Auch Tedesco muss sich hinterfragen

SPORT1-Experte Marcel Reif (l.) sieht beim FC Schalke zunehmend auch Trainer Domenico Tedesco in der Pflicht

Hallo Fußball-Freunde,

die Situation auf Schalke ist momentan heikel. Dass strukturelle Dinge erst während der Saison angegangen werden, finde ich bedenklich.

Ich verstehe, dass sich der Aufsichtsrat um Clemens Tönnies jetzt Gedanken macht. Die Verantwortlichen können nicht alles weiterlaufen lassen wie bisher. Ob man das laut und in der Öffentlichkeit tun machen muss, wage ich zu bezweifeln.

Fakt ist aber doch: Schalke muss nachjustieren. Und das bedeutet auch: Domenico Tedesco muss sich hinterfragen.

Es liegt nicht nur an den fehlenden Stürmern. Es liegt auch an der spielerischen Qualität. Das war sehr wenig zuletzt. In der Champions League überwinterst du zwar. Aber am Samstag in der Liga war Augsburg in der ersten Halbzeit eindeutig die bessere Mannschaft. Und Augsburg hatte zuletzt vier Spiele verloren.

Und: Welche Spieler sind besser geworden?

Beim FC Bayern sieht die Lage schon wieder besser aus. Wobei Hannover kein Gradmesser war. Gegen Ajax Amsterdam sind die Bayern in der zweiten Hälfte von einer Mannschaft eine halbe Stunde hergespielt worden, die die Champions League nicht gewinnen wird.

Die kritische Einschätzung von Hasan Salihamidzic nach dem Spiel war nur realistisch. Niko Kovac war in dieser Hinsicht nach dem spektakulären Spielverlauf vielleicht etwas zu euphorisch.

In der Liga ist es so, dass Dortmund im Moment die Benchmark setzt. Die Borussia spielt in einem Tempo, das großartig ist. Natürlich können das nicht alle anderen Mannschaften ebenso. Aber sie müssen sich daran messen.

Zum Schluss noch ein Blick in den Tabellenkeller: Dort steht unter anderem der 1. FC Nürnberg. Der Club ist ein echter Aufsteiger. Tradition hin oder her, das zählt nicht. Wenn du hoch kommst, hast du ein Problem - vor allem finanziell. Auf Dauer müssen dir irgendwelche Großkopferten helfen, sonst bist du der designierte Absteiger.

In diesem Jahr ist die Chance groß, drin zu bleiben. Und deshalb ist es richtig, am Trainer festzuhalten, wenn man von ihm überzeugt ist - wie der Club von Michael Köllner. Erst wenn er die Mannschaft nicht mehr erreicht, erst wenn die Spieler fragen: "Woran liegt's? Ich als Spieler bin es nicht, also muss es der Trainer sein."

Erst dann müsste man die Jobgarantie überdenken.

Bis demnächst,
Euer Marcel Reif

Marcel Reif ist nach rund 1.500 kommentierten Spielen eine Reporter-Legende. Für seine Arbeit erhielt Reif unter anderem den "Grimme Preis", den "Deutschen Fernsehpreis" und den "Bayerischen Fernsehpreis". Seit Sommer 2016 begleitet Marcel Reif als Experte den CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.