Final-Krimi! Fataler Schrittfehler kostet Kroatien den Titel

Als Spaniens alte und neue Europameister im goldenen Konfettiregen ihre Goldmedaille feierten, als das unvermeidliche "We are the Champions" aus den Lautsprechern dröhnte und Spaniens Königshaus eilig eine Grußbotschaft schickte, da stand Domagoj Duvnjak mit Tränen in den Augen ein wenig abseits.

Die ungeliebte Silbermedaille um den Hals wog schwer, wieder hatte es für ihn nicht gereicht, wieder blieb Kroatien nur die Silbermedaille.

Neben Duvnjak wirkte auch Kroatiens Igor Karacic besonders traurig. Eine knappe Minute vor Schluss, beim Stand von 21:20, unterlief dem Rückraumspieler ein Schrittfehler, der für die Vorentscheidung sorgte. Alex Duschebajew machte mit einem Hammerwurf zum 22:20 dann alles klar.

Damit kann sich das spanische Team mit der Olympia-Qualifikation in der Tasche in aller Ruhe auf ihr letztes großes gemeinsames Ziel Tokio vorbereiten.

Schon als die Uhr unaufhaltsam die letzten Sekunden runtertickte, lagen sich die Spanier auf dem Spielfeld freudetrunken in den Armen. "Wir sind in Tokio, Tokio war unser großes Ziel", sagte Gedeon Guardiola, Kreisläufer des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen.

Spanien auf einer Stufe mit Schweden

Spanien schaffte mit der erfolgreichen Titelverteidigung das, was bisher nur den Schweden in den Jahren 1998, 2000 und 2002 gelungen war. Zum dritten Mal in Folge standen die Iberer im Finale, 2016 hatten sie gegen Deutschland verloren. Zwölf Spieler, die in Stockholm dabei waren, gehörten auch zur Europameister-Mannschaft 2018.

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Den Kroaten um ihren ungekrönten König Domagoj Duvnjak blieb dagegen zum dritten Mal nach den Finalniederlagen 2008 (gegen Frankreich) und 2012 (gegen Dänemark) der Titel versagt. Alles hat das Team von Trainerfuchs Lino Cervar bereits gewonnen, Kroatien war Olympiasieger und Weltmeister, doch in Europa reichte es bisher nicht zu Gold.

Norwegen holt Bronze - Deutschland mit versöhnlichem Abschluss

Am Samstag hatte Vizeweltmeister Norwegen das Spiel um Platz drei und damit seine erste Medaille in der bis 1994 zurückreichenden EM-Geschichte gewonnen. 24 Stunden nach der enttäuschenden Niederlage im Halbfinal-Krimi gegen Kroatien setzten sich die Skandinavier vor 13.094 Zuschauern mit 28:20 gegen Slowenien durch. Norwegen ist damit für die WM im Januar 2021 in Ägypten qualifiziert, Slowenien muss weiter auf die zweite EM-Medaille nach Silber 2004 warten.

Deutschland belegte Platz fünf nach einem 29:27 gegen Portugal. Hendrik Pekeler, beim deutschen Rekordmeister THW Kiel Teamkollege von Domagoj Duvnjak, bekam die Auszeichnung als bester Abwehrspieler des Turniers. Ins All-Star-Team schaffte es kein deutscher Spieler.

Finale wird zur Defensivschlacht

Das Finale war zunächst scheinbar sicher in kroatischer Hand. Schnell stand es 3:0, die Zuschauer machten die Partie zu einem Heimspiel für Duvnjak und Co. 20 Minuten lang wollte den Spaniern gegen die aggressive Deckung der Kroaten nicht viel gelingen, die eigene offensive und zu offene Abwehr lud die kroatischen Angreifer mit Duvnjak und dem trickreichen Marino Maric am Kreis zu Toren ein.

Der Schachzug von Spaniens Trainer Jordi Ribera beim 7:10 leitete dann die Wende ein. Ins Tor kam Gonzalo Perez de Vargas, ausgezeichnet als bester Keeper des Turniers, und der 29-Jährige vom FC Barcelona war hinter der nun deutlich defensiveren 6:0-Deckung ein bärenstarker Rückhalt. Den Kroaten gelang auf einmal nicht mehr viel, auf der Gegenseite hämmerte Linkshänder Jordi Maqueda den Ball dreimal nacheinander zum 10:10 ins Netz.

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Nach der Pause zog Spanien schnell auf drei Tore davon, doch die Kroaten steckten nicht auf. Immer wieder Duvnjak, immer wieder Regisseur Igor Karacic, ebenfalls ins All-Star-Team gewählt - Kroatien kämpfte verbissen und hielt den Rückstand in Grenzen.

Nach einem 3:0-Lauf gegen plötzlich planlose Spanier kamen die Kroaten noch einmal heran, in der 49. Minute fiel der Ausgleich zum 18:18. Danach war es ein Spiel auf Messers Schneide, in dem am Ende Spanien die abgezocktere Mannschaft war.

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