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Der tragische Absturz eines WrestleMania-Stars

Sein größter Moment im Ring war eine Niederlage gegen einen Promi-Amateur - dabei hätte es eigentlich bessere Gründe gegeben, ihn Erinnerung zu behalten.

Bam Bam Bigelow, der Koloss mit dem Feuer-Tattoo auf dem kahlen Schädel, war eines der einprägsamsten Gesichter in der Wrestling-Welt der Neunziger.

Der angeblich 160 Kilo schwere Showkampf-Star war eine athletische Ausnahmeerscheinung, kaum ein anderer konnte damals so viel Gewicht so agil bewegen und so akrobatisch durch die Luft segeln lassen.

Am 2. April 1995, vor 25 Jahren, hatte Bigelow sein bekanntestes Match, im Hauptkampf der Megashow WrestleMania XI stand er NFL-Legende Lawrence Taylor gegenüber.

Der verlorene Main Event sollte der Höhepunkt einer WWE-Karriere bleiben, die eher unter ihren Möglichkeiten blieb - und nach der Bigelows zu kurzes Leben einen tragischen Verlauf nehmen sollte.

Partner von Hulk Hogan

Scott Charles Bigelow wurde am 1. September 1961 in Asbury Park, New Jersey geboren, derselben Stadt, aus der auch Rock-Superstar Bruce Springsteen stammt. Mit dem "Boss" verband Bigelow eine Freundschaft zu dessen langjährigen persönlichen Assistenten Terry McGovern - und dass er eine seiner Spezialaktionen nach dem Album "Greetings from Asbury Park" taufte.

Bigelow war an der Schule ein begabter Footballer und Amateurringer, der sich dann aber früh in Richtung Showsport orientierte und dort schnell die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Nach verheißungsvollen Auftritten in regionalen US-Ligen und in Japan nahm ihn die damalige WWF 1987 unter Vertrag und versuchte ihn als Publikumsliebling groß herauszubringen. Bei der Großveranstaltung Survivor Series im selben Jahr war er Teamkollege von Liga-Aushängeschild Hulk Hogan, ehe eine schwere Knieverletzung sein erstes Engagement in der Liga beendete.

WrestleMania Main Event gegen NFL-Legende Lawrence Taylor

WWF-Boss Vince McMahon holte Bigelow 1992 zurück, nachdem der seinen Ruf vor allem bei NJPW in Japan weiter aufpolierte, unter anderem als Partner eines ähnlich veranlagten Superschwergewichts, des 2018 verstorbenen Big Van Vader.

Bei der damals vor allem auf comicbunte Unterhaltung angelegten WWF bekam Bigelow weniger Raum, sein Potenzial im Ring zu entfalten - aber der nun als Bösewicht porträtierte Bam Bam etablierte sich als Charakterkopf und ernstzunehmender Gegner für Lieblinge wie Bret "The Hitman" Hart und Tatanka. In Erinnerung blieben auch seine Verbindungen mit Managerin Luna Vachon (2010 ebenfalls zu früh aus dem Leben geschieden) und dem Kultstar "The Million Dollar Man" Ted DiBiase, als Vollstrecker von dessen "Million Dollar Corporation".

Zu seinem Karriere-Höhepunkt bei der 11. WrestleMania verhalfen ihm dann zwei Faktoren: Für das groß in Szene gesetzte Gastspiel von Footballer Taylor brauchte McMahon einen Wrestler, der fähig genug war, "L.T." im Ring gut aussehen zu lassen - und dennoch bereit war, sich von ihm besiegen zu lassen.

Bigelow war es und kassierte als Lohn eine für damalige Verhältnisse sehr stattliche Abendgage von 250.000 Dollar.

Bei ECW Champion, bei WCW Rivale von Bill Goldberg

Auf die Niederlage folgte eine Story, in der er aus DiBiases Schurkenbündnis geworfen wurde, der erneute Charakterwandel zum Publikumsliebling war jedoch kein großer Erfolg. Bigelow verließ die WWF noch im selben Jahr, anscheinend auch, weil er Backstage-Konflikte mit Stars wie Shawn Michaels und Kevin "Diesel" Nash hatte.

Nach seinem WWF-Aus blieb Bigelow im Rampenlicht als Champion der kultisch verehrten Liga ECW (deren Boss Paul Heyman große Stücke auf ihn hielt) und bei World Championship Wrestling (WCW), wo er unter anderem als Gegenspieler des aufstrebenden Bill Goldberg inszeniert wurde.

Als WCW 2001 unterging und von der WWF aufgekauft wurde, endete Bigelows Karriere auf großer Bühne.

Im realen Leben Held und tragische Figur

Die späten Lebensjahre von "Bam Bam" (benannt nach dem übermenschlich starken Comic-Baby aus der "Familie Feuerstein") wurden von diversen dramatischen Ereignissen geprägt.

Im Juli 2000 tat Bigelow sich als realer Held hervor, indem er drei Kinder aus einem brennenden Haus rettete (und dabei Verbrennungen zweiten Grades auf 40 Prozent seines Körpers erlitt). Fünf Jahre später verschuldete er einen schweren Motorradunfall in Florida, bei dem seine Lebensgefährtin fast ums Leben kam.

Im Alltag hatte Bigelow schwer mit den körperlichen Folgen seiner Ringkarriere zu kämpfen, er litt an massiven Rücken- und auch an Herzproblemen. Weggefährten berichteten von Schmerzmittel-, Drogen- und Alkoholproblemen des vierfachen Familienvaters, dessen Ehe im Jahr 2000 in die Brüche gegangen war.

"Es ist eine Qual, Bam Bam Bigelow zu sein"

"Es ist eine Qual, Bam Bam Bigelow zu sein", wurde er 2005 in einem Zeitungsbericht zitiert: "Du hast das in der einen Hälfte deines Lebens gemacht und jetzt bist du in der zweiten Hälfte und bist zerbeult und zerschmettert. Was kannst du tun?"

Das Leben des Bam Bam Bigelow endete am 19. Januar 2007, er starb an einer Überdosis Kokain und Medikamente.

Das "Beast from the East", das in seinen besten Zeiten ein Millionengehalt verdiente, starb verarmt. Die Hinterbliebenen mussten befreundete Wrestler-Kollegen und Ex-Boss McMahon um die Finanzierung der Beerdigung bitten.