Der tiefe Fall eines Wrestling-Helden

Beim früheren WWE-Rivalen WCW regierte er zweimal als Champion und stand im Mittelpunkt bei einem Schlüsselmoment der Wrestling-Geschichte. Bei WWE war er zwischenzeitlich sogar dazu auserkoren, als Nachfolger der Überfigur Hulk Hogan aufgebaut zu werden.

Lex Luger war in den neunziger Jahren einer der größten Stars der Showkampf-Welt, ein Kindheitsheld für viele Fans von damals.

Umso bitterer waren die tragischen Schlagzeilen, die er nach dem Höhepunkt seiner Karriere schrieb.

WWE schuf einen Helden "Made in the USA"

Der am 2. Juni 1958 in Buffalo geborene Lawrence Wendell Pfohl, der seinen Künstlernahmen an Superman-Gegenspieler Lex Luthor anlehnte, war vor seiner Ringkarriere ein vielversprechender Offensive Lineman im Football, stand zwischen 1982 und 1983 auch unter Vertrag bei den Green Bay Packers - für die er jedoch nie ein Spiel bestritt.

Erfolgreicher war er, als er unter der Anleitung von Hogans früherem Trainer Hiro Matsuda zum Wrestling umsattelte: Er machte sich zunächst einen Namen in der Wrestling-Szene in Florida, wo er mit seinem Muskel-Look schnell zum Blickfang wurde. Bis heute legendär: sein Aufeinandertreffen mit der 1988 ermordeten Ringlegende Bruiser Brody, in dem dieser für einen Eklat sorgte, als er aus nicht ganz klaren Gründen jegliche Kooperation mit Luger einstellte.

Luger wechselte 1987 zu den Jim Crockett Promotions, aus denen später WCW hervorgehen sollte und erzielte erste große Erfolge: Er bestritt große Matches mit seinen langjährigen Weggefährten "Nature Boy" Ric Flair und Sting, wurde Mitglied der legendären Gruppierung "The Four Horsemen", in der Wrestling-Welt das "Stable" schlechthin. 1991 stieg er mit einem Sieg über Barry Windham erstmals zum World Champion auf.

Große Show auf einem Flugzeugträger

Zu Beginn des Jahres 1993 debütierte Luger bei der damaligen WWF, zunächst als selbstverliebter Bösewicht mit dem Beinamen "The Narcissist", der sein WrestleMania-Debüt mit einem Sieg über "Mr. Perfect" Curt Hennig feierte.

Nachdem Hogan die WWF verließ (und auch dessen designierter Erbe The Ultimate Warrior sich mit der Liga verkracht hatte) sollte Lugers große Stunde schlagen: Er wurde mit gewaltigem Aufwand neu erfunden als "Made in the USA" Lex Luger, als amerikanischer Super-Patriot - in der Hoffnung, dass er zu einem ähnlich großen Star wie Hogan reifen würde.

Am Nationalfeiertag 4. Juli inszenierte die WWF eine große Show auf dem Flugzeugträger USS Intrepid: Champion und Hogan-Bezwinger Yokozuna - dargestellt als antiamerikanischer Oberschurke - forderte Wrestler-Kollegen und auch Vertreter anderer Sportarten heraus, ihm einen Bodyslam zu verpassen.

Nach und nach scheiterten alle an dem Versuch, den 180 Kilo schweren Samoaner von den Füßen zu holen, ehe Luger mit einem Hubschrauber an Deck landete und den Giganten zu Boden warf.

Luger begann fortan, sich nur noch in den Nationalfarben zu kleiden, tourte gar mit einem Bus namens "Lex Express" durchs Land - als wäre er ein Präsidentschaftskandidat, kein Showfighter.

Bret Hart überholte Lex Luger

Den ursprünglichen Plan, Luger beim SummerSlam den Titel gewinnen zu lassen, änderte die WWF dann ab, ließ ihn nur durch Auszählen gewinnen, wollte den Gürtelgewinn bis zur wichtigsten Show WrestleMania im Jahr darauf hinauszögern - für Yokozuna wurde noch die berühmte Fehde mit dem Undertaker eingeschoben.

Es zeigte sich allerdings, dass Luger als Fanfavorit nicht so gut ankam wie erhofft. Der weniger imposante, aber technisch versiertere Bret "The Hitman" Hart erhielt den Zuschlag, durfte an Lugers Stelle Yokozuna besiegen (der sechs Jahre später mit nur 34 Jahren an einem Lungenödem verstarb). Luger, bei der WWF zuletzt als Partner des ebenfalls früh verstorbenen British Bulldog zu sehen, verließ die Liga eineinhalb Jahre später.

Seine Rückkehr zu WCW - das Comeback-Match gegen Hogan stieg heute vor 25 Jahren - lief erfolgreicher: Lugers Überraschungsrückkehr nach einem Nacht- und Nebel-Wechsel krönte die erste Ausgabe der TV-Show Monday Nitro und blieb in Erinnerung als erster großer Moment des "Monday Night War" gegen das WWF-Flaggschiff RAW.

Luger spielte eine wichtige Rolle in der großen Erfolgsstory um Hogans New World Order (nWo), durfte ihn auch kurz als Champion entthronen. Als das absolute Zugpferd, das McMahon zuvor in ihm sah, erwies er sich jedoch nie. Und nachdem die WCW im Jahr 2001 ihre Pforten schließen musste, folgten die persönlichen Dramen.

Freundin Elizabeth starb an Überdosis

Am 1. Mai 2003 starb Lugers damalige Freundin Elizabeth - Ex-Ehefrau des "Macho Man" Randy Savage und in den Achtzigern der bekannteste weibliche Star der WWF - an einer Überdosis Pillen und Alkohol.

In den beiden Wochen zuvor war Luger zweimal verhaftet worden: Einmal wegen des dringenden Verdachts häuslicher Gewalt (die Polizei hatte mehrere Gesichtsverletzungen bei Elizabeth festgestellt), einmal wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss mit Elizabeth als Beifahrerin.

Die Polizei fand nach ihrem Tod nicht weniger als 13 verschiedene illegale Drogen in ihrem gemeinsamen Haus. Luger war unter anderem als Steroidnutzer entlarvt worden, was er zuvor abgestritten hatte. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, musste später wegen eines Verstoßes gegen die Auflagen vier Monate im Gefängnis.

Wegen Elizabeths Tod macht er sich bis heute Vorwürfe: "Ihr kleines Herz und ihr Körper haben nicht ausgehalten, was ich getan habe", sagte er ESPN.

Wegen Krankheit auf einen Rollstuhl angewiesen

Über seinen Absturz fand Luger zum christlichen Glauben, der aber weiter auf die Probe gestellt werden sollte: Im Jahr 2007 erlitt er einen Rückenmarksinfarkt, einen Nervenschaden, der schwere Lähmungserscheinungen zur Folge hatte.

Luger konnte zwischenzeitlich weder Arme noch Beine bewegen, kämpfte sich durch jahrelange Reha wieder auf die Beine, ist aber mittlerweile wieder auf einen Rollstuhl angewiesen.

Das "Total Package" weiß, dass es ihn noch schlimmer hätte erwischen können. Mehrfach hielt er fest, dass er mit Blick auf seinen früheren Lebensstil froh sein kann, nicht früh verstorben zu sein.

"Es gab da eine Leere, die ich füllen wollte", sagte er im vergangenen Jahr in einem Interview: "Ich hatte nie genug Geld, nie genug Frauen, nie genug Party. Ich bin auf ziemlich dunklen Pfaden unterwegs gewesen."