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Teil 2: Die Situation ist besser – aber noch lange nicht gut

Bild: dpa
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Teil zwei des großen Berichts zur Lage des Frauenfußballs in Deutschland. Mit exklusiven Aussagen von Fußball-Legende Ansgar Brinkmann.

Zum ersten Teil: Der unwürdige Umgang eines Landes mit seinen Fußballerinnen

Unabhängig davon, wie zufrieden die Fußballerinnen mit ihrem Los sind, kann von akzeptablen oder gar fairen Arbeitsbedingungen nicht die Rede sein. Auch, wenn sich in den letzten Jahren schon etwas getan hat. “Ich freue mich, dass Ablösesummen und bessere Gehälter für die Spielerinnen mittlerweile die Regel sind. Das ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne”, findet Ansgar Brinkmann.

Jetzt braucht es den nächsten Schritt: “Es gibt so viel, was getan werden muss. Warum zeigt die ARD in der Sportschau zum Beispiel nicht abwechselnd ein Spiel der Herren- und der Damen-Bundesliga im Wechsel” Drängender ist für ihn jedoch ein Thema: “Zunächst einmal sollte allen Bundesligaspielerinnen ein Grundgehalt von mindestens 2.000 Euro garantiert werden – zur Not vom DFB.”

Den deutschen Fußballverband sieht Brinkmann ohnehin in der Pflicht: “Wir sind ja nicht der ärmste Fußballverband, da muss viel mehr kommen.” Die extreme Fokussierung auf die Herren stört die Bundesliga-Ikone immens: “Der deutsche Frauenfußball war in den letzten 20 Jahren unfassbar erfolgreich, trotzdem geht es nur um die Herren. Das ist unsinnig.”

Fußball wird nicht mehr als gesellschaftliches Gut verstanden

Woran das liegt, ist für Brinkmann klar: “Es geht nur noch ums Geld und nicht um Fußball als kulturelles Gut.” Und mit Mesut Özil, Thomas Müller und Co. lässt sich viel mehr Geld verdienen als mit Maroszan, Lena Goeßling oder Mandy Islacker. Dabei ist das, was diese Topspielerinnen leisten, in Anbetracht der Umstände noch weit bewundernswerter als die Arbeit ihrer männlichen Kollegen.

Thomas Müller im DFB-Team
Thomas Müller im DFB-Team

Das muss sich ändern – und zwar nicht aus einem reinen Selbstzweck heraus. Der finanziell unfaire Umgang mit Fußballerinnen in Deutschland steht exemplarisch für ein grundlegendes gesellschaftliches Problem: Mädchen und jungen Frauen fehlt es in vielen Bereichen weiterhin dramatisch an Vorbildern, an “Heldinnen”, an starken Frauenfiguren, denen sie nacheifern und deren Träume sie teilen können.

Warum sollte ein talentiertes Mädchen sich für den Weg Profifußball entscheiden, wenn selbst ihre Vorbilder kaum davon leben können – oder diese Vorbilder gar nicht erst existieren? Auf diese Weise wird das Klischee, dass Frauen kein Interesse an Fußball haben, zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

Frauenfußball: Schauplatz einer gesamtgesellschaftlichen Problematik

Das Thema ist weit größer als der Fußball, die Problematik ist auf nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens übertragbar: Film und Fernsehen, Wissenschaft, Mode, Politik – sie alle sind Männerdomänen, in all diesen Branchen müssen Frauen um finanzielle und berufliche Anerkennung kämpfen. Es bleibt ein verdammt langer Weg. Und die Frauen-Fußballerinnen haben vielleicht sogar den längsten Weg von allen vor sich. Das ist tragisch und traurig zugleich. Vor allem auch deshalb, weil Besserung nicht in Sicht ist.