte sie.

Synchronschwimmerin empört über Still-Vorschriften für die Olympischen Spiele
Ona Carbonell mit ihrem Ehemann bei den Laureus World Sports Awards 2020. (Foto von TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Die Organisatoren der Spiele sagten in einem Statement, sie würden sich nicht zu Einzelfällen äußern, jedoch alles Erdenkliche tun, um stillenden Athletinnen mit kleinen Kindern die Teilnahme zu ermöglichen.

„Falls notwendig, können Kinder, die noch gestillt werden, und ihre Betreuer die Athletinnen nach Japan begleiten", hieß es.

„Entsprechende Maßnahmen in Bezug auf Tests und Quarantäne werden ihre Einreise in das Land regeln.“

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Die Organisatoren fügten hinzu, dass es einen Bereich im Olympischen Dorf gebe, an dem die Athletinnen Zeit mit ihren Kindern verbringen und sie stillen können. Sie müssen jedoch in privaten Unterkünften übernachten.

Carbonell sagte, nur das Ende der Pandemie würde die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Spitzensport nicht mehr zu etwas machen, das „praktisch unmöglich zu realisieren ist“.

Die Vorschriften rund um Sportlerfamilien und stillende Mütter haben heftige Gegenreaktionen ausgelöst.

Ich schwöre, je mehr ich über die Olympischen Spiele lese, desto wütender werde ich und möchte einfach alles in den Müll werfen. (Das ist die zweite stillende Mutter, von der ich gelesen habe, der gesagt wurde, sie solle ihr Kind zu Hause lassen & die Kontrolle über Frauen und Körper ist ekelhaft)

Zwischen Badekappen für Afrohaar, die verboten wurden, stillenden Müttern, die ihre Babys nicht mitbringen durften, und Cannabis, das unsere schnellste Frau disqualifiziert ... die Olympischen Spiele sind dieses Jahr einfach abstoßend. Kein guter Look @Olympics

Heute Morgen habe ich Geschichten gelesen, dass der Moderator der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele gefeuert wurde, weil er Holocaust-Witze gemacht hat, und dass stillende Athletinnen ihre Babys zu Hause lassen müssen, weil sie sie nicht mitbringen dürfen. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Tag etwas Neues & Negatives über die Olympischen Spiele lese. Sagt den Scheiß endlich ab

Das ist so lächerlich! Das IOC sollte KEINEN Einfluss darauf haben, ob es „notwendig“ ist, dass eine stillende Mutter ihr Kind mit zu den Olympischen Spielen nimmt. Das ist es nämlich. Macht es möglich.

Wann werden wir aufhören, Frauen zu zwingen, zwischen Karriere und Mutterschaft zu wählen? Das ist eine einfache Lösung – familienfreundliche Räume im olympischen Dorf. #Stillen muss nicht nur unterstützt, sondern gefördert werden! Es ist eine Schande, dass @onacarbonell gezwungen wurde, diese Entscheidung zu treffen.

Sam Goodwin

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