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"Das System ist krank": So will Cem Özdemir die Bundesliga wieder spannend machen

In der jüngsten "Doppelpass"-Ausgabe bei SPORT1 sprach Grünen-Politiker Cem Özdemir über seine neue Funktion in der DFL-Taskforce "Zukunft Profifußball". Dabei äußerte er auch Kritik an der unendlichen Siegesserie des FC Bayern München.

Einen ungefährdeten 4:1-Auswärtssieg bei Arminia Bielefeld fuhr der FC Bayern München am Wochenende ein. So weit, so normal. Und doch ein Grund, dass die Alarmglocken schrillen müssen? So denkt - zugespitzt formuliert - Cem Özdemir. Der Grünen-Politiker ist Teil der neuen "Taskforce Zukunft Profifußball" der DFL. Über seine Aufgabe, der Bundeslage wieder zu mehr Ausgeglichenheit und Spannung zu verhelfen, sprach der 54-Jährige in der jüngsten Ausgabe des SPORT1-Fußball-Talks "Doppelpass".

"Ich finde, dass der Sport erst einmal primär kein Wirtschaftsunternehmen ist", erklärte Özdemir im Verlauf der Sendung. Vielmehr sei er etwas für "die Fans, die ins Stadion gehen, sich darauf freuen und ihren Klubs die Daumen drücken". Er fuhr fort: "Als ich jugendlich war und meine Liebe zum VfB Stuttgart begann, war am Anfang der Saison nicht klar, wer am Ende Meister wird. Mittlerweile ist das so. Es ist klar, dass es die Bayern werden, und das macht die Bundesliga nicht mehr spannend, nicht mehr attraktiv und das schadet letztlich auch den Bayern." Die neue Kommission werde dieses Problem zwar nicht lösen können, aber "Dinge sind dazu da, dass man sie auch verändern kann", erklärte er weiter. Dass die "Taskforce Zukunft Profifußball" einberufen wurde, sei ein gutes Zeichen.

"Dazu bin ich nicht Fußballfan geworden"

Diskussionen über den Profifußball würden auch in anderen Ländern geführt: "Die Leute bekommen mit, dass das System krank ist", betonte Özdemir. Es könne so nicht weitergehen, erklärte der frühere Parteivorsitzende der Grünen weiter: "Dazu bin ich nicht Fußballfan geworden." Im Hinblick auf die neue Verteilung von TV-Geldern gebe es zwei Schulen: "Die einen sagen, dass deutsche Mannschaften im europäischen Wettbewerb vorne mit dabei sein müssen." Das sei mit dem Champions-League-Sieg der Bayern in diesem Jahr eindrucksvoll demonstriert worden. "Die anderen sagen: 'Die Bundesliga muss spannend werden.'" Özdemir will hier versöhnen: "Vielleicht gibt es aber auch einen Zwischenweg. Ich will ja nicht den Bayern schaden. Ich bin VfB-Fan, aber auch kein Bayern-Hasser. Ich denke aber, dass auch die Bayern Interesse haben müssen, dass die Spiele jede Woche spannend sind und keine Routineaufgabe sind."

Die "Taskforce Zukunft Profifußball" wurde vergangene Woche von der DFL ins Leben gerufen. In den kommenden Monaten sollen drei Arbeitsgruppen bestehend aus 35 Experten unterschiedlicher Bereiche, von Sport und Gesellschaft über Politik bis hin zur Wirtschaft, die Entwicklungen des Profifußballs diskutieren. Mit Blick in die Zukunft sollen dabei Themen wie Wettbewerbsbalance, Zahlungsströme, aber auch Ethik-Richtlinien und Fan-Interessen diskutiert werden. Die Ergebnisse sollen anschließend vom DFL-Präsidium und der DFL-Mitgliederversammlung mit den 36 Clubs der Bundesliga und zweiten Bundesliga diskutiert werden.