Wie ein Tour-Star ein dunkles Tal überwand

Wie ein Tour-Star ein dunkles Tal überwand
Wie ein Tour-Star ein dunkles Tal überwand

Nach dem märchenhaften Tour-de-France-Comeback legte Mark Cavendish Hand an sein Denkmal.

Auf einer eisernen Skulptur, zu seinen Ehren aufgestellt im kleinen bretonischen Örtchen Fougeres, hinterließ der britische Radprofi nach seinem Etappensieg am Dienstag eine Botschaft der Zuversicht.

"Always believe" schrieb Cavendish, strich die aufgedruckte Zahl seiner Etappensiege durch und kritzelte eine 31 daneben - die neue Anzahl seiner Tageserfolge bei der Frankreich-Rundfahrt. (Alle wichtigen Begriffe der Tour de France)

"Dieses Rennen hat mir das Leben gegeben, das ich habe. Und ich haben dem Rennen das Leben gewidmet, das ich hatte", sagte Cavendish, der in Frankreich eine emotionale Rückkehr zu alter Stärke hinlegte - an die er auf der heutigen 6. Etappe anknüpfen könnte. (NEWS: Alles zum Radsport)

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Die Zeit von Cavendish schien abgelaufen

In Fougeres, wo er bereits 2015 triumphiert hatte, war Cavendish am Dienstag zu seinem ersten Tour-Tageserfolg seit fünf Jahren gesprintet - obwohl lange Zeit gar nicht absehbar, dass er es überhaupt nochmal auf die berühmteste Rundfahrt der Welt schaffen würde.

Die Zeit von "Cav" schien abgelaufen, die Karriere still zu Ende zu gehen. Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus schwächte vor vier Jahren seinen Körper, der Kampf gegen Depressionen seinen Geist.

Die Diagnose wurde im August 2018 gestellt, nun meint Cavendish, aus dem Gröbsten raus zu sein. "Es waren dunkle Tage", sagte Cavendish später: "Ich habe sie hinter mir gelassen." (SERVICE: der Radsport-Kalender)

Lefevere gab Cavendish eine zweite Chance

Seinen Sport hatte Cavendish in den vergangenen Jahren nicht auf Top-Niveau betreiben können, 2019 und 2020 war er jeweils ohne Sieg geblieben. Dann kam der Anruf von Patrick Lefevere.

Der mächtige Patron der belgischen Star-Equipe Deceuninck-Quick Step gab seinem einstigen Schützling zur Saison 2021 eine zweite Chance, zu vergleichsweise geringen Bezügen, doch das spielte keine Rolle.

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Cavendish startete wieder durch. Er verdrängte den Iren Sam Bennett, immerhin Vorjahres-Gewinner des Grünen Trikots, aus dem Tour-Kader. Und zahlte das Vertrauen nun zurück. "Wir haben mehr als 100 Etappensiege bei großen Landesrundfahrten, aber noch nie habe ich den gesamten Staff weinen sehen", sagte Lefevere. "Es war sehr emotional für jeden."

Cavendish ist ein besonderer Fahrer mit besonderer Geschichte: Er schlug in Frankreich die größten Fahrer aus drei Sprinter-Generationen. 2008, bei seinem ersten Tour-Triumph, wurde Erik Zabel Dritter. Cavendish stahl Fahrern wie Alessandro Petacchi, dem deutschen Rekordetappensieger Marcel Kittel und nun aufstrebenden Sprintern wie Jasper Philipsen die Show (Darum ist Marcel Kittel zurückgetreten).

Vergleiche mit Rad-Ikone Merckx nerven Cavendish

"Der erfahrenste und stärkste Fahrer in diesem Sport hat den Sprint gewonnen", sagte der 23-jährige Belgier anerkennend.

31 Tour-Etappensieg hat Cavendish nun auf dem Konto, mehr als Bernard Hinault (28) und alle anderen klangvollen Namen, die in der Liste folgen. Nur Belgiens Rad-Ikone Eddy Merckx (34 Siege) triumphierte häufiger. Auf den Rekord angesprochen werden will Cavendish aber nicht, auf Nachfragen reagiert er abweisend bis genervt (Eddy Merckx: Warum er trotz Doping-Affären als der Größte aller Zeiten gilt).

Verhindern kann Cavendish die Vergleiche aber nicht, dafür sorgt er mit seinen Erfolgen selbst. Heute könnte der Träger des Grünen Trikots erneut mit der Vergangenheit konfrontiert werden. Die sechste Etappe endet in Chateroux. Vor 13 Jahren war er dort erstmals siegreich.

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